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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
38.1976, Heft 3/4.1976
Seite: 191
(PDF, 38 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1976-03-04/0009
zwar bayerische Klänge zu hören sind, aber Leuten mit landesüblicher Klangfarbe
der Sprache offenbar „Zutritt verboten" ist. Wer hat diesen Geßlerhut aufgesetzt
?

In der Tat, die studierten Fachleute, Fachliteraturschreiber und Publizisten aller
Sparten sollten sich bewußt werden, was sie, auch Verantwortliche für die deutsche
Sprache, anrichten, wenn sie — eine winzige Minderheit — in blindem Unverständnis
einer großen Mehrheit der Bevölkerung immer neue unverständliche
Brocken von Fachsprachen aufzwingen: über Fachjargons, Verwaltungsbandwürmer
, Schobisinisjargon, Politjargon mit echtem Bäckläscheffekt, Soziologen-
Chinesisch usf.

Hier hilft nur die Vernunft der Dialekte. Wir sind für Sprachpflege schlechthin.
Ein guter Dialekt, das hat die Zeit vor 1945 gelehrt, dient auch einer guten
Schriftsprache. Aber ein bewußt gesprochener Dialekt muß es sein. Die Werte der
Mundarten sind keineswegs nur Selbstzweck.

Wir erhoffen uns, eine lebhafte Diskussion. Teilen Sie uns Ihre Feststellungen
und Ihre begründete Meinungen zu den angesprochenen Themen mit. Vor allem
wenn wir mit Pädagogen verschiedener Schularten ins Gespräch kommen, haben
wir vor, das Thema fortzusetzen. CMV

Bemerkungen und Definitionen zum Titel des Heftes

Für die Formulierung des Themas dieses Heftes — Probleme des Dialektsprechers
, die sich heute aus der Spannung zwischen Dialekt und Schriftsprache
ergeben, zu erörtern — standen eine Reihe von Begriffen zur Auswahl: Dialekt
und Mundart auf der einen, Hochsprache, Schriftsprache, Hochdeutsch oder
Einheitssprache auf der anderen. Aus folgenden Gründen haben wir uns auf
„Mundart" und „Hochdeutsch" geeinigt. Dialekt und Mundart gelten als
Synonyme, als Wörter von gleicher Bedeutung. Wir haben Mundart gewählt,
weil dieses Wort vor allem ausdrückt, daß wir es mit gesprochener Sprache zu
tun haben. Dabei sind wir uns bewußt, daß der Sprachwissenschaftler das Wort-
Dialekt als übergeordneten Begriff, das Wort Mundart dagegen als kleinräumige
Spielart, als Teilbegriff eines Dialekts ansehen könnte, wenn er den Unterschied
zwischen beiden kennzeichnen will. Also etwa: Der Wälder und der Markgräfler
im Rebland sprechen beide hochalemannischen Dialekt, jeder aber seine eigene
Mundart.

Als parallelen Begriff haben wir „hochdeutsch" gewählt, einmal weil wir hier
nicht von Schriftsprache im engeren Sinn reden, sondern von gesprochener Sprache.
Reine Schriftsprache zu sprechen, das hält, wie einmal festgestellt wurde, niemand
länger als wenige Sätze aus. Zum andern gilt dies auch für den Begriff „Hochsprache
". Als dialektfreie Hochsprache gibt es allenfalls die Bühnensprache. Aber
längst nicht alle Sprache, die heute auf die Bühnen kommt, will noch Hochsprache
sein. Der Begriff Einheitssprache ist auch reine Theorie, er kann nicht einmal mehr
auf die Schriftsprache angewendet werden. Denn weder die Zeitungssprache, noch
die von Funk und Fernsehen, noch auch die Sprache, die heute in Büchern unter
dem Kraut- und Rübenbegriff Literatur gedruckt wird, kann unbesehen als Einheitssprache
oder gar als Hochsprache angesehen werden.

Es blieb also als Parallelbegriff „Hochdeutsch" übrig. Aber auch dabei darf
nicht übersehen werden, daß dieses Wort nicht weniger abstrakt ist, als Schrift-
und Hochsprache. Die meisten Leute, die glauben hochdeutsch zu reden, sprechen
eine dem Hochdeutschen vielleicht ähnliche, mehr oder weniger dialektgefärbte
Umgangssprache. Es wäre gut, sich dessen stets bewußt zu sein, daß „Hochdeutsch"
etwas ganz anderes ist, je nachdem, ob wir es im Bayerischen, Schwäbischen, in
Berlin, Hamburg, Frankfurt, Köln oder im Alemannischen hören. CMV

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