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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1975-01-02/0121
St. Blasien beurkundet. 1432 ist eine Capeila sancti Nicolai in Blansingen erwähnt
. Die ersten Namen: 1169 Burcardus und 1223 Wernherus des Blansingin,
waren wohl Dorfherren.

Blansingen war mit Kleinkems durch die gleiche Geschichte, gleichen Grund-
und Gerichtsherren wie Istein und Huttingen in einer Vogtei stark verbunden,
doch beide Orte hatten ihre eigene Pfarrei und Kirche, Blansingen mit einer
Filiale Welmlingen zusammen, das aber eine Vogtei zusammen mit Wintersweiler
bildete. Istein und Huttingen waren seit 1365 durch dieselbe basel-bischöfliehe
Herrschaft und gemeinsame Pfarrei verbunden.

Vom Grättimaa

Von Paul Wagner

Zum Nikolaustag gehört in Lörrach, in Basel und rundherum der Grättimann
oder Grättima. Was der Grättima ist, das weiß jeder, der es wissen will, er
braucht sich nur einen zu kaufen. Der wird ihm freilich nicht selten als „Krätti-
mann" angeboten, aber das ist das Schlimmste noch nicht. Was Grättima heißt,
darüber spuken in den Köpfen selbst eingesessener Badener und erst recht der Nicht-
badener, der Zugereisten, verwegene Deutungen. Da gibt es Leute, die, wenn man
sie fragt, steif und fest behaupten, der Grättima habe mit einem Mann zu tun,
der eine Chretze trägt. Sie haben, wenn man ihnen glauben dürfte, ihr Wissen
aus allererster Hand. Eine Chretze aber ist ein Korb, der auf dem Rücken getragen
wird, — der Grättima hat aber keinen Korb und hat nie einen gehabt.
Zuallerletzt auf dem Rücken, zumal er heute so flach gebacken wird, daß er schon
kaum noch einen Rücken hat.

Andere Lörracher, solche, die hier geboren und aufgewachsen sind, sagen, ich
hab's selbst gehört, nicht mehr Grättima, sondern Nikolaus, obwohl der Grättima
mit einem Nikolaus etwa soviel zu tun hat wie ein Kaninchen, das zufällig zu
Ostern in die Bratpfanne wandert, mit einem Osterlamm. Die Ursula gar, als sie
am Mittag aus der Schule kam, sagt: „Ich weiß, was Grättima heißt".

„Woher weißt du es?" fragte die Mutter.

„Ha, der Lehrer hat's uns heut' in der Schule gesagt."

„So, was hat er gesagt?" Alle waren begierig, endlich eine sozusagen fachmännische
und wissenschaftlich überzeugende Auskunft zu erhalten. Wozu würden
die Lehrer sonst heutzutage studieren?

„Er hat gesagt, das hat früher Christmann geheißen und in der Mundart sagt
man jetzt halt Grättimann."

Da legst die nieder! Grättimann als Verballhornung von Christmann! Auf eine
solche Idee kann auch nur ein Lehrer kommen. Eines der Kinder hatte gefragt,
aber weil der Lehrer, es ist noch ein verhältnismäßig junger, nicht eingestehen
wollte, daß er es nicht wußte oder nicht genau wußte, so erzählte er den Schülern
einfach etwas aus dem hohlen Bauch heraus. Und die Kinder glaubten es ihm. Er
hätte freilich sagen können, ich will nachschlagen, aber dazu muß man wissen, wo
man nachschlagen kann. Im Duden oder in einem Lexikon findet er's nicht. Aber
im „Badischen Wörterbuch", das in der Bibliothek steht.

Da gibt's den Grättimann und Grättima. Er stammt, dem Wörterbuch nach,
aus Auggen, wo's auch einen guten Wein gibt, und ist „ein Backwerk in Gestalt
eines Mannes mit gegrätschten Beinen, das am Nikolaustag genossen wird." Früher
hat man Grättimänner in Auggen auch noch an Neujahr und zu Ostern gebacken.

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