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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 1/2.1977
Seite: 37
(PDF, 42 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-01-02/0039
beschleunigen dadurch die Epoche ihres Falls. Es wäre für Sie ein Unglück gewesen, wenn
Sie mich bekommen hätten. Die Schurken, die geholfen haben, sind theils gestürzt, und
sollen es gewiß alle werden; glauben Sie, daß ich wohl unterrichtet bin. Mein H. Meyer
ist ein rechtschaffener Mann, und kein Beutelschneider wie diejenigen, die jetzt eine Geschichte
erfinden. Dieses pro Guverno.

Sie geben mir Lehren, Herr Hofrath, ich bin so frei, Sie zu ermahnen, ein Volksfreund
zu werden um dieses, weil ich gewiß mehr Ihr Freund als Feind bin.

Wenn ich mich nicht irre, so glaub ich, daß wir noch gute Freunde werden können;
um dieses zu bewerkstelligen, müssen wir uns aber persönlich kennen lernen. Ich ersuche
Sie daher, mir die Ehre zu schenken, und mich hier zu besuchen oder mir zu sagen, wo
ich Sie in Basel treffen kann; vielleicht könnte noch etwas Gutes daraus entspringen.

Ich habe die Ehre Sie meiner Ergebenheit zu versichern Jaegerschmidt

(Copiae von Act. jur. Winter)

Gleichzeitig mit den laufenden Meldungen über das Verhalten der Übelgesinnten
im Lande schickte das Oberamt auch Berichte über die Nöte, Lasten und Beschwerden
der Bevölkerung nach Karlsruhe:

Nach dem Erlaß vom 12. II. 1798 mußten die Röttier Untertanen nur noch
die Hälfte der Schätzung leisten, statt 24 xr (Kreuzer) von jedem Gulden der
Schätzung nur noch 12 xr, also immerhin noch 20 Prozent. Im Hinblick auf die
unerträglichen Beschwerden des Jahres 1798 sei auch diese Steuer im Lande nicht
aufzubringen: zusammen mit dem Nachtrag von 1797 hatte das Oberarnt Rötteln
19 175 fl Kriegssteuern zu leisten, rückständig waren für 1797: 6 219 fl, 1798:
12 440 fl. Die Forderungen wurden allerorts mit Unwillen und „raisonement"
und von den „mehrsten mit groben Ausdrücken" erwidert; man sei nicht gesonnen
, mehr als „fernd" zu bezahlen; bevor sie sich gar zugrunde richten ließen,
wollen sie lieber ihre Liegenschaften der Herrschaft heimschlagen. Alle Handwerksleute
haben ihre Arbeit verteuert, so kosten nun ein Paar Schuhe für den
Knecht schon 3 fl, soviel wie der Bauer von 2 Simri Weizen oder 4 Sester Gerste
erlöse. Das Land stecke durch Kriegslasten und Viehseuchen tief in Schulden.
Da halfen alle Aufrufe der Einnehmereien an die Vorgesetzten, beim Eintreiben
zu helfen, nichts mehr. Der Müllheimer Amtmann Groos berichtete aus dem
OA Badenweiler, in den Orten Wolfenweiler, Schallstadt, Haslach, Dattingen
und Ballrechten sei kein Heller mehr zu holen, in Laufen, Sulzburg, Mengen,
Thiengen und Opfingen gäbe es sehr wenig Ausstände, dagegen restiere noch ein
namhaftes in Müllheim, Badenweiler, Britzingen, Hügelheim, Buggingen und
Seefelden, wo man aber nach dem Weinverkauf noch etwas einholen könne.

Gleichzeitig zeigte Amtmann Groos die im österr. Breisgau eingegangenen
Forderungen vom 13. März 1799 an, die Lieferung von 16 000 ctr. Heu, je 16 000
Sester Haber und Weizen, 4 000 Ochsen, 1 000 Saum Wein, 200 Saum Branntwein
, 50 ctr. Reis und 400 vierspännige Wartwagen.

Entgegen den unruhigen Meldungen aus dem OA Rötteln, meinte der Müllheimer
Amtmann, daß in seinem Oberamt keine Gefahr eines Aufruhrs bestehe, solange
sich nicht französische Truppen in den Orten aufhalten.

Briefe aus den Tagen vom 12.—15. März 1799 geben dagegen die Unruhe
beim Oberamt Lörrach wieder: „Keiner traue dem Frieden!" Erst die Gewißheit,
daß Land und Leute von befürchteten Greueln einer Revolution oder eines neuen
Krieges verschont bleiben, könne man der Regierung auch befriedigende Auskünfte
bieten.

Entgegen altem Brauch sei man gezwungen, die Natural-Vorräte nicht im
Frühjahr wohlfeil zu verkaufen, sondern sofort nach der Ernte. Zudem wolle die
Einnehmerei ihre Vorräte etwa 1 000 Malter Früchte lieber jetzt um je 5—6 fl
verkaufen, als befürchten zu müssen diese mit oder ohne „Bescheinigung" beim
etwaigen Einrücken von Truppen abliefern zu müssen.

Die Weintransporte verlaufen, trotz Fehlen der durch die franz. Truppen weggenommenen
Waidlinge und Schiffe, im Akkord mit einem Paß des Generals
von Bernadotte zum Glück ohne Anstand normal.

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