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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
37.1975, Heft 3/4.1975
Seite: 345
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1975-03-04/0203
Linie zu Manet, dessen Dejeuner sur l'herbe-Motiv Danksin in eben jenen Jahren
in drei verschiedenen Fassungen malte, die sich zweifach von Manet unterscheiden
: 1. der mythologische Hintergrund, der bei Manet vorhanden war, wird
eliminiert, oder ins Phantastische verfremdet. 2. Die Gestalten werden flächig
gemalt und die umgebenden landschaftlichen Elemente sehr frei behandelt. In
solchen Bildern werden die Ansätze zur Verselbständigung des Farblichen gegenüber
dem Bildnerischen greifbar.

Danksin folgte dem Gesetz seiner Entwicklung, als er 1931 in Paris die
Academie Ranson aufsuchte, an der, wie Dr. Aust bei seiner Eröffnungsansprache
für die Danksin-Ausstellung im Von-der-Heydt-Museum Wuppertal im Mai 1965
sagte, „die ganze Tradition französischer Peinture, gefiltert durch den Kubismus,
ungebrochen lebendig gewesen sein" muß. Dieser französischen Tradition blieb
Danksin auch verbunden, als er nach dem 2. Weltkrieg in den Bereich der abstrakten
Malerei vorzustoßen begann. Diese Wendung war im Frühwerk angelegt
, sie war aber nichtsdestoweniger für den bereits fünfzigjährigen, arrivierten
Künstler ein großes Wagnis. Der erneute künstlerische Aufschwung, den diese
Wendung mit sich brachte, zeugt für Danksins ungebrochene Schöpferkraft. Daß
sich Danksin auch jetzt nicht einer Schule anschloß, sondern sich stets wandelte,
mag manchen Kritikern zum Ärgernis geworden sein. In Wirklichkeit zeigt sich
hierin gerade der Impuls seines Schaffens, den R. Riester in seinem Artikel „Franz
Danksin als Illustrator" (Illustration 63, Aprilheft 1974) auf die glückliche
Formel brachte: „Es war nie Danksins Sache, sich auf Lorbeeren auszuruhen.
Alles, was einmal erreicht war, ließ er sogleich hinter sich. Höhepunkte sind
Wendepunkte." Im Prinzip, daß Höhepunkte zu Wendepunkten des Stils werden,
zeigt sich Danksins Verwurzelung in der Kunsttheorie der „Modernität". Nur in
der Moderne finden sieh, z. B. bei Picasso, Parallelen zu Danksins Fähigkeit,
gleichzeitig in mehreren Stilen zu malen. Danksins Kunst lebt von derselben Kraft
wie die von ihm abgelehnte Schulenbildung, vom Trieb zum Experiment, aber
sie verweigert die Verfestigung der gewonnen Erkenntnisse in Theorien und das
Abbrechen des Experimentierens, sobald eine Form des Ausdrucks gefunden wurde,
die sich bis ins Manieristische reproduzieren läßt und zu einer Art Warensiegel
wird. Danksins Schaffen bedeutet deshalb eher eine Radikalisierung als eine
Zurücknahme des Prinzips der „Modernität".

Danksin blieb nicht bei der Verweigerung der Theoriebildung moderner Kunst
stehen, sondern lehnte es auch ab, sich auf deren Kommerzialisierung einzulassen.
Er hat selbst dann nicht in Privatgalerien ausgestellt, wenn ihm bedeutende
Firmen wie Ketterer ihre Dienste anboten. Er war sich bewußt, daß er damit
finanzielle Einbußen erlitt und die Verbreitung seines Werks behinderte. Doch
war er um der Unabhängigkeit und Freiheit willen zum Verzicht bereit. Ihm
genügte es, wenn er bei den Ausstellungen der Künstlergilde seine neueste Produktion
zeigte. Am liebsten wußte er seine Bilder in den Händen seiner Freunde,
weil er seine Bilder nicht als Geldanlage, sondern als Kunst geschätzt wissen
wollte. Das Museale war ihm ein Greuel, nicht weil er den sozialen Wert der
Museen verkannte, sondern weil er deren Mißbrauch durchschaute. Daß diese
seine Größe auch ihre Kehrseite hat, soll nicht verschwiegen werden. Danksins
Werk ist nämlich in alle Winde zerstreut, ohne daß wir uns einen genauen Überblick
über sein Schaffen machen könnten. Es wird wohl noch lange dauern, bis die
Kunstgeschichte sein Werk adäquat beschreiben und würdigen kann.

Meine Beobachtungen über Danksins Kunst ließen sich durch viele weitere
Zeugnisse belegen. Sie alle drängen den Schluß auf, daß hier ein planvoll arbeitender
Künstler von außergewöhnlichem Format am Werke war. Dieses Konzept
haben nur wenige Freunde des Künstlers wie z. B. G. Floersheim erkannt, der es
aus der Einheit von künstlerischem Programm und Lebenshaltung bei Danksin
gedeutet hat. Den meisten blieb es aber verborgen, da sie immer nur wenige
Werke des Malers zu sehen bekamen. Es ist deshalb kein Zufall, daß Danksin

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