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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 1/2.1977
Seite: 10
(PDF, 42 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-01-02/0012
Der Landschreiber stellte schon zum 24. August 1788 seinen Bericht über die
Exekution an die Behörde in Freiburg zusammen. Bereits am 28. August kam
von dort die Anweisung, das in Niederschwörstadt verbliebene Militärkommando
von 19 Mann sofort abzuziehen, da die drei Dörfer wirklich mit ihren Dienstleistungen
angefangen hätten 27).

Würden sich aber die Dörfer nach Abzug der Soldaten an die gewaltsam erzwungene
Gehorsamspflicht halten und die Züchtigung schlucken? Würde ferner
die unterschiedliche Behandlung der drei Dörfer und der Einzelpersonen die Geschlossenheit
der Bevölkerung spalten und letztlich die „Rädelsführer" isolieren?

Entscheidend für die weitere Entwicklung blieb die ungebrochene Überzeugung
der Bauern, daß mit der Aufhebung der Leibeigenschaft durch ihren Kaiser Joseph
alle daraus resultierenden Zwangsdienste aufgehoben seien. Dawider waren
Prügel schlechte Argumente.

Bald nach Abzug der Soldaten hörte denn auch die Bereitschaft zum Frondienst
wieder auf, „die Unterthanen waren wieder so widersätzlich wie zuvor",
klagt der Baron. Dann wollte man wie schon früher unter Umgehung der untergeordneten
Instanzen zwei Deputierte ausrüsten, die sich nach Wien zum Hof
begeben sollten, um dort ihre Beschwerde über das erlittene Unrecht und über die
ihrer Ansicht nach nicht gerechtfertigten Arbeiten für den Baron vorzubringen.
Der alte Joseph Rüttenauer (genannt Grässle) von Niederschwörstadt und Joseph
Baumgartner von öflingen wurden dazu ausersehen. Vielleicht war es auch Rüttenauer
gewesen, der die Verbindung zu dem Lörracher Schreiber Christian
Schweikert hergestellt und von diesem die Abfassung des Beschwerdebriefes erreicht
hatte, wobei der Ulrich Bannwarth von Niederschwörstadt als Bote das
nötige Material lieferte 28). Die Behörden blieben indes auch nicht untätig. Der
fällige Bericht des Kreises an Wien muß offenbar die Unwirksamkeit der Exekution
und die neuerliche Verweigerung der Frondienste enthalten haben. So
folgte zum 26. September 1788 eine höchste Entschließung, „dergleichen widerspenstige
Unterthanen würden als Aufrührer und Störer der allgemeinen Ruhe
criminaliter behandelt", da sie bis dahin durch keine Vorstellungen zur Erfüllung
ihrer Schuldigkeit hätten gebracht werden können. Im einzelnen wurden genannt
u. a. Joseph Rüttenauer alt, Johann Heitz, Johann Rüttenauer jung, Ulrich
Bannwart, Joseph Heitz von Niederschwörstadt, sowie Fridolin Schriener alt,
Johann Thoman alt, Antoni Schlageter der Zimmerman, Joseph Bäumle, der
Seiler und Joseph Baumgartner, alle von öflingen.

Sobald die Genannten ausgehoben würden und eine militärische Exekution
eingelegt werde, würden die Untertanen den schuldigen Gehorsam zeigen und
ihre nach den allerhöchsten Entscheidungen schuldigen Fronen leisten.

Also war eine Wiederholung des Schauspiels vom August erwogen, zugleich die
gerichtliche Aburteilung der „Rädelsführer", was Wien noch im Mai gegenüber dem
Kreistag in Freiburg abgelehnt hatte.

Etwa um diese Zeit müssen nun die beiden Deputierten der Dörfer wiederum in
Wien aufgetaucht sein. Vermutlich war es dem Rüttenauer auch diesmal gelungen,
Zutritt zum Kaiser zu erlangen. Der Erfolg der Mission war jedenfalls kein geringer
, denn unterm 27. Oktober 1788 verlangt der Wiener Hof jetzt aus Rhein-
felden einen ausführlichen Bericht über die Vorgänge bei der Exekution auf
Grund der Klagen der Delegierten, z. B. wegen der Übergriffe der Soldaten, der
rauhen Behandlung der Gezüchtigten, auch über aufgetretene Entzündungen als
Folge der Schläge (Brand).

Diese Anfrage hatte zur Folge, daß eine Neuauflage der Exekution vorerst
unterblieb. Aber der Landschreiber ließ sich mit seiner Antwort Zeit bis zum
Mai 1789. In seiner Rechtfertigung wird auf eine Milderung des schlechten Eindrucks
im humanen Sinne gedacht, wie z. B.: 30 Stockstreiche seien bei den
Gemeinen der Garnisonen als Strafe üblich, ohne daß jemand dadurch krank
werde, man habe die Zahl der Stockstreiche mehrfach reduziert, ein ,Chirurgus'
sei anwesend gewesen usf M).

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