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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
38.1976, Heft 3/4.1976
Seite: 249
(PDF, 38 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1976-03-04/0067
Ländliche Schulbildung im 17. Jahrhundert
am Beispiel der Dörfer Auggen und Vögisheim

mit freundlichem Gruß dem Landwirt und langjährigen, hochverdienten Kreisrat
und Gemeinderat Hermann Kühler in Egringen gewidmet.

von Chr. M. Vortisdi
1) Gah es das im 17. Jahrhundert?

Die Vorstellungen über die Schulbildung vor allem der ländlichen Bevölkerung
im 16., 17. und auch noch im 18. Jahrhundert haben bei den Historikern noch
recht undeutliche Konturen. Erst recht gilt das für die Allgemeinheit, die ihr Wissen
aus veralteten Geschichtsschulbüchern hat oder aus Büchern und Zeitungsartikeln,
die journalistischer Feder entstammen. Die Quellen zu diesem Thema sind freilich
auch spärlich. Sie sind kirchlicher Natur, denn auch in den protestantischen
Ländern stand das Schulwesen bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts unter kirchlicher
Aufsicht. Sie geben nur sporadische Bemerkungen wieder. Sie beginnen erst
dann systematischen Charakter anzunehmen, wenn die Schulpflicht vom Staate
eingeführt wurde. In Altbaden war dies 1751 der Fall.

Es kann daher nicht wundernehmen, daß in Gegenden, in denen die allgemeine
Schulpflicht erst spät, im 19. Jahrhundert, eingeführt wurde, die Meinung vertreten
wird, eine ländliche Schulbildung habe vorher nicht existiert oder doch nur
in privilegierten Formen. Diese vorherrschende Meinung ist dem Umstand zu verdanken
, daß sich die Schulbücher und das allgemeine Wissen nach der Geschichtsschreibung
alten Stils zu richten hatten, die der Darstellung der politischen,
militärischen, kurz der Machtfaktoren vor allem galten. Nebenbei mußten sie
auch der Verherrlichung der jeweiligen Herrscherhäuser und ihrer Diener dienen.
Der Wandel, der sich jetzt auf diesem Gebiet zeigt, setzt voraus, daß noch viel
Arbeit auf den Gebieten der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, vor allem der
Bildungsgeschichte geleistet wird. Er setzt aber auch voraus, daß man jetzt den
kleineren deutschen Staatsgebilden, die keine Machtpolitik haben treiben können,
mehr Aufmerksamkeit zuwendet. Und dies heißt, den regionalen Quellen, die
häufig nicht in den großen Archiven zu finden sind, nachzuspüren. Leider gibt es
heute noch kaum quantitative oder vergleichende Untersuchungen darüber, wie
das Bildungswesen in den verschiedenen Landschaften des deutschen Sprachraumes
etwa seit der Reformation ausgesehen hat.

Deshalb sollte man sich hüten, Einzelbefunde zu verallgemeinern und als
historische Tatsache hinzustellen, daß Schulbildung vor dem 19. und Hochschulbildung
vor dem 20. Jahrhundert Privileg irgendwelcher Oberschichten gewesen
seien. Für das alte badische Gebiet gibt es einige Schriften die sich mit dem
früheren Schulwesen befaßt haben. Danach ist bekannt, daß in den meisten
größeren Orten des Oberlandes schon lange vor 1751, wenigstens im Winter
Schule gehalten wurde. Für manche Jahre sind auch Schülerzahlen bekannt.

Einen tieferen Einblick in die Bildungsverhältnisse einer einzelnen Gemeinde
erlaubt uns eines der Bücher, die der Pfarrer und Superintendent Jeremias
Gmelin in Auggen hinterlassen hat. Außer dem dienstlich zu führenden Kirchenbuch
, dessen Form allgemein als bekannt vorausgesetzt wird, hat er ein „Newes,
Ordenliches und Außführliches Pfarr- und Kirchenbuch" zusammengestellt, das er
als „Verzeichnus aller deren Pfarrangehörigen, soviel sich jetziger Zeit befinden
in der Gemeinde und Vogtey Auggen, dahin zugleich die Filialen Hach, Zitzingen
und Guttnaw gehören. Beschrieben nach richtigen alphabetischer Ordnung; mir
selbsten und Anderen zum Besten. Bey dem Beschluß deß 1688igsten oder zu
gutem Eingang deß 1689igsten Jahrs." bezeichnet. Ein zweites gleichartiges Verzeichnis
enthält die entsprechenden Angaben für die Filiale Vögisheim. In diesen

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