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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 1/2.1977
Seite: 53
(PDF, 42 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-01-02/0055
niken und Unterlagen nicht festzustellen. Wahrscheinlich kamen sie schon diesseits
des Rheins, von Norden her (Conde's Hauptquartier in Koblenz, 1792) an
den Oberrhein. Einige Jahre blieb es im badischen Oberland ruhig. Pfarrer Herbst
spricht von „trostloser Eintönigkeit: ständige Einquartierung, unaufhörliche Angst
vor dem Einfall des Feindes . . . Die Rheingrenze von Basel an wurde verschanzt
."

Dann kam das Jahr 1795. Des Jahres Anfang sei gut gewesen, vermerkt der
Pfarrer von Steinen in seinem Tagebuch. Die Franzosen hätten sich still verhalten,
infolgedessen auch die Kaiserlichen. „Alte Bekannte erschienen wieder. Das Condesche
Korps zog von Müllheim herauf und schlug an alter Stätte sein Lustlager
auf." Pfarrer Herbst meint damit das Lager der Condeschen bei der Kalten Herberge
, das terrassenförmig angelegt war, mit Lauben, Blumengärten und Pforten,
und das besonders anziehend gewesen sein muß. Auch Lager der Kroaten und
der Regimenter Preiss und Erzherzog Ferdinand wurden von der Bevölkerung
besucht, „vor allem auch, um die türkische Musik zu hören." Während die Familien
des Landvogts und der Pfarrer, von Offizieren geleitet, durch die Lagergassen
spazierten, hätten die Offiziersburschen mit den Bauern und Bäuerinnen, die alle
möglichen Lebensmittel in das Lager brachten, gehandelt. Besonders reichlich ausgestattet
sei der Markt beim Lager der Emigranten gewesen, denn diese hätten
jeden gewünschten Preis gezahlt und hätten dadurch die Lebensmittel allgemein
beträchtlich verteuert. Besonders attraktiv muß der Markt in Basel gewesen sein,
der mit Schlachtvieh, Pferden, Heu, Stroh, Früchten und Wein aus dem Mark-
gräflerland beschickt wurde und wo höchste Preise bezahlt worden seien. Diese
Waren seien dann von den Baslern mit Gewinn an die Franzosen gekommen,
deren bäuerliches Hinterland die Armee nicht hätte unterhalten können. So
nährten sich nicht nur die befreundeten, sondern auch die feindlichen Truppen
aus dem Markgräflerland, und eine ungeheure Menge Geldes sei hier zusammengeflossen
. „Es war noch nie so viel Geld im Land", schreibt der Pfarrer von
Steinen, „es ist in jedermanns Händen."

Auf dem Steinenstaäter Feld
Gottesdienst und Ausrufung König Ludwig XVIII.

Zu dieser Zeit war eines der Hauptlager der Condeschen Armee bei Steinenstadt.
Darüber und über die Anwesenheit der französischen Emigranten in der näheren
Umgebung schreibt der Chronist, Stadtpfarrer F. Huggle, in seiner „Geschichte
der Stadt Neuenburg am Rhein" (Freiburg, Herdersche Verlagsbuchhandlung,
1876) u.a.: „Im Sommer 1795 besetzten französische Ausgewanderte unter Anführung
des Prinzen Conde, nebst vielen österreichischen Truppen das Oberland
und bezogen theils Quartiere in Dörfern, theils Lager auf dem freien Felde. Da
damals die Verpflegung der Truppen noch nicht auf Kosten des Bürgers und
Landmannes stattfand, sondern dieselbe bezahlt wurde, so kam bei dieser Gelegenheit
viel baares Geld in die ganze Umgegend, besonders nach Müllheim, wo
der Prinz Conde nebst den meisten seiner Unterbefehlshaber sich einquartiert
hatten, da viele derselben reichlich mit Geld versehen waren. Während ihres
dortigen Aufenthalts starb Ludwig XVII., der königliche Waise im Gefängnis zu
Paris, worauf sein Oheim Ludwig Stanislaus, der älteste Bruder des enthaupteten
Ludwig XVI. von den Condeeren am Rhein auf dem Felde zwischen Steinenstadt
und Neuenburg im Angesichte der am jenseitigen Ufer zu tausenden diesem
Schauspiel zusehender republikanischer Soldaten feierlich ausgerufen wurde."

In den französischen Aufzeichnungen 9) wird dieses Lager bei Steinenstadt als
„Lager von Müllheim" bezeichnet. Aus dem französischen Text ins Deutsche
übersetzt, wird die Feierstunde am Rhein wie folgt beschrieben:

„Am 16. Juni um 10 Uhr morgens des Jahres 1795 im Lager von Müllheim,
in einiger Entfernung vom rechten Ufer des Rheins zwischen den Orten Neuenburg
und Steinenstadt gelegen;

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