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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
33.1971, Heft 3.1971
Seite: 111
(PDF, 13 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1971-03/0005
Kunoidingen

Eine abgegangene Siedlung auf Gemarkung Haltingen
von Fr. Kuhn, Lörrach

Nördlich von Haltingen mündet die Bundesstraße 316 in die Bundesstraße 3.
Diese Stelle wird im Volksmund als „Dreispitz" bezeichnet, ein Name, der auch
in den amtlichen Karten Eingang fand. Nahebei stößt auch die Kreisstraße, die von
Otlingen herunterkommt, auf die große Durchgangsstraße von Norden nach Süden.
Wenig südlich vom „Dreispitz" treffen sich auch die Gemarkungen von Haltingen,
Binzen und Otlingen. Dieses Gebiet trägt den Flurnamen „Häris". Es ist mit Obstbäumen
und Reben bestanden.

In ihrem unteren Ende bildet die Steilstrecke nach Otlingen mehrere Kehren,
um einen Abhang zu überwinden, der aus fest verbackenen Schottern, Kiesen und
Sanden gebildet wird. Die geologischen Untersuchungen haben ergeben, daß sie zu
einem Teil aus dem Schwarzwald stammen und zum andern aus den Alpen. Dieser
Befund beweist, daß hier einmal eine Urkander in einen Urrhein geflossen ist
Die Ablagerungen beider Flüsse verzahnten, überdeckten und vermischten sich.
Dieser alte Talboden über dem Dreispitz mit seinen Geschieben ist in der Rißeiszeit
entstanden, der Zeit der größten Vereisung der nördlichen Erdhälfte vor rund
200 000 Jahren.

Die Ablagerungen der beiden Flüsse enthalten unter anderem auch Kalksteine;
diese Feststellung gilt vor allem für die Gerölle aus den Alpen. Durch die Kohlensäure
der Niederschlagswässer wurde der Kalk aufgelöst, in tiefere Schichten getragen
und dort wieder ausgeschieden. Die losen Flußgeschiebe wurden durch den
ausgefällten Kalk miteinander verkittet und fest wie Beton. In den Alpen, wo
solche verfestigten Konglomerate anstehen, wie z. B. am Rigi, werden sie als
„Nagelfluh" bezeichnet. Dieser Ausdruck hat sich in der Fachsprache der Geologen
allgemein durchgesetzt. Die Sedimente der beiden Flüsse sind erheblich jünger als
die Schichten des Tüllinger Berges. Letztere sind Süßwasserkalke und -tone. Sie
stammen aus dem Tertiär und sind viele Millionen Jahre älter. — Am Dreispitz
liegen also die jüngeren Schichten tiefer als die älteren. Man bezeichnet eine solche
Lagerung als Reliefumkehr. —

Die Nagelfluhbänke sind gegen die Verwitterung sehr widerstandsfähig. Sie
haben bewirkt, daß der Tüllinger Berg zwischen Dreispitz und Haltingen eine deutliche
Bucht bildet. Die tertiären Ablagerungen besitzen wenig Standfestigkeit und
rutschen ab. Es sind die sog. „Schlipfe", die für den Tüllinger Berg eigentümlich
sind.

Aus dieser Bucht ergießt sich ein kleiner Bach in die Schotterebene des Oberrheines
. Die Quelle, auf ötlinger Gemarkung liegend, ist gefaßt. Die Brunnenstube
zeigt, daß die Quelle heute noch genützt wird. Dieses Bächlein, das in Trockenzeiten
nur ein Rinnsal bildet oder vielleicht ganz verschwindet, kann bei anhaltendem
Regen zu einem Bach anschwellen, wie der Schwemmkegel beim Auslauf in die
Ebene beweist.

Aus Urkunden des Mittelalters geht hervor, daß hier einmal eine Siedelung lag,
die, wie viele andere, im Laufe der Jahrhunderte verödete. In der zeitlichen Abfolge
seien ihre Namen hier angeführt:

Cunoltingen 1278 Gundeltingen im Grunde 1590

Chunoltingen 1281 Gundeldingen 1720

Hunoltingen bei dem Runse 1352 Gundeldinger Runs 1765.
Kundteltingen 1505
Der Ortsname bedeutet „Bei den Leuten des Kunold". Er ist heute vergessen,
an seine Stelle ist der Flurname „Häris " getreten.

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