Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 1/2.1977
Seite: 52
(PDF, 42 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-01-02/0054
Talleyrand, daß er ihm den Brief Enghiens erst nach der Hinrichtung gegeben
habe; allein Enghien hatte keinen Brief geschrieben 5). Nach der Restauration,
der nachrevolutionären Zeit in Frankreich, wurden die Gebeine des Herzogs
aufgesucht und in der Kapelle des Schlosses zu Vincennes beigesetzt. (Vergl. „Der
neue Pitaval 2. Aufl. Bd. 11, Leipzig 1859. Brockhaus Conversations-Lexikon
1877, Bd. 6).

„Weltbegebenheiten" am Oberrhein 1792—1796

Den französischen Emigranten, denen unser Beitrag in der Hauptsache gilt,
kam zwar kein entscheidendes Gewicht zu in den kriegerischen Auseinandersetzungen
zwischen Frankreich und dem Reich. Aber sie spielten auch nicht gerade
eine Nebenrolle. Von der Markgräfler Bevölkerung waren sie teils willkommen
geheißen, teils auch gehaßt. Je nach dem politischen oder wirtschaftlichen Wind
drehte sich das Blättlein 6). Das damalige Reich war noch das „Heilige Römische
Reich Deutscher Nation". Doch schon 1792 vermerkte Philipp Jakob Herbst 7),
seit 1791 Pfarrer in Steinen, in seinem Tagebuch (A. Schmitthenner: „Das Tagebuch
meines Urgroßvaters") unter dem 9. März: „Es kommt die unerwartete
Nachricht, daß Kaiser Leopold gestorben sei, und wie man sagt, an Leibgrimmen.
Das Trauergeläute hub am 18. März an. Es war das letzte Mal, daß Glockentöne
durch die Täler und über die Höhen verkündigten: ein römischer Kaiser geht in
seine Gruft. Das Römische Reich selber schickte sich an, zu seinem Grabgesang
zusammenzuläuten." Drüben in Frankreich hatte die Revolution gesiegt. „Der
neue Kampf um den Rhein trat in der Verhüllung eines großen Ideenkampfes
auf", schreibt Hermann Stegemann 8) in seinem Buch „Der Kampf um den
Rhein" (1924). „Frankreich suchte den Krieg um der Propaganda der revolutionären
Idee willen, die ungestüm nach außen drängte." Doch in Deutschland,
wo „die edelsten Geister für die Menschenrechte und die Freiheit des Individuums
schwärmten", so bemerkt Stegemann, „waren die Staaten, die in der alten Ordnung
gebunden lagen, nicht in der moralischen Lage, diesen Krieg als Ideenkampf
auszutragen. Die Könige, die Kabinette und ihre Armeen zogen zu Felde, die
Völker waren nicht mit ihnen. Sie spürten den Flügelschlag der neuen Zeit und
horchten schaudernd, sehnend, im Innersten ergriffen auf die Kunde, die ihnen der
Sturmwind aus dem Westen zutrug. Die Kriegsbotschaft fand nur in Koblenz,
dem Hauptquartier der Emigranten, jauchzenden Widerhall." Diese Emigranten
erhofften auf der Seite der Verbündeten, Preußen und Österreich, stehend, wieder
in ihre französische Heimat zurückkehren zu können und ihren Besitz und ihre
alten Privilegien wieder zu erhalten. Als Frankreich den ersten Revolutionskrieg
1792 begann, war die Stimmung im Markgräflerland so, daß die „ganze Bevölkerung
, die Vorgesetzten und die Geistlichen eingeschlossen", mit ihrer leidenschaftlichen
Teilnahme auf Seiten der französischen Demokratie war. Die Emigranten
wurden als Vaterlandsverräter angesehen, die „durch frevelhaften Einbruch
in ihre Heimat die gute Sache der Freiheit zerstören wollten. Vor allem
aber beklagten die Leute, daß durch die Duldung der Emigranten das gute Einvernehmen
mit den elsässischen Nachbarn in die Brüche gehe . . . Nur um ein
Haar, und die französischen Adeligen, die der Freiherr von Andlaw in seinem
Schlosse zu Bellingen beherbergte, wären von den Bauern aufgehoben und über
den Rhein geliefert worden." Wenige Monate später schreibt Pfarrer Herbst in
seinem Tagebuch: „Wie hatten sich doch die Elsässer in diesen wenigen Monaten
von Grund auf geändert! An Stelle der gutherzigen Freundschaftlichkeit, die
über den schmalen Strom herüber ein trauliches Alemannisch redete, war die erbitterste
Feindschaft getreten. Die Duldung der Aristokraten hatte über dem
Rhein die Meinung erweckt, als ob auf dem anderen Ufer die Todfeinde ihrer
fränkischen Freiheit säßen." An welcher Stelle des Rheins die Emigranten nach
Deutschland und ins Markgräflerland gekommen sind, war aus örtlichen Chro-

52


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-01-02/0054