Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 1/2.1977
Seite: 48
(PDF, 42 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-01-02/0050
mochte 2200 Emigranten zu retten; etwa 1000 Emigranten mußten sich ergeben
und wurden erschossen.

Das früher aus der deutschen Reichskasse besoldete Korps des Prinzen Conde
wurde nach dem Frieden von Luneville (9. Februar 1801), der die französischen
Revolutionskriege abschloß und in dem unter anderm das Deutsche Reich das
linke Rheinufer abtrat, aufgelöst.

Wie sah es um 1800 politisch im Markgräflerland aus?

Der größte Teil unseres Gebiets gehörte damals zum Fürstentum Vorderösterreich
. Über dieses Vorderösterreich schrieb Professor C. G. Fecht in „Der
Südwestliche Schwarzwald und das anstoßende Rheingebiet " (Lörrach und
Waldshut 1858) auf S. 142: „Im Verlauf der Jahrhunderte hatte sich aus der
Vereinigung der thur- und aargauischen, der albgauischen und elsässischen
Stammlande des Hauses Österreich mit Vorarlberg, Schwaben und Breisgau das
Fürstentum Vorderösterreich gebildet, dessen Regierung zuerst in Freiburg und
seit 1752 in Constanz ihren Sitz hatte. Gegen Ende des vorigen Jahrhunderts
bestand dasselbe aus österreichisch Schwaben, aus den vier vorarlbergischen Herrschaften
und aus dem österreichischen Breisgau mit den vier Waldstädten Rhein-
felden, Säckingen, Laufenburg und Waldshut. Der österreichische Breisgau hatte
damals, um 1770, aus drei Ständen zusammengesetzte Landstände. Den ersten,
den Prälatenstand mit dem Fürstabt zu St. Blasien als Vorsitzenden, bildeten der
Großprior des Johanniterordens zu Heitersheim, die Prälaten von Schuttern,
St. Trudpert, St. Peter, Ettenheimmünster, die Komthure des Deutschherrenordens
zu Beuggen und Freiburg, die Collegialstifte zu Waldkirch und Rheinfelden, das
fürstliche Frauenstift zu Säckingen, der Prälat zu Thennenbach, die Frauenklöster
zu Olsberg und Wonnenthal 2).

Der zweite, der Ritterstand, dessen Präsident die Landstände berief und ihnen
Vortrag erstattete, bestand aus persönlich berechtigtem Adel und aus den Rittergutsbesitzern
, ohne Rücksicht darauf, ob sie adeliger Herkunft waren oder nicht.

Der dritte Stand umfaßte die dreizehn Städte Freiburg, Breisach, Villingen,
Bräunlingen, Neuenburg, Kenzingen, Endingen, Burkheim, Waldkirch, nebst den
vier Waldstädten, und die sechs Cameralherrschaften Kastelberg, Schwarzenberg,
Kirnberg, Tryberg, Grafschaft Hauenstein, Rheinfelden und Laufenburg.

Jeder dieser drei Stände hatte seinen Vorsitzenden, Syndicus, Einnehmer und
Standesboten.

So bestand das Fürstenthum Vorderösterreich fort bis zum Beginn des Französischen
Revolutionskrieges 1793."

Vom vorderösterreichischen Breisgau umgeben waren die drei oberen Herrschaften
Badenweiler, Sausenberg und Rötteln mit einer Exklave am Tuniberg
(Opfingen), Mengen, Schallstadt, Wolfenweiler und Haslach bei Freiburg, der
Markgrafen von Baden-Durlach, deren Residenz Karlsruhe war. Nördlich der
drei oberen Herrschaften lag die Herrschaft Hochberg bei Emmendingen, ebenfalls
der Markgrafschaft Baden-Durlach zugehörig. In unsere drei oberen Herrschaften
Badenweiler, Rötteln und Sausenberg eingesprengt waren kleine reichs-
ritterschaftliche, grundherrliche Gebiete der Herren von Rotberg in Bamlach und
Rheinweiler 3), der Herren von Andlaw in Bellingen, der Herren von Baden in
Liel und die bis zum Frieden von Luneville, 1801, dem Hochstift Basel unterstehende
Landvogtei Schliengen mit Steinenstadt, Mauchen, Huttingen und Istein.
Der vorderösterreichische Breisgau und das Hochstift-Basler Gebiet waren katholisch
, die drei oberen Herrschaften Baden-Durlachs waren protestantisch. Ja,
selbst in diesen gab es Unterschiede. Während die Leute in der Herrschaft Badenweiler
zwar erbuntertänig, aber von jeher leibfrei waren, waren die Leute in den
Herrschaften Rötteln und Sausenberg Leibeigene. In all den verschiedenen Gebieten
herrschten andere Sitten und Gesetze, und es ist verständlich, daß die
Emigres nicht immer wissen konnten, was des Landes Brauch ist.

48


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-01-02/0050