Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1973-05/0062
Ein wichtiger Ubergang von St. Blasien nach dem hinteren Wiesental führte
von jeher über die vielgeteilte Mulde von Todtmoos über den Sattel von St. Antoni
durch das Angenbachtal abwärts und mündete bei Marnbach oberhalb von Zell
in die große Wiesentalstraße. Hier, an einer scheinbar recht versteckten Stelle,
lag auf einem in die Talenge vorspringenden Felsklotz die Burg Altenstein. Dies
soll der Stammsitz jener weitverzweigten Familie von Stein (de lapide) gewesen
sein, die zu Anfang des 13. Jahrhunderts als Dienstleute der Zähringer auftaucht
und auch jenseits des Rheins in den Kantonen Solothurn und Bern später eine
Rolle spielte 141). Doch ist die Herkunft keineswegs geklärt, da der Name „Stein"
an vielen Burgen haftet und oft auch das gleiche wie „Burg" bedeuten konnte.
So mochte auch die Burg auf der Insel am Rhein bei Schwörstadt „Stein" geheißen
haben. Sicher ist, daß die Herren von Stein mit jenen von Wieladingen und von
Schönau (genannt Hürus) verwandt waren 142). Das Wichtigste war wohl, daß
diese Sippe mit den Ämtern , die das Stift Säckingen zu vergaben hatte, aufs engste
verknüpft war und so — unter der Oberhoheit der Habsburger in der Südostecke
des alten Breisgaues eine bedeutsame Rolle spielte.

Die Herren von Stein müssen auch um das Jahr 1250 die Burg Neuenstein
erbaut haben, um dort einen ihrer Zweige festzusetzen. Lange vermutete man den
Standort dieser jüngeren Feste in der Gegend von Todtmoos143); ziemlich sicher
wird aber eine der beiden Burgen am Südhang der Hohen Möhr bei Raitbach
darunter zu verstehen sein, wie die Urkunde vom 19. November 1400 beweist144),
in welcher die „Feste Neuenstein" mit den Dörfern Gersbach, Schlechtbach,
Schweigmatt, Raitbach usw. von der Witwe Rudolfs von Schönau genannt Hürus
an den Markgrafen Rudolf käuflich übertragen wird. Dies Geschehnis bewirkte,
daß damals die Besitzungen der früheren Herren von Stein geteilt und zwischen
die Grundherrschaften des Stiftes Säckingen im Wiesental bei Zell und drüben an
der Wehra und am Rhein ein markgräfler Keil getrieben wurde, der bis heute
seine Auswirkungen nachweist. Es wäre eine Doktorarbeit wert, einmal all diesen
Adelsgeschlechtern nachzugehen, die in diesem Gebiet eine Rolle gespielt haben.
Auch deren Burgen sind noch völlig unerforscht. So hat Altenstein bisher keine
Beschreibung gefunden. Der Felsstock fällt senkrecht zur heutigen Straße in die
Angenbachtalschlucht ab; gegen Süden hat sich noch deutlich die Abtrennung der
Burgstelle vom ansteigenden Hang durch einen „Halsgraben" erhalten. Der Felskopf
selber ist völlig überwachsen, sodaß es nicht möglich war, nach Spuren von
Mauern zu forschen.

Noch merkwürdiger erscheint das Dasein einer bedeutsamen Burgstelle in der
Nähe der Stadt Zell, von der bisher niemand etwas mitzuteilen wußte 145). Auf
dem Bergsporn zwischen dem Henschenbach und dem Fischbach, die westlich der
Stadt von Adelsberg herunterkommen, zeichnet sich im Wald deutlich eine mittelalterliche
Wehranlage ab; am höchsten Punkt besaß sie einen Rundturm, der sich
gegen den Halsgraben und die ansteigende Angriffsseite wandte. Sollte diese Burg
mit den benachbarten Höfen Henschenberg auch zum Besitz derer vom Stein und
anschließend zu dem der Familie von Schönau gehört haben? Nach der Schlacht
bei Sempach 1386, in welcher Rudolf genannt Hürus mitsamt zweien seiner
Söhne und einem Schwiegersohn fiel146), war die Witwe gezwungen, vieles zu
veräußern oder an Angehörige weiterzugeben. Auch kam dazu, daß ein Sohn
Rudolfs aus erster Ehe, Walter von Schönau, der 1393 als Meier des Stiftes
Säckingen in Zell amtete, wegen Felonie * und Lehensbruch zu Säckingen „unter
dem hohen Bogen" verurteilt und seiner Ämter enthoben wurde. Die verbleibenden
Angehörigen wehrten sich nun aber. In dieser schlimmen Zeit schaltete sich
Jakob Zibol von Basel ein, der in der Rheinstadt rasch zu Reichtum und Würde
gekommen war (erwähnt von 1366 an, f 1414). Er ließ sich von vielen Seiten
manche Güter, Ämter und Herrschaften verpfänden; so verblieb ihm auch von

*) = Verrat, Treubruch

60


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1973-05/0062