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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 1/2.1977
Seite: 25
(PDF, 42 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-01-02/0027
Elsaß, Filter und Barriere für das Werben und Drängen der Jakobiner und
Girondisten in Paris. Die Guillotine in Straßburg wurde von den Bürgern zusammengeschlagen
. In Scharen zogen die Elsässer über den Rhein („Hermann
und Dorothea"!); das schaffige Volk der Bauern, Rebleute und Bürger zwischen
den Vogesen und dem Rhein hatte das gleiche Verlangen nach Frieden, Recht und
Ordnung, nach Befreiung von feudalen Vorrechten und unerträglichen Lasten,
aber ohne die Mittel einer blutigen Revolution, wie sie der berüchtigte Eulogius
Schneider A1) im Stile der Pariser auch im Elsaß durchsetzen wollte.

Pfarrer Herbst berichtete in seinem Tagebuch: „Hätte man gewußt, wie es in
Wirklichkeit im Elsaß aussah, so wäre die Gefahr hierzulande weniger groß
erschienen. Die Verwirrung in dem betäubten Nachbarlande war namenlos. Die
Bauernburschen warfen die Waffen, die sie empfangen hatten, an der nächsten
Straßenecke wieder weg . . . Die Jakobiner in Hüningen, Kolmar und Straßburg
wollten Blut und Feuer sehen . . . Aber wer denen zu widersprechen wagte, dessen
Kopf saß nicht mehr fest . . .*

Anders gingen die Werber in badischen Gebieten vor: sie suchten und fanden
Gesinnungsfreunde bei aufgeschlossenen Vögten und Wirten im Gespräch, verhießen
sowohl die Freiheiten der Franzosen, drohten mit schweren Folgen bei
Ablehnung nach dem Sieg der Revolution. Sie luden zum Besuch der Basler Clu-
bisten ein, unter denen sich Männer aus den angesehensten Stadtgeschlechtern befanden
, deren Namen stärkeren Einfluß gewannen als die Bedrohung durch das
Henkerbeil.

Basels Lage am Übergang und Schnittpunkt der Kulturen bot sich wieder als
Treffpunkt von Gesandten und Agenten, dieses Mal im Dienste revolutionärer
Ideen, zur Vorbereitung des Umsturzes, nicht nur in der Schweiz der „freien Eidgenossen
", sondern auch in Südwestdeutschland, zunächst aber im badischen Vorraum
.

Der Club der „Patrioten" in Basel

Als sich die Basler vom ersten Schrecken nach dem tapferen Untergang der
Schweizer Garde in Paris bei den Tuilerien am 10. August 1792 wieder gefangen
hatten, rüsteten sich in der Stadt die widerstrebenden Parteien, die eine Partei der
revolutionären „Patrioten" zum Umsturz der bestehenden Verhältnisse, die Gegenpartei
der Konservativen aber zur wütenden Abwehr der fremden Einflüsse.

Während des 1. Koalitionskrieges (1792—1795) blieb Basel außer von Juden
und Flüchtlingen aus Baden und dem Elsaß verschont. Als aber danach das französische
Direktorium in Paris eine drohendere Sprache gegenüber Basel kundtat,
wurde die Parteiung in der Stadt auch offenbarer. Die „Patrioten", anfänglich
nur eine kleine, aber entschlossene Gruppe gebildeter Persönlichkeiten aus dem
Herrenstand, gewannen immer mehr an Boden und Einfluß. Schon im Jahre 1789
hatte der Großrat Abel von Merian beantragt, endlich die Leibeigenschaft als
Barbarei aufzuheben; die Befreiung folgte danach 1794, doch die beklagten hohen
Steuerlasten blieben weiterhin.

Der bedeutendste geistige Beweger im Basler Club war Peter Ochs A"), er pflegte
die Verbindung mit einflußreichen französischen Persönlichkeiten. In seinem
„Holsteiner Hof" fand 1795 die Besprechung zwischen den französischen, preus-
sischen und spanischen Gesandten zur Vorbereitung des „Basler Friedens" statt.

Der Patrioten-Club traf sich regelmäßig im „Herrenkämmerlein" zum „Rheineck
", im Haus des Bierbrauers Ehrlacher. Anfangs waren es 12 Stadtbürger, meist
Kaufleute, Fabrikanten und Juristen; zu ihnen gesellte sich als Verbindungsmann
zur Landschaft der Wachtmeister /. G. Stehlin, und man darf wohl annehmen,
auch einige der später genannten Gesinnungsfreunde aus dem Rebland. Als
„Patrioten" bekannten sich folgende Stadtbürger: der Seidenbandfabrikant Joh.
Lukas Legrand (ehemals Kandidat der Theologie), der Drei-Königs-Hotelier

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