Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
32.1970, Heft 1.1970
Seite: 48
(PDF, 15 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1970-01/0052
Audi mit dem Elsaß pflegt Istein gute, von beiden Flanken gern geübte Nachbarschaft
. Als Johann Gottfried Tullas Rheinrektifikation durchgeführt wurde,
schnitt der regulierte Strom linker Hand ein an die 100 Hektar umfassendes Stück
bisher isteinisch.es Land ab, das zum Elsaß kam. Schon Mitte des 18. Jhdt. hatten
drüben Isteiner und Huttinger die Siedlung Rosenau gegründet. Die Rosenauer
Jugend kommt zu den festlichen Anlässen der Isteiner Heranwachsenden und umgekehrt
. Man macht sich gegenseitig kleine (und wohl auch einmal) größere Präsente
, bewirtet einander — das freundnachbarliche Erbe wird von Generation zu
Generation weitergereicht . . .

Die soziologische Struktur Isteins hat sich in dem letzten halben Jahrhundert
ständig verändert — es ist mehr und mehr zu einem „Pendlerdorf" geworden.
Nur noch zwei Bauern sind ausschließlich Landwirte. Sie möchte man unter allen
Umständen erhalten. Man siedelte sie aus dem Ortsinnern aus, wo sie, was immer
künftig am Klotz geschehen mag — möchte doch ein gütiges Geschick ihn vor jeglichem
weiterem Eingriff völlig bewahren! — keine Schmälerung oder Beeinträchtigung
ihres Besitzes und ihrer bäuerlichen Tätigkeit zu gewärtigen haben.

Trotz der strukturellen Wandlungen hat das liebe Istein sein rebdörfliches,
winkeliges Gepräge bewahrt. Der Bürgermeister und Oberlehrer in Personalunion
setzt seine Hingabe und sein gemeinde- und kulturpolitisches Talent daran, dem
Dorf seine Eigenart als Heimat oberländerischer Menschen zu erhalten.

Es war ein, wie die Diplomaten heute zu sagen pflegen, nützliches Gespräch,
das der Skribent im „Rothüsli" von Istein führen konnte. Er schied vom Bürgermeister
und Oberlehrer in Personalunion dankbaren und frohgemuten Sinnes.

's Stiighiisli

Auftakt zur Instandsetzung der Sulzburger Klosterkirche
Von Hubert Baum

Wenn ich die Augen zumache, leben tausend Bilder aus Sulzburg in mir auf.
Dann sehe ich wieder, wie nach dem ersten Weltkrieg mein liebster Lehrer, August
Seyfarth bei uns im Laden steht und mit den Eltern verhandelt. Ich höre hinter
der Tür Worte wie „gehobener Lehrplan, Mathematik" und ähnliches. Jetzt noch
„Französisch" wünsche ich, denn die Mutter war zweimal in Frankreich gewesen,
und richtig, sie sagt: „Jo, do mache mer mit." Seyfarth geht geduldig zur Sume-
Metzg, zum nächsten der neunundvierzig Elternpaare. Denn so viele Buben und
Mädchen saßen bald darauf in langen Bänken enggedrängt in der niedrigen Stube
des Klosterhofs. Hier war früher einmal eine Lateinschule gewesen. Jetzt gab's
zwar kein Latein mehr, dafür aber ging in meinem und auch in manch einem
andern Kopf plötzlich ein Türlein auf: Der schwere Zahlenwirrwarr lichtete sich
und das Hochdeutsche — von der Mundart bisher vernebelt — wurde klar, wie
auch dieser beste aller Lehrer die schwierigsten Begriffe bildhaft zu erklären wußte.

Die alte Kirche drüben stand ruhig wie seit tausend Jahren, wenn wir unser
dreistimmiges Lied „Mit dem Herrn fang alles an" in den Morgen schmetterten.
Auch die folgende Stunde berührte sie nicht. Es war die „Kopfputzstunde", die
beste Art, Kopfrechnen zu lernen: Wer das Ergebnis zuerst weiß, darf aufstehn.
Es waren zwei Klassen, die eine schrieb, während die andere mündlichen Unterricht
bekam. Plötzlich ein Gebrüll: ein Lachen aus neunundvierzig Kehlen, ein
Schall, der bis ins Unterstädtli krooste: August Seyfarth hatte soeben erzählt, wie
einer den Unterschied der beiden Pole sah: Am Nordpol isch's saumäßig kalt un
am Südpol isch's saumäßig heiß! So möchte ich diesen Lehrer noch einmal lachen

48


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1970-01/0052