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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
38.1976, Heft 1/2.1976
Seite: 159
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1976-01-02/0161
Denkmals- und Landschaftspflege:
Die St. Vituskapelle und der ölberg am Isteiner Klotz

von Otto Selz

Wertvolle Bereicherung der Friedhofshalle in Istein

Der Isteiner Klotz, ein markanter Kalksteinfelsen, dessen westlicher Ausläufer
wie ein Schiffsbug aus dem ehemals vorbeifließenden Rheinstrom herausragt, ist
weiten Kreisen bekannt wegen seiner Fauna und Flora, auch wegen seines militärischen
Ausbaus vor dem ersten und zweiten Weltkrieg. Die Sprengung der
militärischen Anlagen am 28. Oktober 1947, die trotz eines an die damalige
Militärregierung gerichteten Gesuches um Schonung dieses einzigartigen Naturdenkmals
nicht verhütet werden konnte, hat den Felsen schwer erschüttert und
beschädigt. Zerstört wurde dabei auch die Andachtsstätte, die St. Vituskapelle mit
dem naheliegenden ölberg. Die Kapelle dürfte zurückgehen auf die mittelalterliche
Burganlage. Zwischen der unteren Burg (jetzt Friedhofsgelände) und der oberen
Burg war ein Aufstieg am Felshang. Eine Holzbrücke, die noch vorhanden ist,
überbrückte die steile Wand der Kapelle und der Felsnase, die heute nur noch
ein schmaler Grat darstellt. Die Sage bringt die Kapelle in Zusammenhang mit
einem Ritter Veit von Istein. Die Kapelle ist in eine der zahlreichen Höhlen eingelassen
, doch mit einem Mauervorbau versehen, überdacht und mit einem kleinen
Dachreiter. Das Glöcklein stammt aus der Glockengießerei Weitenauer in Basel
vom Jahre 1756. Nach der Niederlegung der Burgen durch die Basler im Jahre
1411 verödete diese Andachtsstätte bis zur Neuausstattung anfangs des 18. Jahrhunderts
.

Zu dieser Zeit muß auch die nächstgelegene größere Höhle zu einer ölbergsszene
gestaltet worden sein. Zur Gruppe gehörten Christus und ein herabschwebender
Engel, sowie die drei schlafenden Jünger. Zwischen Kapelle und dem ölberg
stand ein etwa 4 m hohes Kreuz (Fichtenstamm), dabei der legendäre hl. Longinus
als römischer Legionär, und Maria als Schmerzensmutter. Alles sind gut gearbeitete
und ausdrucksvolle barocke Holzfiguren. Durch die Witterungseinflüsse und auch
durch den Mutwillen Jugendlicher sind sie leider schwer beschädigt worden. Kurz
vor der Sprengung des Klotzens konnten sie noch sichergestellt werden.

Zur Gesamtanlage um die Vituskapelle gehörte auch die Nepomukstatue, die
von ihrem Standort an dem Mauerpfeiler links des Steges auf den einst um
den Felsen brandenden Rhein und auf die schwerkämpfenden Fischerboote herabschaute
. Seit 1961 ziert er nun das Treppenhaus der neuen Schule in Istein. Wer
ist der Stifter und wer der Meister dieser schönen Holzplastiken?

Als Initiator des ölberges und der Einrichtung der Vituskapelle darf wohl Joh.
Georg Schmidlin angesehen werden, der von 1712 bis zu seinem Tod am 13.
September 1734 Pfarrer in Istein war. Er war gebürtig von Arlesheim bei Basel,
wo auch das Basler Domkapitel residierte. Der „hertzliebste Bruder" Schmidlins
war Pater Peter, ein Kapuzinerpater. Durch seine Herkunft mochte Pfarrer
Schmidlin engere Beziehung zum Domkapitel gehabt haben, dessen Dompropst ja
in Istein und Huttingen die größten Güter inne hatte, während ein anderer Domherr
jener Zeit Nutznießer der Isteiner Klostergüter — also Klosterpropst — war.
Seit dem 12. Jahrhundert stand gleich hinter dem Klotzen ein kleines Kloster,
zuerst als Männer, dann als Frauenkloster, das Cluny unterstand. Die Legende
berichtet auch von einem kurzen Aufenthalt des hl. Bernhard v. Cl. im Isteiner
Kloster. Nach einem verheerenden Brand anno 1387 bezogen die wenigen Nonnen
das sog. Weiße Haus näher beim Dorf Istein. Nach deren Aussterben bewohnte
ein Eremit, ein sog. Waldbruder, die notdürftig hergestellte Gebäulichkeit, bis
diese samt der Klosterkirche um 1785 niedergelegt und mit dem Material das erste

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