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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 1/2.1977
Seite: 42
(PDF, 42 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-01-02/0044
sich bei General Moreau zu beschweren und zu bitten, im neutralen Land die
nötige Sicherheit zu gewährleisten.

Das Oberamt Lörrach berichtete am 6. IV. 1800 an das franz. Hauptquartier
über das freche Verhalten des Herold. „Herold kam mit einer franz. Wache in
die O.A.-Canzlei und redete O,Amtsrat Roth so an: „Er hat sich hier im Ort
verlauten lassen, daß ich, der Herold, bei den französ. Generalen nicht angestellt
bin, daß das O.A. mit mir machen könne, was es wolle. Ich verlange von Ihnen
auf der Stelle, zu wissen, welcher General das gesagt hat, und wenn er dies nicht
kund tut, wird er arretiert und mit 3 Mann abgeführt."

Man versicherte ihm, ohne dazu verpflichtet zu sein, daß solches General
Mangin(?) dem O.A. geschrieben habe. Herold ging, kam aber bald wieder mit
der Wache zurück und forderte die Einsicht des erwähnten Schreibens mit dem
„insolentesten" (unverschämtesten) Ton und erneuter Drohung; doch der Brief
wurde ihm nicht ausgehändigt.

Herold ging, nicht ohne verächtlichen Nachruf: „Die verlangte Hochachtung vor
dem Oberamt ist nur Teutscher Hochmuth!" Die Wache gab an, daß sie von dem
erst am Tage zuvor angekommenen General „en chef Moreau" der 50. Halb-
bridage beordert worden sei. Dieser Offizier wurde nun persönlich aufgesucht
und befragt; er erklärte, daß Herold einen General-Paß mit der Ermächtigung
vorwies, alle verdächtigen Personen unter französisch-militärischem Schutz zu
arretieren. Wenn er gewußt hätte, daß Herold einen Beamten festzunehmen beabsichtige
, wäre ihm die Wache verweigert worden.

Im Namen der Fürstl. Regierung in Karlsruhe folgte danach ein Schreiben an
Moreau mit dem dringenden Ersuchen, das Treiben des berüchtigten Herold und
anderer Aufrührer abzustellen, die General-Pässe abzunehmen und dem Oberamt
zur Rechenschaft auszuliefern.

Am 10. Mai 1800 berichtete von Kalm nach Karlsruhe: Heute früh wurden der
Weißgerber HeroldA25) und des Löwen wirts Pächter, Tobias Stupf erA26) von
Schopfheim vom Statthalter zu Basel ausgeliefert, an der Grenze arretiert und
durch Hatschiere ins Zuchthaus nach Pforzheim abgeführt. Gleichzeitig setzte sich
mit einem Schreiben der französ. General Desalles für die Befreiung des Herold
ein, der inzwischen über Kandern nach Müllheim gebracht worden ist. Nach der
Weigerung des Landvogts wiederholte Desalles seinen Einspruch. Davon und durch
neue Anzeigen beunruhigt, wurde Herold auf freien Fuß gesetzt und nach Basel
abgeschoben.

Aber später spukte Herold weiter unruhig in den Oberamtsakten: Am 29. VI.
1802 wurde gemeldet, daß Christoph Herold wohl „ausgetretten" (entwichen) ist.

Zwei Jahre danach, am 27. XI. 1804 fragte von Kalm in Karlsruhe an, ob
„Herold auf Höchste Resolution hin vom Kanton Bern nach Lörrach und weiter
ins Zuchthaus nach Bruchsal gebracht" werden solle.

Der schlaue Jägerschmidt hatte sich inzwischen, 1801, bei einer Mülhauser
Fabrik angestellt, aus der Schweiz abgesetzt und sich unter französischen Schutz
gestellt: er gab vor, nunmehr als französischer Bürger unverletzlich zu sein, als
man ihm anläßlich eines Blitzbesuches bei seiner Schwester, der Pfarrwitwe Wix in
Müllheim drohte, ihn das nächste Mal „beim Kopfe zu nehmen".

So endete dann auch die ganze Geheimnis- und Wichtigtuerei einiger „Jakobiner
im Markgräflerland" wie das „Hornberger Schießen". Bedeutsamere politische
Ereignisse, der Rheinbund und Vorbereitungen für das neue, größere Land Baden
von Napoleons Gnaden hoben alle Gelüste im Oberland nach einem Umsturz
im Grunde auf.

Der Untersuchungsbefund aus Anlaß der besorgten Unruhen im Oberamt
Rötteln vom 23. Februar 1798, des Hofgerichtsdirektor Reinhardt und des
Lörracher Hofrats Hugo, beschloß die Verhörprotokolle in Lörrach wegen
„Unerheblichkeit des Erfundes" mit folgendem Zusatz:

„Wir halten uns aber doch verpflichtet, Euer Hochfürstl. Durchlaucht die aus
Anlaß der Verhöre gesammelten wenigen Original-Acten mit dem Bemerken

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