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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
32.1970, Heft 2/3.1970
Seite: 83
(PDF, 15 MB)
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bestehen, die übrigen Dreiviertel aber wurden barockisiert. Der Renaissancegiebel
bergwärts wurde durch ein Walmdach ersetzt. Die Treppentürme waren nicht mehr
zeitgemäß, weil zu wenig imposant, und die Wendeltreppen darin sowieso zu eng
und unpraktisch. Sie wurden abrasiert und durch ein imposantes Portal, das zu
einem fast pompösen Treppenhaus führt, ersetzt. Im Inneren aber machte man im
ersten Stock Platz für eine Flucht von Prunkzimmern, die an den Decken und
Wänden mit Stuckornamenten geziert wurde. Das reichste von ihnen war der
Speisesaal des Komturs, in dem er seine adeligen Gäste würdig empfangen konnte.
Auch die Schloßkirche wurde gründlich erneuert. Sie wurde mit entsprechenden
Deckengemälden geziert und der gotische Spitzhelm ihres Dachreiters durch einen
Zwiebelturm ersetzt.

Der Mann, der diese Verwandlung im Jahre 1755 vollzog, war der große
Ordensbaumeister J. C. Bagnato aus Como, der auch das Ordensschloß Mainau
auf Hochglanz gebracht hatte und von dem der Entwurf für die neue Klosterkirche
in St. Gallen stammt; der Umbau in Beuggen aber war sein letztes großes
Werk.

Nun war hier alles vorhanden, was zu einer fürstlichen Minimalresidenz gehörte
. Es fehlte nur noch ein entsprechender Garten mit Springbrunnen, Allee und
Orangerie. Auch das kam in den folgenden Jahren noch dazu, und den Abschluß
machte der Bau einer mächtigen Remise, die sich mit acht opulenten Bogen nach
drei Seiten öffnet. Ein schlichter, aber großartiger Bau.

Bemerkungen zu den beiden Ansichten des
Deutschordenshauses Beuggen

aus den Jahren 1702 (Bild I, S. 84) und 1842 (Bild II, S. 85)
von Konrad Z e 11 e r

Der Standort, von dem aus beide Bilder aufgenommen sind, ist der „Rebhügel", der
sich westlich von Beuggen erhebt und von wo aus der Blick ziemlich genau nach Osten
geht.

Das Hauptgebäude. Was man auf Bild I sieht, ist der Renaissancebau vom Ende des
16. Jahrhunderts. Über seinen Vorläufer, das gotische Schloß, sagt es nur ganz wenig
aus. An den noch vorhandenen Treppengiebeln (der eine rheinwärts, der andere in der
Mitte des Renaissancebaus) erkennt man aber dessen Umfang. Vom Renaissanceschloß
sieht man, daß es doppelt so groß ist wie das gotische und daß es mit zwei sechseckigen
Türmchen versehen war. Das eine in der Mitte der Breitseite ist sicher ein Treppenturm,
das andere, das nicht ganz auf den Boden zu reichen scheint, könnte auch ein Erker sein.
Beide Anbauten mußten bei der Barockisierung 1755 (siehe Bild II) weichen. Anstelle des
Treppenturmes trat das pompöse, von zwei Atlanten getragene Portal (allerdings auf dem
Bild II kaum sichtbar), anstelle der Giebelfront (I) ein Walmdach (II). Die beiden Spitzhelme
, die hinter dem alten Schloß aufragen, dürften die Treppentürme des spätgotischen
Schlosses gekrönt haben, von denen der eine (aus dem Jahre 1509) in seinem unteren
Teile heute noch erhalten, der andere aber verschwunden ist.

Die Kirche. Wo die erste frühgotische Kapelle stand, weiß man nicht genau. Hingegen
steht fest, daß die spätgotische Kirche (Bild I) im Zusammenhang mit der ersten
Erweiterung des Schlosses um 1400 errichtet worden ist. Sie nimmt nämlich genau die
Breite des spätgotischen Anbaues ein und ist mit ihm so verbunden, daß man aus dem
großen Parterreraum desselben (wie die Renovation des Schlosses im Jahre 1967 gezeigt
hat) direkt in die Kirche eintreten konnte. Der Spitzhelm der Kirche, den Bild I zeigt,
wurde 1755 in einen Zwiebelturm (Bild II) verwandelt. Zur gleichen Zeit verschwand
das Seitenschiff, welches auf Bild I noch zu sehen ist.

Die Infirmerie. Dieser frühgotische Wohnturm hat schon auf Bild I nicht mehr seine
ursprünglich burgartige Gestalt, sondern erscheint mit einem hohen Renaissance-Frontgiebel
, der später einem Walmdach (II) weichen mußte. (Es ist dies übrigens das Haus,
in dem wahrscheinlich der unglückliche Kaspar Hauser längere Zeit eingesperrt war.)

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