Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
31.1969, Heft 2/3.1969
Seite: 123
(PDF, 16 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1969-02-03/0061
weis auf eine abgegangene Siedelung; urkundliche Erwähnungen lagen nicht vor.
Es war aber sehr wahrscheinlich, daß sich solche finden würden, wenn einmal die
Archivalien der drei Gemeinden bearbeitet worden sind. Die Abhandlung von
Inge Gulla ist ein gutes Beispiel, wie sich Flurnamenforschung und Urkundenforschung
gegenseitig helfen und ergänzen. Die bis jetzt bestandene Lücke bei den
schriftlichen Nachweisen konnte geschlossen werden. Fritz Schülin, Binzen, hat die
Archivalien der Orte des vorderen Kandertales durchgearbeitet und ist dabei auf
folgende Belege des Flurnamens „Adlicker" gestoßen:

1753 „In dem Adlicker", Gemarkung Schallbach, General-Grundriß. (G.-Archiv)

1771 „im Adliger". Meßprotokoll im Gemeindearchiv Schallbach.

1772 „am Adliger, neben Adliger graben", Staatsarchiv Basel Q 148, Schallbach.
1575 „im Madlicken", „diesseits des Adlicken", „zu Madlicken", neben Eegraben",

„am Madlicken", „der Madlicker".

Diese ältesten Belege von 1575 zeigen, daß „Madlicker" entstanden ist aus der
Verbindung „imAdlicker".

Für seine wertvollen Hinweise sei hier Fritz Schülin der Dank ausgesprochen.

Die urkundlichen Erwähnungen der abgegangenen Siedelung gestatten weitere
geschichtliche Auswertungen. Was die Lage der Flur im größeren Zusammenhang
angeht, ist auf die alte Straße hinzuweisen, die sich auf dem Hochgestade der
Kander hinzieht. Dieser Straßenzug ist mehr als eine Verbindung von Ort zu Ort.
Er ist eine Überland-Verbindung, die immer hochwasserfrei war und die zu allen
Zeiten der Ur- und Frühgeschichte benützt wurde. Keinesfalls kann sie als
„Römerstraße" bezeichnet werden, wie es oft geschieht. Für den Bau von Überlandwegen
galten zur Römerzeit andere Gesichtspunkte, was natürlich nicht ausschließt
, daß vorgeschichtliche Straßen auch von den Römern benutzt wurden.

Ferner war es kein Zufall, daß „Adlicken" „neben Eegraben" lag. Dieser
Bach hat seine Quelle auf der Flur „Kaltenbrunnen", östlich von Schallbach. Er
lieferte der abgegangenen Siedelung, wie auch Schallbach, das nötige Brauchwasser.

Es kann kein Zufall sein, daß an der Hochstraße die Gemarkung Wittlingen
auf eine Länge von etwa 400 Metern und in einer Breite von 250 Meter nach
Süden vorspringt bis zum „Eggraben". So ist der Name des Baches in das Meßtischblatt
eingetragen. Aus dieser Führung der Gemarkungsgrenzen darf man
weiter schließen, daß die Bewohner von „Adlicken" bei der Auflassung auf die
3 Nachbargemeinden Rümmingen, Schallbach und Wittlingen verteilt wurden.
Entsprechend erfolgte auch die Aufteilung der Gemarkung des verödeten Dorfes.

Der Flurname „Ehgraben" erfordert ein weiteres Eingehen. In dieser Form
kommt er auf unseren Flurkarten öfter vor, z. B. in Rheinfelden-Nollingen. Auch
als Ehbach, Ehweg, Ehhalden, Ehäcker, Ehwiesen und ähnlichen Verbindungen
erscheint er. „Ehe" (mhd. ewe) ist das, was zur Gerechtsame einer Gemeinde oder
eines Grundherrn gehört. In diesem Sinne bedeutet das Wort auch „Grenze".
(W. Keinath, Orts- und Flurnamen in Württemberg, hrsgeg. vom Schwäbischen
Albverein, Stuttgart 1951)

Halten wir uns also an die Gegebenheiten wie sie vorliegen und lassen einen
Namenswechsel außer Betracht! — Der Flurnamen „Adliger" ist abzuleiten von
dem Personennamen „Adal". Zusammensetzungen dieser Art sind heute noch
lebendig. In der althochdeutschen Sprache und im Mittelhochdeutschen waren sie
noch viel zahlreicher. A.Bach (4) zählt folgende Beispiele auf: Adalbrand, -bod(o),
-frid, -ger, -grim, -heri, -heim, -hraban-am, -mund, -muot, -rieh, -wig, -win,
-(w)olf, -wald, -ward, -bürg, -grund, -hild, -lind, -heit, -bald, -berht, -hard, -mar,
-nand, -trud. —

Das Wort „Adel" bedeutet ursprünglich Geschlecht, Herkunft (5). Aber es
wird schon früh, zugleich mit besonderer Beziehung, einmal auf die legitime Abstammung
und weiter auf das vornehme Geschlecht angewendet. In der mero-
wingischen Zeit wird die Bezeichnung auch für den gemeinfreien Grundbesitzer
gebraucht. Aus dieser Bevölkerungsschicht ist in karolingischer Zeit ein Dienstadel
, die Ministerialen, hervorgegangen.

123


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1969-02-03/0061