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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 1/2.1977
Seite: 61
(PDF, 42 MB)
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Übrigens sollte man sich nicht so sehr über die Landleute beklagen, weil die
Marketender im Gefolge der Armee, fast alles Franzosen, die Ersten sind, die sich
unrechtmäßig bereichern. Dieser Pöbel, der sich übrigens sehr wohlmeinend zur
Revolution verhält, ist von der skandalösesten und anstößigsten Habgier. Außerdem
gesellt er sich, in seiner Unverschämtheit nur nach Nuancen sich unterscheidend
, zu dem Gefolge jener Händler. Mit ihrem Vorteil sind sie schnell bei
der Hand. Sie kommen mit nichts, sie sind mit alten Lumpen bekleidet, und
alsbald treten sie mit Pferd und Wagen auf. Dennoch unternimmt der Stab
(l'etat-major) nichts, um diesem Mißstand zu steuern. Die Gendarmerie (mare-
chaussee) hat falsche Gewichte gefunden, aber man hat von keiner Bestrafung der
Schuldigen erfahren. Seit der Preiserhöhung haben sich unter dem Namen Marketender
viele Spitzbuben niedergelassen. Sie verkaufen nichts Gutes, nichts, was
als gute Nahrung und zur Gesundheit und Stärkung dienen könnte. Sie handeln
Kaffee, Schokolade, Likör und gepanschten Wein, die sie zu einem übertriebenen
Preis verkaufen. Trotzdem sind ihre Buden stark frequentiert. Die Langeweile und
das Bedürfnis, zu genießen, was es auch sei, führen viele dorthin. Man hat den
Zapfenstreich auf Einbruch der Nacht festgesetzt, aber das ist nur eine Formsache
. Man spielt in den Baracken bis in die Nacht hinein und lärmt so stark,
daß der Schlaf gestört wird. Oft ereignen sich tumultöse Szenen, bei welchen eine
vorübergehende Heiterkeit den wirklichen Kummer der Beteiligten vergessen läßt.
Wahrhaftig haben sich viele mit diesen Vorkommnissen abgefunden. Je nach
Charakter und mehr oder weniger Bindungen an die Heimaterde, kostet solches
Treiben eine Überwindung. Man hat dem Prinzen dargelegt, wie er solche
Tumulte unterbinden könnte, vor allem diejenigen des Nachts, indem man ihm
vorschlug, zu befehlen, daß spätestens um neun Uhr Schluß sein müsse. „Setzen
wir zehn Uhr fest", antwortete nachsichtig der Prinz. Doch diese Regel ist bisher
sehr schlecht beachtet worden, und die Patrouillen der Wache machten den Schul-

Miillheim. Nach einem Stich in „Das Badische Oberland" von Pfarrer J. J. Schneider.

Lörrach, Verlag Gutsch 1840

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