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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 1/2.1977
Seite: 29
(PDF, 42 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-01-02/0031
Oberämtern Rötteln und Badenweiler, zur Teilnahme an einer Zusammenkunft
auf der Kalten Herberge, und verfehlte dabei nicht, zu warnen, daß Nichterscheinen
üble Folgen nach sich ziehen würde. Einige Vögte und Landsleute folgten
der Einladung „ohne Absicht, einige aus Wunderfitz, nur um anzuhören und
nichts zu unterschreiben". Die dort von Jägerschmidt verlesene Proklamation des
„Bürgers" Poterat versprach großtuerisch den Markgräflern wie allen Bürgern
in „Teutschland", die ihre Unabhängigkeit wünschten, den „mächtigsten Beistand
" Frankreichs bei einer Revolution, bei einem unglücklichen Ausgang (!)
derselben sogar Schadensersatz und das fränkische Bürgerrecht.

Doch schon der Versammlungstermin war recht ungünstig angesetzt: Der
Waffenstillstand zwischen Baden und Frankreich, welcher die Neutralität für das
Land verbürgte, beruhigte und verunsicherte eher die Geister und lähmte auch
den Schwung des Jägerschmidt, der den Frieden sehr bedauerte, aber auch weiterhin
seine Hilfe zusagte. Er wandte sich als Bittsteller an die Versammlung und,
bat um Bereitstellung von 4—5 000 Louisdor Schmiergeldern nach Paris, die man
ihm übergeben möchte. Das Angebot kühlte abschließend noch mehr ab, auch bei
einigen seiner Verwandten und Gesinnungsfreunden, die er zuvor persönlich besucht
und eingeladen hatte, seinen Schwager, den Pfarrer Wix A15) von Feuerbach,
den Vogt Dörflinger von Britzingen, den Pfarrer EisenlohrA16) von Bettberg.
Vorsichtshalber hatten sie vor der Tagung in der Kalten Herberge beim Oberamtmann
Groos in Müllheim den Rat eingeholt, der sie aufforderte, hinzugehen,
um die Absichten und Pläne zu erkunden. Selbst beim OA.mann Groos hatte
Jägerschmidt die Stirne, seine Einladung an die Vorgesetzten persönlich vorzutragen
. Als Briefträger für die unteren Vogteien besuchte der junge Dörflinger,
ein Handlungsgehilfe von Britzingen, zusammen mit Gustav Hoyer A 17) von
Müllheim, die Vorgesetzten bis hinab nach Haslach.

Als das politische Pendel nach dem Waffenstillstand wieder unruhig im Lande
zur Enttäuschung und Wut im Lande wegen den neuerlichen Forderungen — 8
Millionen Livres und 4 000 Pferde — ausschlug, verschwand auch Jägerschmidt
wieder. Die Gendarmen im Oberamt waren auf ihn angesetzt. Aber er gab nicht
auf und hoffte in seinem Exil, im sicheren Basel-Biet, auf Zeit! Nach dem Auseinanderlaufen
der Versammlung auf der Kalten Herberge wurden sodann einige
der Anwesenden verhört:

Der Vogt Marget von Hügelheim, gab die Äußerung seines Efringer Kollegen
Gräßlin dem Oberamt weiter, der nach der Tagung ärgerlich erklärt habe: „Ich
wäre nicht gekommen, wenn ich gewußt hätte, den liederlichen Jägerschmidt,
den ich schon seit 2 Jahren kenne, allein dort anzutreffen!"

Christoph HoyerA 17a), 20 Jahre alt, welcher zur Zeit der französischen
Revolution in Straßburg das Handlungswesen erlernt hatte und danach in Basel
einige Jahre beschäftigt, ist nach seiner Aussage zusammen mit dem jungen
Dörflinger in ihrer Chaise oft nach Basel gefahren, angeblich als Vertreter einer
„Burgunder-Firma". Er beteuerte, die Parolen Jägerschmidts nie ernst genommen
zu haben, da er auch wisse, daß die meisten Bauern nur „mit dem Maul Patrioten
sind", weshalb er auch das Verlangen nach einer „Insurrection" (Aufstand) der
Revolutionsanhänger immer schon abgelehnt habe.

Der junge Dörflinger versicherte, daß er „fern" im Herbst, bei Herrn Mathias
Mieg in Basel eine Schrift von Jägerschmidt und Poterat mitgenommen hat, bei
deren Inhalt es ihn geschaudert habe. Er habe sie deshalb auch gleich verbrannt.
Aber die Zeugenaussagen bestätigten mehr als einen Briefbotendienst: so war
auch dem Pfarrer von Thiengen wie auch den Vögten von Opfingen und Mengen
das sonderbare Auftreten ihres Besuchers aufgefallen, vor allem dessen Meldung,
daß die Anhänger aus dem Röttier Amt schon alle zum Umsturz bereit stünden,
der Freiheitsbaum in Lörrach schon sein Zeichen gesetzt habe und ein Nichtbefolgen
der Anweisungen nach Paris gemeldet würde. Der junge Dörflinger beteuerte
, wie er gegenüber Jägerschmidt sein Bedauern um das Schicksal des
Markgrafen und seinen Leuten ausgedrückt habe, von diesem aber beruhigt wurde:

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