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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
31.1969, Heft 2/3.1969
Seite: 138
(PDF, 16 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1969-02-03/0076
wurde, kamen auch in Hertingen die Hebelfreunde zusammen und weihten am
Pfarrhaus eine Gedenktafel ein. Unter den damaligen Gästen war auch Adolf
Sütterlin, der im „Rößle" die Rede gehalten hatte. Das weiß man aus einem Brief
seines Freundes Karl Herbster, wo es heißt: „Der Hebelschoppen ist hervorgegangen
aus der Einweihung der Hebeltafel im September 1910. Als wir damals unter
dem Eindruck Deiner Rede so heimatselig im Rößli saßen, meinte ein Kanderner
Mann, man solle doch öfter nach Hertingen gehen. Ich nahm den Gedanken auf
und besprach mich mit Herrn Ernst Kammüller und Hermann Daur. Als dann
der September 1911 näher rückte, teilte ich Dir unsern Plan mit und bat Dich,
auch im Namen der anderen Herren, wieder nach Hertingen zu kommen und
uns die Festrede zu halten. Du gabst Deine Zustimmung zu unserem Gedanken
und schlugst vor, der Veranstaltung den Namen Hebelschoppen zu geben. So hast
Du also das Kind getauft und bist sein treuer Götti geblieben."

A)s im Jahre 1924 Adolf Sütterlin in den Ruhestand trat, zog er mit seiner
Familie nach Heidelberg. Er kam nur noch selten in seine alemannische Heimat,
doch die Verbindung mit dem Oberland riß nie ab. Als der greise Professor später
nicht mehr reisen konnte, wurden herzliche Grüße zwischen Hertingen und Heidelberg
gewechselt. Eine große Freude wurde ihm zum 80. Geburtstag zuteil, als
er vom Hebelschoppen in Hertingen ein Bild des Dorfes mit Glückwünschen und
vielen Unterschriften aus dem „Rößle" erhielt. Zusammen mit Professor Fehrle
hatte Adolf Sütterlin in Heidelberg die „Oberländer Gmei" gegründet und war
deren Vogt bis zu seinem Tod. In Heidelberg schrieb er die interessante Arbeit
„Zeit- und Hebelerinnerungen der Straßburger Hebelfreundin Sophie Haufe".
1935 war er noch an der Feier zu Hebels Todestag in Schwetzingen. Adolf Sütterlin
starb am 22. April 1936 und fand seine letzte Ruhestätte auf dem Heidelberger
Gottesacker.

Zwenzig Ehle lang un breit, e Mailänder Halstuech

von Ida Preusch-Müller

Johann Peter Hebel schildert in seinem Gedicht „Die Wiese", wie das Maidli
beim Austritt aus dem katholischen Zeller Tal ins Wiesental nicht nur den Glauben
„schangschiert" sondern er sagt: „Halt mer eweng still, i will di jetz lutherisch
chlaide." Er beschreibt Stück um Stück, vo de wyße Bauwellestrümpf" bis zur
goldgestickten Kappe und dem seidenen Fürtuch. „Un endli der Hauptstaat,
zwenzig Ehle (Ellen) lang un breit e Mailänder Halstuech". Dieses riesengroße
Tuch mag damals in farbigen Mustern gewebt worden sein, und ein Wertstück,
das der jungen Wiese „vierfach zemmegsetzt" (gelegt) um Hals und Schultern
lag. Noch weit in dieses Jahrhundert hinein trug die ältere Markgräfler Frau in
der kälteren Jahreszeit anstatt eines Mantels zum Kirchgang, besonders zum hl.
Abendmahl, dieses Tuch. Allerdings bestand es nun aus feinem, schwarzem
Kaschmir, mit kurzen Fransen, die nicht angesetzt, sondern an den Schmalseiten
aus dem Stoff gezupft waren. Jetzt hieß es „der Schal". Es wurde in ein doppeltes
Viereck zusammen gelegt, also wie damals, und man nannte es den „achteckigen"
Schal. Er wurde mit den Fransen nach unten um die Schultern gelegt und am
Hals mit einer dickköpfigen „Chappegufe" zusammen gesteckt. Meine Mutter
trug diesen Schal noch.

Wie das Mailänder Halstuch, ist in Handel und Wandel über die Grenzen
auch manches fremdländische Wort mitgekommen und hat sich unserer alemannischen
Sprache irgendwie angepaßt. So stoßen wir in Hebels „Mann im Mond"

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