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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 1/2.1977
Seite: 47
(PDF, 42 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-01-02/0049
Französische Emigranten im Markgräflerland

Das Hauptquartier war in Müllheim, bei Steinenstadt das Große Lager —

Erstmals veröffentlichte Tagebuchaufzeichnungen französischer Adeliger

aus dem Jahre 1795

Von Fritz Fisdier

Mit dem folgenden Beitrag kann „Das Markgräflerland" bisher unveröffentlichte Dokumente
aus französischen Staatsarchiven und aus dem Museum Conde in Chantilly über
das Jahr 1795 in ihrem Wortlaut wiedergeben. Es handelt sich dabei um Schilderungen
von Angehörigen des französischen Emigrantenheeres unter dem Oberbefehl des Prinzen
Louis Joseph von Conde über ihre Erlebnisse im Markgräflerland. Diese Schilderungen
in der Form von Tagebuchaufzeichnungen geben uns Einblick in das Schicksal dieser
Franzosen, über das Verhältnis zwischen ihnen und den Bewohnern unseres Landes und
darüber, wie sehr sie die Schönheit und Fruchtbarkeit des Markgräflerlandes genossen
haben. Wir verdanken diese Dokumente dem 1957 verstorbenen Ingenieur Kurt Werner
Beidek in Müllheim und Vicomte Grouvel in Paris, einem französischen Grafen. Beide
hatten in den Jahren 1956/1957, um neuere Erkenntnisse über die Geschichte der französischen
Emigranten zu gewinnen, einen regen Briefwechsel geführt, der auch in
fördernder Weise und durch eigenes Engagement von Bürgermeister Erich Graf unterstützt
wurde. Von Frau Elsbeth Beidek, geb. Scheffelt (die im Frühjahr 1976 verstorben
ist), erhielt der Verfasser dieses Beitrages die erwähnten Aufzeichnungen aus dem Nachlaß
ihres Mannes. Bei der Ubersetzung ins Deutsche hat sich der Verfasser ziemlich streng
an den französischen Text gehalten, damit möglichst wenig von der Atmosphäre, in
welcher die Tagebuchaufzeichnungen niedergeschrieben worden sind, verlorengehe.

Wer waren die Emigranten?

Seit dem Ende des Hitlerreichs wissen viele Deutsche, was Emigration bedeutet
. Doch schon immer bot die Geschichte aller Völker und Zeiten das Trauerspiel
der Emigration dar, der Auswanderung von Menschen, die wegen Bedrückung
aus politischen, rassischen oder religiösen Gründen ihr Vaterland verließen
oder verlassen mußten. Aber in der Geschichte begriff man bisher unter
Emigration und Emigranten die während der Französischen Revolution ausgewanderten
Franzosen. Nach dem Aufstand zu Paris und der Einnahme der
Bastille am 14. Juli 1789 und nach Annahme der Verfassung von 1791 verließen
zuerst die königlichen Prinzen und dann solche, die sich durch die Abschaffung
der Privilegien verletzt fühlten oder der Verfolgung ausgesetzt waren,
den französischen Boden. Der Adel verließ seine Schlösser, die Offiziere gingen
mit ganzen Kompanien über die Grenzen. Besonders Deutschland war das Ziel
dieser Flüchtlinge *).

In Koblenz hatte sich um die französischen Prinzen ein Hof versammelt, eine
Art Exil-Regierung, die mit fremden Höfen, welche die Revolution mißbilligten,
in Verbindung und Unterhandlung stand. Unter dem Befehl des Prinzen Louis
Joseph von Conde wurde ein Emigrantenheer gebildet, das unter anderem 1792
der preußischen Armee in die Champagne folgte, aber in Frankreich selbst das
höchste Mißfallen erregte. Die Folgen waren schärfste Gesetze Frankreichs gegen
die Emigranten und Konfiszierung ihrer Güter. Bei Todesstrafe wurde verboten,
die Emigranten zu unterstützen oder mit ihnen in Verbindung zu treten. 1795
unternahmen die Emigranten mit englischer Hilfe (die Emigranten-Regimenter
standen in britischem Sold) einen Angriff auf Quiberon, eine schmale Landzunge
an der Westküste von Frankreich, um die Köngstreuen in der Bretagne und in
der Vendee zu unterstützen. Der Angriff mißlang. Ein britisches Geschwader ver-

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