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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1968-02/0052
fehlen, und der lustige Schweizer hat auch immer frohen Mut. Das Jagdlied Nr. 36
bedarf allerdings der Blechmusik als Begleitung. Mit achtfachem Heil! erschließt
im „Morgenlied" die „ros'ge Hand der Sonne Tor".

Auch zahlreiche gesellige Lieder enthält unser wertvolles Büchlein. Wir finden
darin das unvergängliche Bundeslied von Mozart wie auch das längst vergessene
„Der Sängerbund", der stark und groß sein möge. Gerne möchte man „Die Lebensweisheit
" wieder hören, dessen beherzigenswerter Text also beginnt: „Wer
stets vergnügt und heiter die Erdenbahn durchlebt, und auf der Ehren Leiter
nicht ängstlich aufwärts strebt, der fühlt gewiß hinieden des Herzens stillen Frieden
, den Himmel in der Brust." Feierlich und ewig gültig erklang auch der
Priesterchor von Mozart, gefolgt vom Lied, das „Wie ein stolzer Adler" zum
Himmel empor schwang. Mit Spohr ließ man in schwierigen Tonfolgen den Gesang
hochleben. Den Namen des Vereins, „Eintracht", finden wir in „Des Sängers
Tafellied".

Notieren wir noch das einzige aufgeschriebene Lied in alemannischer Mundart,
das Hebel'sche Lied von Hans und Vrene: „Es gfallt mer numme eine und selli
gfallt mer gwiß". Auch Beedigungslieder gehörten zum Liederschatz des Vereins.
Merken wir uns das schöne „Ruhig ist des Todes Schlummer - und der Schoß der
Erde kühl" und das unvergleichliche: „Wie sie so sanft ruhn alle die Seligen, zu
deren Wohnplatz jetzt meine Seele schleichet, wie sie so sanft ruhn in ihren Gräbern
, tief zur Verwesung hinabgesenket."

Im Revolutionsjahr 1848 zog der (auch durch den Gesang) sehr begeisterte
Johann Georg Heckendorn mit den Freischaren nach Kandern. Fast hätte ihn dasselbe
Schicksal wie das des Anführers Friedrich Neef aus Rümmingen ereilt, der
in Freiburg standrechtlich erschossen wurde. Als nämlich auf der Scheideck die
ersten Schüsse von Feindesseite fielen, weigerte sich der junge Freiheitsheld als
gedienter Soldat, wie die anderen die Flucht zu ergreifen. Er wurde gefangengenommen
und lernte in den Kasematten in Rastatt Gott und die Sieger erkennen.
Nur dem Umstand, daß sich ein Forstbeamter für ihn eingesetzt hat, sollte er sein
Leben verdanken. Sein Liederbüchlein von 1852 — er sang jetzt ersten Tenor,
wahrscheinlich im gemischten Chor — enthält ausschließlich religiöse Lieder. Nebst
längst vergessenem Liedgut finden wir auch noch heute gesungene Lieder, wie z.B.
„Der Pilger aus der Ferne". Ein herrliches Passionslied in alemannischer Mundart
verdient, der Vergessenheit entrissen zu werden: „Wer hangt dort mit em bleiche
Gsicht am Krüz von Gogatha: S'isch d'Krone, wo nen blütig sticht, s'sind scharfe
Dorne dra". So endet mit der dreizehnten Strophe: „O jetzt isch's Sterbe nümme
schwer, ich förcht mi nimme meh, ich ha my liebe guete Herr jo für mi sterbe seh."

Gar oft und gerne wurde auch im geselligen, nicht vereinsmäßig gebundenem
Kreise gesungen. Denken wir nur an die Spinnstuben, wo nicht nur geschäkert und
Schauergeschichten erzählt wurden. Davon berichtet das handgeschriebene Liederbüchlein
der Maria Barbara Döserich von Binzen. Sie wurde 1812 in Binzen als
Tochter des Schmieds Joh. Jakob Döserich geboren und wuchs dort auf. Als ihre
Tochter Maria Katharina sich 1860 mit dem Schmiedmeister Karl Friedrich Neef
vermählte, zog sie mit dieser nach Wittlingen, wo sie, nahezu 80jährig, unverheiratet
starb. Ihr Büchlein enthält von bekannten Liedern das Abschiedslied „Ich
habe den Frühling gesehen, ich habe die Blumen begrüßt". Ferner finden wir
darin solch alte Bekannte wie „In der Heimat ist es schön", „Ihr Berge, lebt wohl"
und „Wer hat das erste Lied erdacht?" Köstlich naiv ist das folgende: „An einem
Bach, der rauschend floß, ein armes Mädchen saß, aus ihren blauen Augen floß
manch Tränlein in das Gras." Darauf wirft sie sich, eine zweite Ophelia, blumengeschmückt
in den Strom. Glücklicherweise hatte ein reicher, aber trotzdem empfindsamer
Herr Mitleid mit der armen Vollwaise. „Und, o sieh! Er tat's". „Er
nahm sie in sein Haus der gute, reiche Mann, zog ihre Trauerkleider aus und zog

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