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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1969-01/0060
Der Daur-Tag in ötlingen

von Albert Eisele, Kandern

Alljährlich versammelt sich Ende Februar der Freundeskreis von Hermann
Daur an seinem Grabe in ötlingen, denn der Maler der Heimat ist am 21. Februar
1870 in Lörrach geboren und am 21. Februar 1925 gestorben. Was führt alle die
vielen Jahre hindurch alljährlich einen großen Kreis von Freunden des Malers
zu seinem Grabe? Die engere Heimat hat eine ganz große Zahl namhafter Maler
hervorgebracht, die alle etwa gleichaltrig sind: Hans Adolf Bühler ist 1877 in
Steinen, August Babberger 1885 in Hausen, 1881 ist Adolf Strübe geboren, der
heute noch als einziger jenes Kreises als Professor in Lörrach lebt. Sein Bruder
Hermann, bekannter als Dichter unter dem Namen Hermann Strübe-Burte, war
zwei Jahre älter. Zu nennen sind ferner Hans Hausamannn und Ernst Schleith,
der 1871 in Wieslet geboren wurde, und dann der in Weil am Rhein geborene
jetzt 90jährige und immer noch frische Adolf Glattacker. Nur Professor Strübe
und Adolf Glattacker leben noch und kommen alle Jahre nach ötlingen.

Man nennt die Zusammenkunft in ötlingen meist im Anklang an den Hertinger
Hebelschoppen im Herbst jeden Jahres, zu dem auch von Kandern aus
eingeladen wird, den Daur-Schoppen, weil in Hertingen sich an die Feierstunde
in der Kirche das freudige Stündlein im Rößli anschließt, während wir in ötlingen
nach einem Gedenken am Grabe mit einer kurzen Ansprache uns im Ochsen versammeln
. Was Hermann Daur uns bedeutet, hat Karl Berner, der oft mit ihm am
Hebelschoppen beisammen war, in folgende Worte gefaßt:

„Bild um Bild isch wie vom Fründ e Grueß!
's isch alles drin, sy heimetstolzi Art,
Sy stille Blick, sy Gmüet so treu un zart,
Un wenn er gmolt het dusse ganz ällei,
So het em jede Baum un jede Stei
Un jedi Wulke, wo am Himmel stoht,
Un uf de gele Halme unser Brot
E schöne Grueß vo guete Geistere gsait —
So het er d'Heimet gmolt im Sunntigchleid!

In einem seiner Briefe an den engsten und ältesten Freund Heinrich Brenzinger
in Freiburg schrieb Daur später einmal: „Ich steh als holziger Mensch
im Leben drin und hab immer kämpfen müssen — mir scheint nicht immer die
Sonne, — aber das weißt Du ja, daß mein höchstes Glück nur darin besteht, wenn
ich Freude machen und Freude bringen kann! Dahin geht ja mein ganzes Streben:
Freude zu machen, wo es möglich ist und gerade der Künstler kann es wohl —
oder sollte es können: den Menschen mit seinen schönen Gaben Freude und Sonnenschein
bringen, weil es eben für ihn nichts Schöneres gibt als seine Kunst wahr
und echt auszuüben." Und darum steht auf dem Gedenkstein bei der Kirche in
ötlingen, den Brenzinger dem Freunde setzen ließ, ein Spruch — eine gemeinsame
Arbeit von Brenzinger und Hermann Eris Busse — folgenden Wortlautes:

„Hebel besang das Land um Wiese, Blauen und Rhein
Du offenbartest uns die Heimat in strahlendem Schein.
Beide greift Ihr, zwei innig verwandte Seelen
Machtvoll beglückend uns Alemannen ans Herz."

Das ist das, was entscheidend ist, daß er wie Hebel das Herz anspricht. Brenzinger
hat einmal erzählt: daß er mit Daur über einen gemeinsamen Freund sich
unterhalten und gesagt habe, daß dieser Mann so sehr unruhig und nervös sei.
Darauf habe Daur nur gesagt, er könne das nicht verstehen, wo er doch das

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