Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
36.1974, Heft 1/2.1974
Seite: 66
(PDF, 24 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1974-01-02/0068
»Des Mulberg Badts beschreibung« von Felix Platter

Ein Gedicht aus dem ausgehenden 16. Jahrhundert

Von Dr. Elisabeth Landolt

Unter den noch ungehobenen Schätzen der Basler Universitätsbibliothek befindet
sich ein kulturgeschichtlich höchst reizvoller, 464 Folioseiten umfassender,
im 18. Jahrhundert zusammengestellter Band, der aus der Bibliothek von Daniel
Bruckner stammt und als »Felix Platners Samlung allerhand meist lächerlicher Gedichte
« bezeichnet ist *). Der Autor der meisten, von wenigen Ausnahmen abgesehen
, nicht publizierten Gedichte, Spottverse, Sinnsprüche, Aphorismen, Hausund
Epitaphinschriften, Entwürfe für Theaterstücke, Ubersetzungen französischer
und italienischer Lieder — teils in sorgfältiger Reinschrift, teils in schwer entzifferbaren
Brouillons — ist der 1536 geborene und 1614 verstorbene Basler Stadtarzt,
Anatom und Professor der Medizin Felix Platter 2). Er gehörte zu jenen bedeutenden
und weltoffenen Späthumanisten von universaler Bildung und einem weiten
Spektrum der Interessen, die das geistige Klima im Basel des ausgehenden 16. Jahrhunderts
bestimmten. Zu seinem Basler Freundeskreis zählten u. a. der Graecist
und Mediziner Theodor Zwinger (1533—1588), der Rechtsgelehrte und feinsinnige
Kunstliebhaber Basilius Amerbach (1534—1591) und der weitgereiste Leibarzt von
Emanuel Philibert von Savoyen, Ludovic Demoulin de Rochefort (1515—1582),
der das letzte Lebensjahr als Nachbar und Musikfreund Platters in Basel verbrachte
. Als Arzt hat sich Felix Platter einen großen Patientenkreis weit über die
Grenzen seiner Vaterstadt hinaus geschaffen, zu dem auch geistliche Würdenträger,
wie der seit der Reformation in Pruntrut residierende Bischof von Basel und gekrönte
Häupter aus den badischen, württembergischen und lothringischen Herrscherhäusern
gehörten. Eine gelehrte Korrespondenz verband ihn mit berühmten
Gelehrten, Staatsmännern und Sammlern in der Schweiz, in Frankreich, Deutschland
und Italien.

Wie Basilius Amerbach öffnete Felix Platter ein Kunst- und Raritätenkabinett,
dessen reiche und vielfältige Bestände im 16. und 17. Jahrhundert ebenso bewundert
wurden wie diejenigen des Amerbach-Kabinetts. Das glückliche Schicksal der
bis heute in Basel erhaltenen Amerbach-Sammlung war Platters »Kunstkammer«
jedoch nicht beschieden 3).

Eines der längsten in dem Sammelband der Basler Universitätsbibliothek erhaltenen
Gedichte Platters beschäftigt sich mit Maulburg im Wiesental und ist
wahrscheinlich als Kur-Reglement für die dortigen Badegäste bestimmt gewesen 4).
Das schon im 14. Jahrhundert erwähnte Bad scheint — wohl nicht zuletzt dank
der Initiative des berühmten Basler Mediziners — im ausgehenden 16. Jahrhundert
einen beachtlichen Aufschwung erfahren zu haben, nachdem es laut Platters Formulierung
»ein Zeitlang durch misbrauch kam in ein abgang«, nun aber erneuert
sei und »in kurtzer Zeit« noch verbessert und vergrößert werden solle5). Man
möchte erwarten, daß es sich bei dem Inhalt des als »Des Mulberg Badts beschreibung
« betitelten Gedichtes um balneologische Anleitungen oder Weisungen zum
rechten Gebrauch des Wassers handelt, die Felix Platter seinen Patienten mit auf
den Weg gab. Nun sind es aber keineswegs medizinische, sondern ausschließlich das
»regiment«, das heißt, Sitten und Ordnung im Bad betreffende Anweisungen, die
Platter erteilt und zur Beherzigung anempfiehlt. Das Regiment oder die »Policy«
hat über einem schicklichen Verlauf der Badekur zu wachen, und es bestimmt, was
erlaubt und was verboten ist. Das »unfletig gricht« soll bei Verstößen gegen die
Ordnung und den Anstand einschreiten und den Sündern, je nach Schwere ihres
Vergehens, eine Buße oder Strafe zumessen, die meist in Form von Wein abgegolten
werden mußte. Nur besonders hartgesottenen Übeltätern und Störenfrieden

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