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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1969-01/0056
Der Miesme

Frühlingsbrauch in Karsau-Riedmatt

Wie der Hisgiir in einigen Dörfern des Markgräflerlandes um Müllheim am
Sonntag Lätare, „Ladäri", also an Mittfasten, dem 4. Sonntag in der Fastenzeit,
mit seinen Sprüngen und Versen zum Brauchtum gehört, durch das der Winter
verbannt und der Sommer herbeigeführt werden soll, ist auch noch der weniger
bekannte Heischeumzug der Burschen in Karsau und Riedmatt am Dinkelberg,
der Miesme (= Moosmann), in seiner Art einmalig, noch üblich. Beide Bräuche
haben den gleichen Tag, das Rufen und Heischen, aber auch ihren geheimen, nicht
ganz deutbaren ursprünglichen Sinn und wohl auch die vielfach gewandelte Abweichung
von ihrer Urform gemeinsam. Nach dem ursprünglichen Sinn und Wort
stand neben dem Winter, einer Strohpuppe, der Sommer, eine grüne Moosfigur.
Der Sommer zog als Sieger feierlich ins Dorf, begleitet von den mit langen,
bändergeschmückten Haselruten bewehrten Burschen, welche ihre Segens- und
Heischeverse vor den Häusern aufsagten.

Merkwürdig für die Gestalt des „Miesme" ist die weibliche Darstellung entgegen
ihrem männlichen Namen. Sowohl der Rock als auch die Jacke aus Stroh,
das Larvengesicht mit der „Markgräfler Hörner-Chappe" weisen auf die nachträgliche
Wandlung hin. Das Stroh des Winters hat das Mies (mundartl. = Moos)
des Sommers verdrängt, aber die weibliche Figur des Sommers hat sich durchgesetzt
. Sollte hier die Vereinigung vom Manne Winter mit der sieghaften Frühlingsbraut
, dem segenspendenden „Ufertbrütli" vollzogen worden sein?

„Miesme" • Im vergangenen Jahr versahen die Buben des 9. Schuljahres die Puppe unter
Anleitung ihres Klassenlehrers G. Brehm erstmals mit einem geschnitzten Holzkopf.

(Aufn. E. Willmann, Karsau)

Einmalig ist auch der Hinweis auf ein wohl ursprüngliches Mooskleid. Moosleute
, Moosmännli oder -wiibli sind in Sagen und Märchen meist als gutartige
und hilfsbereite Wesen dargestellt. Backen sie Brot oder Kuchen, verschenken sie
davon. Vielfach werden solche Waldfrauen mit den Zügen der Göttin Perchta

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