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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
32.1970, Heft 1.1970
Seite: 64
(PDF, 15 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1970-01/0068
Bubenstreit an den Gemarkungsgrenzen

von Ulrich Eich in

Streitereien zwischen zwei Ortschaften, von der Jugend und teils auch von Erwachsenen
ausgetragen, waren in vergangenen Zeiten gar nicht selten. Oft als ein Überbleibsel
einer Banneinteilung, bei der sich ein Ort als „zu kurz gekommen" betrachtete, mag
mancher Zank seinen Anfang genommen haben. Wird ja auch in mündlichen Uberlieferungen
davon berichtet, daß falsch gemarchtet wurde, so an einer Stelle zwischen Hausen
und Schopfheim; ferner bei Eichen, wo man noch zu erzählen weiß, daß früher einmal
nachts mehrere Grenzsteine auf dem Hasenbühl in die Eichener Gemarkung gesetzt wurden
. Die danach einsetzenden Streitereien wurden schließlich von der Behörde mit der
strengen Weisung geregelt, „die Steine, dort wo sie liegen, einzugraben". Über die Waidgangs
- und Bannstreitigkeiten zwischen Schopfheim und Eichen aus den Jahren 1786—1800
finden sich im Generallandesarchiv Karlsruhe Prozeßakten im Umfang von 300 Seiten.
— Die Nachbarn wiesentalabwärts, die Maulburger, stritten sich ihrerseits mit den Höllsteinern
herum, wie Lehrer Renk 1895 berichtet: „Früher wurden im Spätjahr wahre
Schlachten geliefert zwischen den Buben von Höllstein und den Maulburgern. Seit 1880
haben diese Kämpfe aufgehört. — Oft wußte die Jugend auch gar nicht, warum man
mit dem Nachbarort in Streit lag, die Ursache lag oft weit zurück. Leicht artete so ein
kleiner Zank jedoch aus; so trägt der 70 jährige Erzähler, der die folgenden Begebenheiten
aus Schopfheim zu berichten wußte, noch heute eine Narbe durch einen Streifschuß
.

Der Streit um die Hebamburg

Bis vor dem ersten Weltkrieg zankten und balgten sich die Schopfheimer Buben,
meist zwischen 10 und 14 Jahren, mehrmals im Jahr an freien Nachmittagen. Die beiden
auf der Au.

Lager waren, hie: 30—40 Buben vom Städtli, Versammlungsort: um das Gasthaus „Hans
Sachs", dort: 20—25 Buben von der Au; Versammlungsort: Haus des Drehers Sutter
auf der Au.

Der Ort der Auseinandersetzungen war die sogenannte „Hebam(m)burg", ein Sandsteinfelsen
an der Wiese. Das weiche Gestein eignete sich gut zum Anlegen von Treppen
und Gräben. Heute ist davon nicht mehr viel zu sehen. Auch konnte keine Erklärung
für den Namen dieses Felsens gefunden werden. Es scheint, als ob es sich hier um einen
ehemaligen Beobachtungsposten handelt, den Schopfheimer Bürger bei ihren Fluchten im
30 jährigen Krieg als Ausguck benutzten, um sich von hier aus über die Vorgänge im Tal
informieren zu können, während sich die Übrigen mit Frauen und Kindern in rückwärtigen
Waldgebieten versteckt hielten. —

Der Streit entflammte, wenn die Städtlemer bemerkten, daß die Auemer auf dem
Felsen saßen, welchen die Buben vom Städtli für sich allein zu beanspruchen glaubten.
Hatten doch die Buben von der Altstadt ihr Territorium gegen die einst hinzugezogenen
Auemer (jene, welche einst außerhalb der Stadtmauer angesiedelt wurden) zu verteidigen,
jedenfalls war dies etwa die Meinung.

Ließen sich die Auemer am Entegast blicken, so hörte man es bald in der Altstadt
rufen: „D'Auemer hocke uff dr Hebamburg, sie hän wieder emol e frechi Gosche!" Meistens
wurde mit einer Trompete das Signal gegeben. Nachdem sich genügend versammelt
hatten, ging es zur „Bleichermatt" (damals standen noch keine Häuser in jener Gegend),
querfeldein und nach einigen Metern flußabwärts über die Wiese, in trockenen Zeiten.
Die Verteidiger auf ihrem luftigen Sitz warfen, sobald sie das „Fußvolk" bemerkten,
Steine herunter, womit ebenfalls auch die von unten her kommenden antworteten. Mehrmals
gab es hierbei kleinere Wunden.

So war es auch z. B. um 1905, als die Auemer wieder auf der Burg saßen. Nachdem
man sie daraus vertrieben hatte, flüchteten sie in das Haus auf der Au (Versammlungsort)
und warfen aus den Fenstern Holzscheite auf die sich in Deckung haltenden Städtlemer.

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