Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
35.1973, Heft 3/4.1973
Seite: 153
(PDF, 22 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1973-03-04/0047
Aus dem Manuskript zur „Ortsgeschichte von Holzen", von R. Reime (t); Auszug aus
einer zeitgenössischen 18seitigen Broschüre der Druckerei R. Gutsch v. Lörrach:

Die Todtenfeier für den am 24. Juni 1849 in Riedlingen
im Kampf gegen die Freischaren
gefallenen Johann Friedrich Silbereisen

begangen am 19. August 1849 in Holzen.

Geschichtliche Erörterung zur Todtenfeier

In dem stillen Thale des Feuerbachs liegt das freundliche Pfarrdorf Holzen,
umgeben von fruchtbaren Feldern, Matten und herrlichen Waldhügeln; und in
diesem friedlichen Dorfe wohnt noch ein treues, biederes Völklein, das die Sitten
seiner Väter rein und fromm bewahret hat. Auch die Nachbargemeinden ringsherum
sind größtentheils von gleichem Geiste beseelt. Das revolutionäre Treiben
in unserer Zeit konnte hier keinen ergiebigen Boden finden, weil noch ein tugendhafter
Sinn für Gesetz und Ordnung im Herzen des Volks wurzelt.

Schon bei dem schändlichen Aufruhr und räuberischen Einfall Struves im
September vorigen Jahres zeichnete sich die Gemeinde Holzen rühmlich aus, indem
sie sich allen Aufforderungen zum Mitzuge standhaft widersetzte, und sich durch
keine Drohungen brutaler Exekutionsmannschaften aus anderen Gemeinden des
Oberlandes einschüchtern ließ. Erst als dieser Aufruhr in Staufen sein schnelles
Ende gefunden hatte, zog die bewaffnete Bürgerwehr von Holzen aus und eilte,
ihren braven und unerschrockenen Pfarrer Maler an der Spitze, an die Brücke
bei Hüningen, um in Gemeinschaft mit andern Gemeinden die daselbst versammelten
Horden deutscher Flüchtlinge und Arbeiter und fremden Abenteurer aus
Frankreich so lange abzuhalten, bis das Militär zum wirksamen Schutze der
Grenze gegen die gefürchteten Eindringlinge erschien. Die treue Bürgerwehr zog
hierauf wieder in ihre Heimath zurück, und die Gemeinde hoffte nun auf einen
erneuerten festen Bestand der Ruhe und gesetzlichen Ordnung im Vaterlande.
Wer hätte glauben sollen, daß diese Ruhe nur von so kurzer Dauer wäre, und
bald noch härtere Prüfungen über unser so schönes und gesegnetes Land ergehen
würden?

Wir sprechen hier nicht von den Ursachen, sondern nur von den Thatsachen
der Revolution, und zwar nur in engerer Beziehung auf die Gemeinde Holzen.
Wer mittelbar oder unmittelbar die Ursachen verschuldet hat, den überlassen wir
einem anderen Urtheile über unsere Zeitbegebenheiten; und das richtende Urtheil
wird nicht ausbleiben, denn schon die öffentliche Meinung wird es offenbaren.

Was der September vorigen Jahres im Kleinen vollbracht hat, führte der Mai
dieses Jahres im großen Maßstabe aus. Die fluchwürdigste Revolution erschütterte
unser ganzes Vaterland bis in die tiefsten Grundfesten, und brachte Schande und
Elend über ein Volk, das sonst zu den freiesten und glücklichsten Europas gezählt
wurde. Nur durch den treulosen Abfall des Militärs konnte eine solche
Revolution ausgeführt werden. In der ganzen deutschen Geschichte steht dieser
schmachvolle Abfall als einziges Beispiel da, und hat die Ehre des sonst durch
seine Treue und Tapferkeit ausgezeichneten badischen Armeekorps mit unauslöschlicher
Schande befleckt. So viel ist gewiß, daß die Revolution, von ehrgeizigen
, übermüthigen und entsittlichten Menschen angefacht, nie ihr giftiges Haupt
zum Umstürze aller gesetzlichen Ordnung hätte erheben können, wenn das Militär
seiner heiligen Pflicht gegen Fürst und Vaterland treu geblieben wäre. Doch das
Unglück brach herein, und erfüllte das Gemüth jedes rechtschaffenen Bürgers und

153


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1973-03-04/0047