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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
32.1970, Heft 1.1970
Seite: 52
(PDF, 15 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1970-01/0056
Glückliche Kinder- und Jugendzeit

Von Paula Hollenweger

/. Sprüchlein, Liedchen und Spiele

Kindersprüche, Kinderlieder und Kinderspiele geraten auch im alemannischen Raum
immer mehr in Vergessenheit. Bis zum Ersten Weltkrieg etwa waren sie noch allgemein
bekannt, wurden noch täglich geübt und waren oft uralt, denn sie gingen von Generation
auf Generationen. In diesen drückte sich die tiefe Verbundenheit zur Natur, den Pflanzen,
Tieren und Menschen, vor allem der Landkinder und ihrer Umwelt aus. Aus ihnen spricht
die Sprache der Mutter, unvergeßlich in die Kinderherzen eingepflanzt und das glückhafte
Erlauschen des lebendigen Seins.

Manchmal ist in diesen Verschen Alemannisch mit Hochdeutsch vermischt, oft hinkt
auch das Versmaß, oder sie erscheinen einmal eher derb, doch sie sind bezeichnend und
treffend. Einfach, schlicht und innig sind meistens Worte und Melodien, denn sie kamen
ganz aus der Gegenwart. Um so schöner für das Kind, wenn Mutter und Vater noch die
Zeit nahmen, sich ihrem Kinde mehr zu widmen, als es heute meistens der Fall ist.
Hektischer Umtrieb, fliegende Hast und laute Maschinen haben das wärmende Beisammensein
, die enge Bindung zwischen Eltern und Kindern vielfach und weitgehend verdrängt
und lassen für gemütvolle Stunden wenig Zeit übrig. Es ist sehr schade und ein wirklicher
Verlust, daß so manches wertvolle Volksgut in unserer technisierten Zeit verloren geht.
Auch gute Fernsehspiele für Kinder können die Nestwärme und Geborgenheit nie ersetzen
, die einst den Kindern Sicherheit, Rückhalt und Heimat für das ganze Leben
bedeuteten.

Immer seltener hört man die kleinen Kinderreime, Liedchen und Spiele, die einst
das Leben der Kinder so schön machten. Es war eine reiche Welt, die sich vom ersten
Sehen und Begreifen an vor den Augen des Kindes auftat und gerade das ausdrückte, was
zu sehen und zu hören war. Diese Sprüchlein, Liedchen und Spiele haben einst auch
meine Kindheit bereichert, und deshalb schrieb ich alle, die ich einmal von meinen Eltern
und alten Leuten hörte auf, soweit sie mir noch im Gedächtnis hafteten.

Mit dem Sehen und Begreifen setzten sich dem Kinde Namen und Handlungen fest
ins Gedächtnis, weil die Versehen so heiter klangen und Freude am Kleinen und Ursprünglichen
machten. Die Kleinsten hörten gerne die folgenden Sprüchlein:

Anneli, Susanneli, was mache diini Gäns?

Sie schniidere un schnaadere un wackle mit de Schwänz!

Hopp, hopp, Hämmerli, s Stegli uf ins Chämmerli,
s Stegli ab ins Hüehnergätter
zue der Jumpfer Annechätter!

Es schneidet un beielet, es goht e ehalte Wind,

d Maidli lege Händschig aa un d Bube laufe gschwind!

S stoht e Chindli an der Wand, het e Gaggeli in der Hand,

möchts gern esse, het kei Messer,

s fallt e Messer oberab un haut im Chindli s Händli ab!

(Gaggeli = in der Kindersprache ein Ei)

Chämifeger, schwarze Maa, het e rueßig Hemeli aa,

alli Fraue vu Paris bringe n ehm s Hemeli nümmi wiiß!

(Hemeli, gespr. Hämeli = Hemdchen)

Der Müller mueß mahle, s Rädli goht um,
mii Chind isdi verzürnet un weiß nit wurum!

Annemeili, Zuckerdeiii, gang mer ab de Bohne,

wenn der Vetter Michel chunnt, er würd der s Füdeli sohle!

Annemeili, Zuckerdeiii, chumm mer wann go chrome,
Haselnuß un Bohne, Haselnuß un grüene Chlee,
Annemeili isch kei Jumpfere meh!

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