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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1975-01-02/0079
Neue Dorfbrunnen

Immer noch umweht uns der Zauber singender, klingender Brunnen! —
Wasser, springendes und klingendes, ist die Seele des Brunnens. Wo es nicht
mehr fließt, ist auch die Poesie seines Ortes und seiner Gestalt dahin. Trauer und
Bitterkeit lösen daher die trockenen, vereinsamten Tröge neben den einst so liebevoll
mit Zierat und Symbolen geschmückten und einst von den Vorfahren beim
kunstsinnigen Steinhauer besorgten steinernen Stöcke, aus, die nunmehr still geworden
, lieblos und vorwurfsvoll am Wegrand oder in einer Ecke stehen. Da
und dort nimmt sich auch ein Nachbar der Verlassenen an, füllt den Trog mit
Erde und schmückt ihn das Jahr über mit Blumen; ein gutgemeinter Ersatz!

Viele, leider allzuviele Dorfbrunnen wurden in den letztvergangenen Jahren
zum Schweigen verurteilt und gebracht, seit die Mägde nicht mehr zum Schöpfen
und Schwätzen kamen, die Anbinderinnen nicht mehr ihr Rebstrauh weichen, das
Vieh im Stall getränkt wird und die Pärchen im Mondschein wie die Alten am
Feierabend nicht mehr dem Brunnenlied lauschen und unter dem Lindenbaum
von Liebe und Leid, vom Werden und Vergehen träumen. So fielen mancherorts
gelegentlich Tröge und Stöcke, die lebendigen Zeugen eines selbstbewußten und
redselig überkommenen Dorflebens, dem Unverstand zum Opfer; sie wurden mit
der Spitzhacke und dem Steinhammer zertrümmert, wenn sie nicht noch rechtzeitig
von Liebhabern mitgenommen und anderswo aufgestellt wurden. Doch viele
gefährdete Brunnenanlagen wurden auch in den letzten Jahren vor dem weiteren
Verfall und Vergessen bewahrt: Bürger und Nachbarn kümmerten sich auch einmal
wieder mit Bedacht um ein schmuckes Bild ihrer Straßen und Plätze und damit
auch um schweigende Brunnen, die sie dann wieder mit Wasser versorgten und
erweckten, mit Blumen ihren Platz und ihre Stöcke schmückten. Dort aber, wo

Der Froschbrunnen, ein Stufenbrunnen aus einem Stück, im neu2n Schulhof in Istein,

gesetzt 1962. (Aufn. F. Schülin)

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