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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
31.1969, Heft 2/3.1969
Seite: 119
(PDF, 16 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1969-02-03/0057
„Hochgericht" fehlten auch in Müllheim nicht. Ein Gartengelände am Klemmbach
beim heutigen Viehmarktplatz hieß früher „Hosenlismer". Dazu weiß unser Verfasser
mitzuteilen: „Ein Adelsgeschlecht von Waldner war in Müllheim begütert.
Es sank dann herab und starb Ende des 18. Jahrhunderts mit einem armen Schuhmacher
aus. Ein Hosenstricker Waldner gab dem Grundstück seinen Namen.
„Lismen" ist mundartlich und bedeutet „stricken". Oft stößt man auf den Flurnamen
„Runs". Ein „Runs" ist eine Wasserrinne, ein Bachbett, ein Graben, ein
Kanal. Das Wort lebt heute im Deutschen „rinnen" fort. Unter den Flurnamen
von Müllheim gibt es oder gab es eine „Kinziggasse", eine „Kinzighohle", einen
„Kinzigrain" u. a. Die Bezeichnung „Kinzig" ist im Breisgau nicht selten. Der
Ausdruck läßt sich nach Werner Fischer mit Mitteln der deutschen Sprache nicht
aufklären, muß also „vordeutsch" sein. Im Breisgau heißen fast durchweg Hohlwege
„Kinzig", vor allem die tiefeingeschnittenen, malerischen Hügeldurchstiche
am Kaiserstuhl. Inwieweit die Flußbezeichnung „Kinzig" (Schwarzwald und
Wetterau) mit der gleichlautenden Benennung von Hohlwegen in irgendeiner
Verbindung steht — das aufzuklären, wäre eine Doktorarbeit wert.

Die Verbindungsstraße zwischen Werder- und Hauptstraße, heute amtlich
Lindenstraße, hieß einmal „Kaffeegaß". Die „Kaffeegaß" war seit alters die
Grenze zwischen Ober- und Untermüllheim. Seit eh und je beschäftigt das entschwundene
„Schloß Rosenburg" die Heimatverbundenen. Über seine Geschichte
ist mancherlei geschrieben worden. Der letzte Besitzer, Kaufmann Hoyer, hat zu
Beginn des 19. Jahrhunderts den Bau abtragen lassen und das frei gewordene
Gelände in Matten umgewandelt. Vor dem zweiten Weltkrieg hat man nach
den Fundamenten geforscht und sie freigelegt. Sie sind heute aber wieder unter
den Erdboden gerutscht. Einer Sage zufolge, soll das Schloß Rosenburg von drei
reichen Jungfrauen erbaut worden sein. Natürlich vermutet man im Erdreich noch
verborgene Schätze. Der Burg fehlte auch der „Schloßgeist" nicht. Man sah ihn,
mit einer weißen Zipfelmütze zum obersten Fenster des fünf Stockwerke hohen
Schlosses herausschauen. Werner Fischer erzählt nach der Sage, der „Saubaschi",
ein schnapsliebender Schweinehirt, der im Untergeschoß des Schlosses hauste, habe
einmal die Treppe hinaufsteigen wollen, sei aber vom Schloßgeist in die Tiefe
gestürzt worden, wo er den Hals brach. Unausschöpfbar, um es noch einmal
hervorzuheben, ist der Schatz der Flurnamen.

Natürlich erwähnt Werner Fischer auch den „Reckenhag", also den Flurnamen,
über den schon viel Tinte verschrieben worden ist. Der „Reckenhag" wird seit
dem 16. Jahrhundert vielfach auch „Reggenhag" genannt. Vor einiger Zeit entbrannte
gar eine kleine Fehde zwischen den Freunden der Schreibweise „Reckenhag
" und denen der Lesart „Reggenhag". Vielleicht hätte Werner Fischer gut
daran getan, neben dem Stichwort „Reckenhag" auch ein solches „Reggenhag"
zu erwähnen, und bei diesem auf die Position „Reckenhag" hinzuweisen oder
umgekehrt — warum sollte der Chronist leugnen, daß er die Bezeichnung
„Reggenhag" mehr schätzt, weil sie ihm alemannischer im Ohr klingt . . .

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