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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
31.1969, Heft 2/3.1969
Seite: 101
(PDF, 16 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1969-02-03/0039
Im Keller des Weinguts Hermann
Dörflinger in Müllheim sahen wir
dieses 1000-Liter-F aß mit einem
künstlerisch geschnitzten Faßboden
. Küfermeister Fritz Meier
in Kandern hat das Faß angefertigt
, Kunstbildhauer Theodor
Christ in Badenweiler hat nach
eigenem Entwurf Faßboden und
Riegel geschnitzt. In der Mitte
der Schnitzerei mit dem Familienwappen
und dem Eintrag des
Dörflinger-Ahnen in ein Zürcher
Urkundenbuch um das Jahr 1411
ein Blick auf Müllheim mit dem
Blauen nach einem Stich Merians.
Der Faßriegel stellt einen traubenbekränzten
Bacchus dar. (Aufnahme
: Fritz Fischer, Müllheim)

warteten Erfolg: Die Vorlese, welche dem Pfarrer, den Adligen, den Vögten,
Trottknechten und Bammerten vorrangig gewährt war, mißachteten die Binzener
— beim Vorlesen könnten ja auch ihre Reben abgeherbstet werden. Nach dem
Bericht trugen sie ganze Körbe voll geschnittene Trauben aus dem Berg, unver-
zehntet, um sie in Basel auf dem Markt zu verkaufen oder dem Weinhändler
Eckenstein anzubieten, welcher daraus den begehrten „Chörbliwein" trottete.
Vor allem sind die st. bläsischen Herbstakten voller Klagen über immer wieder
neu entdeckte Mißbräuche. Der General-Befehl des Abtes von 1755 richtete sich
an die Ortsvorgesetzten im Rebland und verlangte strenge Kontrollmaßnahmen:
Die örtlichen Herbstaufseher sollten darauf achten, daß kein gefülltes Geschirr
unverzehntet zwischen den Stöcken versteckt bleibt. Verzehntetes Mostgut — also
nur gestoßene Trauben — mußten die Bauern, sofort nach dem „Ankerben", von
den Zehntboggden nach Hause führen. Das Zehntnehmen hatte Vorrang vor der
Abgabe des Bodenzins-, Bann- und Kelterweins. Letztere wurden aus dem Keller
vom Faß an die zuständige Schaffnei am Ort übergeben. Neben zehntpflichtigen
Reben, die vermarkt waren, gab es auch zehntfreie Stücke, dann die besonderen
Teilweinstücke. Bis da jeder Rebherr befriedigt war, konnte man zwischen den
Zeilen manches bittere Stoßgebet zum Hl. Urban, — dem Weinpatron —, hören,
er möge doch beide Augen zudrücken, wenn die Büggi einen großen Bogen um
die Aufseher nehmen. Wie klagten doch die Pfarrherren dann, wenn der Wein aus
ihrem Kompetenzfaß nicht zu genießen war, sauer und schimmelig schmeckte!

Die Rebsorten teilten auch den Berg — gemeint ist der Rebberg — in 3 oder
4 Lagen ein, die nacheinander geherbstet wurden, damit die Zehntboggden immer
an Ort und Stelle sein konnten. Am Morgen wurde in den Berg hinein- und am

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