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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
38.1976, Heft 3/4.1976
Seite: 291
(PDF, 38 MB)
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gangssprache abrutschen, in welcher etwas „war" anstatt „gsii isch", wo man
„guckt "anstatt „luegt", „trotzdem" anstatt „eineweg" sagt und leichtfertig „du"
auf „zue" reimt. Zur Entschuldigung wird dann einfach behauptet: Das Alemannische
als genau festgelegte Sprache gäbe es nur in der Konstruktion! Den echten
Mundartsprecher stört es schon, wenn er „immer" statt „all", „allewil", „nur" statt
„nume", oder „der" (welcher) statt „wo" hört. Auch scheinbar kleine Fehler verletzen
die Sprache. Das ist in jedem Lande so und hat gewiß nichts mit „Purismus"
zu tun. Jeder Franzose würde Sturm laufen gegen eine Schreibung „je sui" anstelle
„je suis".

Doch bei uns, mitten in Alemannien, lesen wir auf Tafeln und Schildern, an
Wänden und Zeitungen: Bächle, Gäßle, Häusle, Maidle, ja sogar Pfi'fle. (dieses
Wort ist nirgends daheim: württembergisch müßte es Pfeifle, tränkisch Pfeif che
und elsässisch Pfeifel heißen). Nun soll nichts dagegen eingewendet werden, wenn
in den Städten die vielen „Iinegschmeckte" Schäufele, Weckle, Hösle usw. sagen,
aber daß sie es uns auch überall so schreiben, das sollten sie nicht tun. Denn auch
in den Randgebieten der Städte hört man auch heute noch das echte „,li". Und wo
ein Mädchen die Tracht trägt, sagte sie und ihre Umgebung „Trachtemaidli". Kein
Mensch sagt Maidle, höchstens Mädle, doch nicht in unserer Gegend. Wie viel
origineller klingt doch diese Verkleinerungsform, will sagen: liebenswert machende
Form mit „-Ii", und eine solche Bezeichnung, sei es nun „e Vierteli", „e Schlößli-
buck", „e Schänzli", „e Gäßli", wirbt doch auch in fremden Ohren für unsere
Gegend oder den Ort, an dem dies auch so geschrieben steht. Und unsere Massenmedien
sollten auch bedenken, daß sie sich allein im südwestdeutschen Raum
mindestens an eine Million Menschen wenden, die Alemannisch verstehen oder
noch immer sprechen. Dies allein wäre schon ein guter Grund, die alemannische
Sprache auch richtig zu schreiben. Dieses uns fremde „-le wirkt bestimmt nicht zu
besserem Verständnis, oder soll es etwa hochdeutscher oder gar „vornehmer" sein?

Bleiben wir also unserm netten und echten „-Ii" treu. Wir lieben ja die Verkleinerungsform
. Man denke nur, wie oft wir auch Zeitwörtern eine Diminutivendung
geben (glitzere, dengele), und so auch sprechen wir tagtäglich viele Male
dieses „-Ii" aus. Wir sollten es darum auch so schreiben.

Seit einiger Zeit hat die „Weiler Zeitung" dem Herrn „öbber vo Neume" (Dr. Kfr.
Eisner) eine wöchentliche Kolumne für alemannische Mundart eingeräumt. Er schreibt
unter „Guckehuus", von dem aus er den Leuten auf Mund und Finger schauen will. Die
weltoffene Art, mit der unser liebenswerter „Bammert" beobachtet und im besten urchig
klangvollen Alemannisch kundtut und mit echtem Mutterwitz würzt, ist so einzigartig,
daß wir ihn baten, eine Kostprobe für das Thema dieses Heftes zu bieten. (Schü.)

Hier folgt sie nun, eine herzerfrischende Glosse über unsere

„War-sager" und „Habs-burger"

von Karlfrieder Eisner

Alswie schwerer hämmer's, wemmer wänn e rächt Alemannisch schwätze, vo
alle Syte goitsche si eim drzwüsche, ussem Fränkische, ussem Schwöbische, ussem
Bayrische un am meischte ussem Preußische. Do hän s d'Elsässer doch no besser,
die chönne n im Elsiß Elsässerditsch bawwele, oder halt Franzeesch parle. Un wenn
si s au ghörig vermüschle, isch s allewiil no echt elsässisch. In dr Schwyz isch s
däwäg o no besser, do cha men im Radio, im Fernseh, in den Ämter un überall
Schwyzerdütsch schnöre höre, dene fahrt niemerds über s Muul.

By üns aber, nochgibig, nobel un gfällig, wie mir halt sin, do chömme mr mit
dr Zyt dr gröscht Chuuderwelsch über. Dr Chef isch e Hamburger, dr Fründ isch e
Kölner, dr Schwiger e Sachs un dr Briefbott e Berliner. D'Chinder chömme us dr

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