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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
34.1972, Heft 1/2.1972
Seite: 66
(PDF, 23 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1972-01-02/0068
Wesen und Wandel des »Hinterhag«

von H. B e i d e k , Altenstein

Ein wenig bekanntes Schwarzwaldtal.

In seinem Bericht über „Hiltelingen" (Heft 3, 1971 dieser Zeitschrift) erwähnt
Fritz Schülin die Herren „vom Stein", welche das Großmeieramt des Damenstifts
Säckingen ausübten und ihren Sitz auf der Burg Altenstein über dem Angenbachtal
im Hinterhag hatten. Es mutet geradezu paradox an, daß von einem so abgelegenen
Winkel des Schwarzwalds, der zudem noch spät besiedelt wurde, eine
Herrschaft ausging, welche bis in das alte und wohlhabende Markgräflerland
hinüberreichte. Heute ist von der Burg Altenstein nichts mehr zu sehen, nur ein
Wirtshaustransparent mit der Aufschrift „Zur Burg Altenstein" weist noch auf
die Vergangenheit hin, und das fasnachtsfreudige Zeller Volk hat neuerdings (nach
einer Anregung von Gerhard Jung) seinen Fasnachtsprinzen mit dem Namen
„Hürus" belegt, zur Erinnerung an den früheren Talregenten aus dem Geschlecht
der Freiherren von Schönau (aus dem Mittelelsaß). — Die Herkunft des Namens
„Hinterhag" kann wohl nicht mehr mit Sicherheit belegt werden. Es wird erzählt,
daß einmal eine Seuche geherrscht und man zu ihrer Eindämmung einen Hag am
Talausgang bei Marnbach errichtet habe. Die im Wiesental liegenden Gemeinden
nannte man dann den „Vorderhag" und die hinter dem Hag im Angenbachtal
eben den Hinterhag. An dem in ost-nordöstlicher Richtung verlaufenden Tal
mit seinen zahlreichen Nebentälern haben drei Gemeinden Anteil: am Talausgang
zur Wiese hin Marnbach, anschließend bis zur Wasserscheide am St. Antöni-
paß Häg und auf der nördlichen Talflanke noch Ehrsberg, dessen Germarkung
sich allerdings nördlich noch bis in den Talgrund des Künabachs erstreckt. Den
Hauptanteil an diesem weitläufigen Tal hat die Gemeinde Häg (1571 ha) mit den
Ortsteilen Häg (= steil), das gleichzeitig Pfarrei ist (seit 1779) und 680—740 m
hoch liegt, Rohmatt mit Wölfisbrunn (520—600 m), Rohrberg (810—843 m),
Sonnenmatt (730—760 m), Altenstein mit Mutterbühl und Simelebühl (800—
900 m), Happach mit Schürberg (770—870 m) und Forsthof (960 m). Bis 1934
waren diese Ortsteile selbständige Stabhaltereien, und noch heute nennt man die
Gemeinderäte, welche ihren Ortsteil in Häg vertreten, „Stabhalter" in Erinnerung
an ihr früheres Amt. Die Höhenzahlen lassen schon deutlich werden, daß die
Gemeinde Häg ein reich gegliedertes Gebiet umfaßt, das etwa zur Hälfte mit
Wald bestockt ist, vorwiegend Gemeindewald, der aus der früheren Vogtei Zell
übernommen wurde. Das an sich schmale Tal nimmt oberhalb des „Altensteiner
Kreuz" (Abgang der Straße nach Sonnenmatt und Altenstein) für einige Kilometer
schluchtartigen Charakter an, und gleich zu Beginn dieser Schlucht erhebt
sich auf der Südseite der sog. „Burgfelsen" fast senkrecht bis 90 m hoch über den
Tal grund. Schmale Grasbänder, auf denen zuweilen dürre Wettertannen oder
Gehürst stehen, zieren und beleben die stark zerklüfteten Felsen, und man kann
sich kaum vorstellen, daß auf dem spärlichen Gipfel, kaum größer als eine bessere
Wohnstube, jemals eine Burg gestanden haben soll. Immerhin ist es möglich, daß
in den letzten Jahrhunderten Teile des Felsens in die seitlich verlaufenden Schluchten
gestürzt sind und so die Gipfelfläche verkleinert wurde. Vor einigen Jahren
erst haben junge Leute mit einem Pickel an den bergseitigen Teilen des Felsens
herumgestöbert, und tatsächlich traten Mauerreste zutage, die Mörtelanwendung
deutlich erkennen ließen. Andererseits erzählte ein alter Nachbar (er starb vor
einem Jahr 94jährig), daß er als Hirtenbub noch auf der bergseitigen Flanke, der
Burg gegenüber, Mauerreste gesehen hätte. Das scheint darauf hinzudeuten, daß
die Wirtschaftsgebäude der Burgherren (Stallungen usw.) in den Altensteiner
Wiesen lagen, denn das Dorf Altenstein liegt wiederum etwa 40 m höher als das

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