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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1969-01/0015
mußte, hart genug. So ist es ihm ganz besonders hoch anzurechnen, wenn er noch
Gelegenheit und Zeit fand, manch törichten Streich mitunter zwischen die klugen
einlaufen zu lassen. Anscheinend ist er bei den Mosellanern aktiv geworden, obwohl
das Verbindungsstudententum damals in Erlangen verboten war. Auch einen Hund
hielt er sich nach forscher Studentensitte. Von einem Uber-die-Stränge-Schlagen aber,
wovon eine haltlose und schlecht beratene Legende wissen will, konnte schon infolge
der mißlichen Geldverhältnisse des jungen Theologen keine Rede sein. Es flog ihm
nicht regelmäßig mit dem Monatsersten ein fetter Wechsel zu. Der Vormund Sebastian
Währer in Hausen schickte überhaupt kein Geld; er war harthörig auf diesem
Ohr. Preuschen erwirkte in Karlsruhe Vorschüsse und Begünstigungen bei der geistlichen
Verwaltung. Studiert wurde allerdings nicht gar viel."

Die Meinungen über Hebels Studentenleben sind also sehr entgegengesetzt.
War nun Hebel in Wirklichkeit ein leichtsinniger Student, der seine Kollegien
versäumte und bummelte und daher bei seinen ehemaligen Gönnern in Mißkredit
kam, da das Examen nicht nach den Wünschen seiner Prüfer ausfiel? Diese Frage
nach bestem Wissen und Gewissen zu beantworten, soll nun Aufgabe der nachfolgenden
Ausführungen sein. Die Quellen, die zu dieser Forschung herangezogen
wurden, sind bisher noch nicht verwendet worden. Es sind dies die Untersuchungsakten
der Universität Erlangen aus dem Jahre 1781, sodann Stammbücher einiger
seiner Freunde und sein eigenes.

Wir sehen unseren jungen Mulus Johann Peter Hebel von Karlsruhe aufbrechen
und am 28. April 1778 die Wanderung nach Erlangen antreten, auf der ihn zunächst
einige Mitabsolventen des illustren Gymnasiums begleiteten. Im Vollgefühl
der anbrechenden akademischen Freiheit schrieb Hebel in das Stammbuch seines
späteren Freundes Johann Wilhelm Schmidt, des bekannten Hügelheimer Pfarrers,
bei der Trennung ihrer Reisewege in Durlach am 28. April folgenden Denkspruch
ein:

„Ich bin hier in der Fremde
Und habe nur ein Hemde,
Wenn das zur Wäsche springt,
So lieg ich in dem Bette,
Wie Phylax an der Kette
Bis man mirs wieder bringt."

Seine Widmung hierzu lautete:

„Diese Zeilen widmet Ihnen, bester Freund, Ihr ergebenster
Hebel, der Theologie Beflissener aus dem Badenschen.

Wie sah es aber nun mit dem Verbindungswesen an der Universität Erlangen
bei der Ankunft Hebels aus?

Markgraf Alexander von Ansbach hatte nach dem Tode des Markgrafen Friedrich
Christian von Bayreuth am 20. Januar 1769 aufgrund des Brandenburgischen
Hausgesetzes das Fürstentum Bayreuth in Besitz genommen. Schon am 22. Januar
1769 hatte der neue Fürst die Universität seines besonderen Schutzes versichert
und Ruhe und Ordnung unter den Studierenden verlangt. Sein Ausspruch war:
„Ich will lieber wenige und gesittete, als viele und ungesittete Studenten haben".
Am 29. Januar 1769 hatte er sich zum Rektor der Universität erklärt; am 8. Februar
befohlen, daß alle Landeskinder wenigstens zwei Jahre in Erlangen studieren
müßten, wenn sie auf Anstellung im Lande Anspruch machen wollten, und
am 2. März alle Ordensverbindungen untersagt. Trotzdem bestanden solche Verbindungen
im Geheimen weiter. Die erste Untersuchung gegen landsmannschaftliche
Verbindungen hat im Mai 1773 stattgefunden. Das Ergebnis war die angeordnete
Auflösung aller Verbindungen. Die Hauptanführer kamen mit Karzerstrafen
davon, die übrigen wurden mit Verwarnungen bedacht. Nach außen hin
lösten sich alle Verbindungen auf, bestanden aber trotzdem weiter, nur hüteten
sie sich, aufzufallen und verdächtigt zu werden.

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