Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 1/2.1977
Seite: 30
(PDF, 42 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-01-02/0032
Mitleid sei nicht nötig, den Fürsten werde man mit einer lebenslänglichen Pension
abfinden.

Der alte Dörflinger, Vogt und Rotgerber zu Britzingen, wollte den Verdacht
mit der Entschuldigung, nur wegen der Drohung und Furcht zum Schein mitgemacht
zu haben, abwälzen. Doch man hielt ihm die in seinem Hause gefundene
Straßburger Zeitung „Der Weltbotte" unter die Nase, die ihn ebenso belastete
wie sein kürzlicher Besuch einer Conferenz in Hüningen und die Botendienste
seines Sohnes Johann Georg zu den Pfarrern Eisenlohr in Bettberg und Wolfenweiler
. Der alte Dörflinger verteidigte auch seinen Jungen gegen den „krankenden
Verdacht des Leichtsinns oder schlechten Denkungsart", er habe nur nach der
„von einem Bösewicht eingeprägten Furcht und unter falschem Zwang gehandelt".

Der Wolfenweiler Pfarrer versuchte den Verdacht auf ihn mit dem Besuch und
Aufenthalt seiner Töchter während dem Franzoseneinfall bei Jägerschmidt zu
entkräften. Doch der Kommissar wußte mehr: Ob er, der Pfarrer, denn bei der
Basler Zusammenkunft nicht die Kokarde getragen habe? —

Als die Gesandten vom Rastatter Kongreß ohne Erfolg auseinandergelaufen
waren, jubelte Jägerschmidt „Gott sei Dank!" und rüstete sich erneut zum nächsten
Werbefeldzug, zu dessen Abwehr der Markgraf den Hofgerichtsdirektor Reinhardt
nach Lörrach schickte, der nun die Verhöre fortsetzte.

Der Binzemer Vogt Fischer A 19) bekundete, daß alle „Parolen lauter Fablen"
seien, womit die Basler ihre unentschlossenen Anhänger auf dem Lande aufmuntern
wollen; in der Tat „hängen aber alle Untertanen ihrem guten Landesfürsten an".

Christop Hoyer und sein Briefbote Johann Jakob Ehrler von Theningen wurden
festgenommen und in Begleitung von 10 Dragonern nach Karlsruhe geführt. Auch
der „berüchtigte Kummer von Lörrach A 19) ein unruhig schweifender Mensch"
sollte im Gasthaus „zum Rößli" in Stetten ausgehoben werden, nachdem seine
Parolen ruchbar geworden sind, daß bereits 2 000 Freiheits-Brüder im Lande auf
ihre Zeit warten, und daß bei 100 Leute bei der Errichtung des Freiheitsbaumes
der Basler auf dem Petersplatz mitgefeiert hätten und schon 1 000 Kokarden von
den Markgräflern gekauft worden seien. Beim Verhör gab Ehrler seinen Stiefbruder
Kreutner von Straßburg als Mittelsmann an, der auf seinem Rößli längs
des Rheins durch die Ortschaften zog, um im Auftrag des Generals Angereau und
dessen Agenten List* und Wedekind Unterschriften zu sammeln und Anhänger zu
gewinnen. Der Vater Ehrler bat darum gegen Stellung einer Caution um Entlassung
seines Sohnes, der ja nur durch den Einfluß seines „liederlichen Stiefbruders
Kreutner zur unglücklichen Sache gestoßen" sei.

Als die Franzosen im Lande nach der ersten freundlichen Begegnung und großen
Versprechen ihr anderes, zweites Gesicht mit „Plünderungen und Mißhandlungen"
offenbart hatten, stellte das Oberamt in Lörrach aufatmend fest, wieviele „Leichtgläubige
inzwischen von ihrem Irrwahn geheilt worden sind".

Die zweite Welle eines Umsturzversuches zu Beginn des Jahre 1798
verlief ebenso im Sande wie die erste von 1796

Aus den Verhörprotokollen des Oberamtes Roetteln vom 28. Jänner bis 3. Hornung 1798:

Nach einer Mitteilung des H.Oberforstmeisters von Stetten erfuhr die fürstliche
Regierung in Karlsruhe vom Treiben eines Emissärs-Geheimagenten, der
auf das Hörnli gekommen sei, um im Land die Untertanen zum Sturz ihrer Obrigkeit
aufzuwiegeln. Der Lörracher Bürgermeister Weidenbach i9) war zu dem Treffen
mit dem unbekannten Agenten in die Hörnli-Wirtschaft „zum Waldhorn" des
Wirts Ludwig Pfunder aufgerufen und zeigte die Vorgänge beim Amt an.

* Georg Friedrich List, * in Durlach; 1780 zum Kurpfälzischen Hofkammerrath ernannt;
flüchtete 1788 als Revolutionär in die Schweiz, arbeitete in Basel und ist 1794 als
Handlungsgehilfe bei der Firma Preiswerk (Fr. Hagemann) tätig gewesen.

30


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-01-02/0032