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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
31.1969, Heft 2/3.1969
Seite: 115
(PDF, 16 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1969-02-03/0053
„. . . In der holzgetäfelten, niederen Wirtsstube des „Leuen" zu Blansingen
oder des Brödlinhofs, was ein und dasselbe bedeutet, hatte soeben der Vogt
Kiebiger den Knechten und Mägden und Taglöhnern, während sie sich am Tischtuch
den Mund abwischten, den Morgensegen aus dem Starkenbuch vorgebetet,
und das Gesinde hatte sich dann wort- und lautlos eins ums andere zur Stubentür
hinausgedrückt. Er, der Vogt, und seine Frau, die Tochter und der Schwiegersohn,
der Brödlin, hatten ihr Frühstück früher schon am Herrentisch verzehrt.

Der Vogt hatte vor sieben Jahren (1784) größtenteils abgegeben an seinen
Schwiegersohn Brödlin und wohnte eigentlich im Seitenbau des Hofs, dem kleineren
früheren Wohn- und Wirtshaus; das große geräumige, jetzige Wohnhaus mit den
weitläufigen Ökonomiegebäuden hatte Brödlin, ein Sohn des Lörracher Posthalters
, erbaut, und daher trug das Ganze den Namen Brödlinshof.

Ein großes Gut von Äckern, Matten und Reben gehörte zum Hof, und
Brödlin, der jetzt gerade dreißig Jahre zählte und ein unternehmender Mann war,
hatte eine Art landwirtschaftliches Mustergut hergestellt. Er war in seinen
Knabenjahren auf dem Pädagogium und hatte dann die Kaufmannschaft erlernt,
war auch längere Zeit in der Schweiz gewesen, so daß sein Horizont nicht mehr
des gewöhnlichen Bauern war, während bei seinem Schwiegervater Kiebiger in
Haus und Feld alles noch denselben Trott ging, wie bei seinem Urgroßvater
schon . . ." (Aus „Der Präzeptoriatsvikari" von Hermann Albrecht; Schopf heim 1881)

Vorläufer des bekannten Gasthofes an der alten Landstraße über den Schlien-
gener Berg und Isteiner Klotz zu Blansingen war das Gasthaus zum „Löwen",
dessen Schildgerechtigkeit am 8. Juni 1712 mit 12 fl. von Conrad Enderlin erworben
wurde 1). Mit dessen Tochter Rebecca E. erheiratete (1733) Michael Kibiger,
Metzger, und Sohn des Johann Kibigers von Eggenen die Wirtschaft. Deren Sohn
Simon Kibiger, der Röttier Viertelvogt, wirtete 1758 zusammen mit seiner Frau
Anna Maria Fünfschilling von Tumringen auf dem „Löwen". Deren Tochter Anna
Maria Kibigerin heiratete 1786 den Landposthalter und Kronenwirt von Lörrach,
Johann Brödlin (1760—1821).

Das Realrecht zum „Löwen" ruhte bereits zu deren Zeit. Die Eheleute hatten
sich, wie H. Albrecht richtig vermerkt, auf ihr Mustergut verlegt. Als sein Vorschlag
, die Wirtschaft nur mit dem festgelegten Akkord von 30 fl jährlich weiter
zu führen, von der Behörde abgelehnt wurde, verzichtete er auf die Gemeindewirtschaft
, die niemand übernehmen wollte.

Die Gemeinde Blansingen wollte daher taugliche Bürger durch Los bestimmen,
welche die Gemeindewirtschaft ohne Widerrede auf 2 Jahre übernehmen sollten.
Durch Stimmenmehrheit wurde nun Martin Koch dazu veranlaßt. Dessen Sohn
bewarb sich 1835 mit Erfolg um die Schildgerechtigkeit „Zum Rößle" für sein
Haus oben im Dorf, personal auf Lebenszeit.

Die Erben des Brödlinhofes: Johann Jakob Vogelbach, Kronenwirt zu Lörrach
und Anna Maria Brödlin und Sebastian Vogelbach, Dreikönigswirt von
Lörrach und Magdalene Katharina Brödlin verkauften das Anwesen am 29. September
1867 an die Gemeinde, von der es umgehend der Schmiedemeister Ernst
Gräßlin öffentlich um 1500 fl ersteigerte. Am 27. April 1868 wurde ihm das
Schild zum „Römischen Hof" genehmigt. Der junge Wirt, Sohn des Hufschmieds
Karl Friedr. Gräßlin von Holzen, war mit A. M. Eichin verheiratet. Deren Tochter
Barbara Gräßlin ehelichte den Metzger Johann Georg Geugelin, und diese übernahmen
im Januar 1894 die Wirtschaft. Den anderen Hofteil hatte Ludwig Storz
erworben. Nach dem ersten Weltkrieg öffnete der Sohn Karl Friedrich Geugelin
die vorübergehend geschlossene Wirtschaft, welche nun nach des Vaters Tod
von dessen Sohn Karl Geugelin seit 1964/65 geführt wird.

Quellen: 1) (GLA 74/9872; 1740/41)

Landratsamt Lörrach; Registratur, Verwaltungssachen.
Evgl. Pfarramt Blansingen. Archiv; Kirchenbücher.

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