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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1969-01/0016
Bei Hebels Ankunft in Erlangen existierten die Landsmannschaften der Ansbacher
, der Bayreuther, der Franken und der Mosellaner. In der fränkischen
nistete als engerer Kreis der „schwarze Orden" oder „Orden der Harmonisten";
in der der Mosellaner der „Elsässer- oder Amicisten-Orden". Es war allgemeiner
Brauch, daß der neuangekommene Studierende in die Landsmannschaft seiner
Landsleute eintrat, wenn er sich nicht Zwistigkeiten und Verfolgungen dieser aussetzen
wollte. Er stand dann unter dem Schutze dieser Landsmannschaft, erhielt
Ehrenschutz und besuchte den Fechtboden derselben. Falls er zum Duell herausgefordert
wurde, stellte diese die Beauftragten, Sekundanten, Zeugen und die
Waffen.

Für Hebel kam daher nur die Landsmannschaft der „Mosellaner" in Frage, in
der sich die Badener, Elsässer, Pfälzer, Zweibrücker, Schwaben, Nassauer, Hessen
u. a. befanden, die man seiner Zeit als „Reichsländer" bezeichnete; stolz schrieb er
auf das Titelblatt hinter seinem Namen: „Bado - Mosellanus", womit er seine
Zugehörigkeit zur Landsmannschaft der „Mosellaner" zum Ausdruck brachte.

Bevor wir uns mit den Einzelheiten dieser Landsmannschaft näher befassen,
sei ein netter Erlanger Stammbuch-Vers aus dem Jahre 1750, der uns einen interessanten
Einblick über das Leben an verschiedenen Universitäten gewährt, eingeflochten
.

„In Erlang ist die Mode nicht, daß man so Tag und Nacht
Bey einem Hannchen sitzt, wie manns in Leipzig macht.
Wir können nicht den Kopf wie die Hallenser hängen
Und uns vor Gottes Thron mit guten Werken drängen.
Auch hier ist nicht der Ort, wo man jenaisch raufft.
Man sieht auch nicht, daß man gut Wittenbergisch saufft.
Wir thuns zu seiner Zeit. Gibt man den Kuß in Ehren;
Hat man schon längst gesagt, so kann ihn niemand wehren.
In Halle betet man; man bet't auch in Erlang:
Hier freudig und getrost, dort blos mit Menschen Zwang.
Bisweilen kann man nicht zu jedem Dinge schweigen,
Man muß den Schwärmern auch die blose Klinge zeigen.
Man trinkt zu seiner Zeit gar wohl ein Gläsgen Wein
Und schenkt, nachdem es kommt, auch wohl das zweite ein."

Dieses Verslein sagt uns, daß das Studentenleben überall verschieden war.
Daher dürfen wir nicht in den Fehler verfallen, Erlangen mit Halle, Jena, Wittenberg
, Leipzig und anderen Universitäten gleichzusetzen.

Die „Mosellaner", die für Hebels Erziehung fürs Leben einen der wichtigsten
Grundsteine legten, lebten nach gewissen Regeln oder „Grundprinzipien", die in
acht Punkten zusammengefaßt waren:

1. Freundschaft ist das Fundament der Verbindung; folglich muß jedes Mitglied das
Seinige zur Erhaltung der Freundschaft beitragen, es muß mit jedem Gliede gut
meinen und sein Wohlsein aufrichtig zu fördern suchen.

2. Beleidigungen, welche ein Mitglied dem andern zufügt, müssen gütlich abgetan und
verglichen werden, wie es unter Freunden Sitte und Recht ist.

3. Beleidigungen von einem Fremden dürfen nicht gelitten werden, denn, wenn dies
bekannt würde, so fiele der Verdacht der Feigheit und des schiefen Sinnes auf die
Verbindung selbst.

4. Folglich hat jedes Mitglied das Recht, darauf zu sehen, daß kein anderer beleidigt
oder beschimpft werde.

5. Das gesellschaftliche Vergnügen macht die Würze der akademischen Freundschaft
aus; folglich müssen die Mitglieder ihre Vergnügungen mit einander durchführen.

6. Freundschaftliche gegenseitige Dienste der Mitglieder müssen dankbar anerkannt und
in vorkommenden Fällen erwidert werden; wer dies nicht tut, ist unwürdig, in der
Verbindung zu bleiben.

7. Was die Gesellschaft durch Mehrheit der Stimmen beschließt, dem darf sich kein
einziges Mitglied widersetzen. Wer dies tut, kann nicht in der Gesellschaft bleiben.

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