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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 1/2.1977
Seite: 64
(PDF, 42 MB)
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und Carneville einquartiert waren. Die Husaren gingen mit ihnen, um ihre Kameraden
zu befreien und die Bauern und Hüter zu zerstreuen. Das Wildpret
ließen sie zurück, weil sie es nicht tragen konnten. Nach der Affäre aßen sie in
Laufen zu Abend. Sich des Wildprets erinnernd, machten sie sich eine Ehre daraus,
es den Bauern zu entreißen. Sie wußten, in welchem Dorf sie es zurückgelassen
hatten und vermutend, die Bauern im dortigen Wirtshaus zu finden, erkundeten
sie diese mit den Husaren zusammen, und mitten in der Nacht kamen sie dort an.
Dreißig bis vierzig Bauern tranken dort. Nachdem die Offiziere sich versichert
hatten, schössen sie mit den Gewehren in die Fenster. Die Bauern schlugen zurück
und verwundeten schwer zwei Stabsunteroffiziere (marechaux des logis) und Monsieur
de Viomenil, Neffe des Generals, einen jungen, unbesonnenen, aber in
seinem Korps sehr beliebten Mann. Als die Bauern die Husaren sahen, wie sie
sich um ihn bemühten, glaubten sie, daß sie nun abziehen könnten, um den Sieg
zu feiern und die Toten zu bergen. Aber die Husaren griffen sie auf dem Feld
mit Säbelhieben an. Sie töteten oder verwundeten elf von ihnen, und als Herr
des Schlachtfeldes entrissen sie ihnen das Wild. Die Mönche schrieben an General
Melas, der in Freiburg kommandierte, und brachten eindringlich vor, daß man
plane, sie auszuplündern und zu brennen. Der Prinz sandte an General Melas
einen der Gentilshommes, um diesen Anklagen zu widersprechen, die ein Ausfluß
des Hasses der Mönche auf die Emigranten seien. Der General ließ die Affäre
einschlafen in der Meinung, daß ihren Klagen verleumderische Motive zugrunde
lägen.

Mittwoch, 28. Oktober 1795: Zwei Angehörige der Armee, darunter ein Chevalier
de la Couronne (ein Ritter der Krone) sind ermordet worden.

Samstag, 31. Oktober 1795: Das Lager wird schlecht, es ist kalt und regnerisch.
Man hat eine Anzahl außergewöhnlicher Baracken errichtet und unser dürftiger
Hügel, während des Sommers zu einem Englischen Garten und zu Grotten geworden
, ist nicht nur verlassen, sondern auch vollständig verwüstet. Die Bäume,
die uns den ganzen Sommer über Schatten gespendet haben, sind unbarmherzig
zum Heizen gefällt. Das Lager macht einen trübseligen, gottverlassenen Eindruck.
Niemand kommt mehr zu Besuch, man tanzt nicht mehr an Festtagen.

Montag, 2. November 1795: Es herrscht strenge Kälte, alles kündet den Winter
an. Schnee bedeckt schon den Beleben und die Berge der Schweiz. Die Blätter
werden gelb und fallen. Allein die Gruppen von Tannen heben sich majestätisch
in dieser Trostlosigkeit ab. Das Lager des Regiments Hohenlohe ist zwischen
unserem Lager und Steinenstadt abgesteckt, ein wenig rückwärts und links von
uns.

Dienstag, 3. November 1795: Der Prinz von Conde ist im Lager angekommen.
Nach einem Befehl soll im Wald kein Holz mehr geschlagen werden, obwohl ein
Massenverbrauch an Holz besteht zum Bauen und Heizen der Baracken. Das
Verbot ist eine reine Formsache als Antwort auf einige an den Prinzen herangetragene
Klagen. Ankunft des Regiments von Hohenlohe.

Samstag, 28. November 1795: Eine große Anzahl von Bauern arbeitet an den
Ufern des Rheins, um Wege anzulegen und Erde zu schaufeln. Man sagt, daß
Wurmser an diesem Ufer rheinaufwärts ziehen wolle, zum Scheinangriff und
Unterstützung der Erfolge des Monsieur de Claifayt (Siehe Anmerkung 19). —
Die Kälte ist grausam, es gefriert und wir kampieren auf dem Schnee.

Am selben Tag haben wir Befehl zum Aufbruch am 1. erhalten. Die Route ist
derart angegeben, daß man in drei Kolonnen marschiert, um sich in Wiesloch bei
Bruchsal zu treffen, wo neue Befehle gegeben werden sollen. Wir verlassen also
unser Lager nach einem der längsten Aufenthalte an ein und demselben Platz.
Gegenüber dem Sommer bietet es jetzt einen ganz anderen Anblick. Unsere moosbedeckten
grünen Wäldchen sind zerstört. Man hat etwa 200 sehr sorgfältig gebaute
Baracken geschaffen, die auf Kosten der benachbarten Wälder geheizt
werden. Nichts wurde getan, um dies zu verhüten. Der Prinz weiß darum und
ist selbst in die Baracken gegangen, um sich zu wärmen.

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