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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 1/2.1977
Seite: 71
(PDF, 42 MB)
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Eindruck macht; jeder hält sich in seiner Unterkunft auf und erscheint nur, um
sein Essen bei den Verkäufern abzuholen. Alle Bäume, die das Lager umgeben,
sind kahl bis auf niederes Gestrüpp, das ebenfalls zu einem tristen Anblick beiträgt
. Man hört nur noch den ganzen Tag hindurch den Schlag der Axt. Morgen
sind unsere zehn Tage vorbei und wir kehren in das Lager zurück, worauf ich
mich fürchte. In diesem Dorf habe ich nicht einen Platz finden können, selbst nicht
auf einem Dachboden, wo ich hätte hausen können.

Dienstag, 17. November 1795: Nie ist mir meine Existenz so traurig erschienen
als seit ich hierher zurückgekehrt bin und das Dorf verlassen habe. Ausgenommen
das Ende des Feldzugs im Elsaß (1793), gibt es nichts, was mit meinem gegenwärtigen
Leiden verglichen werden könnte. Die Trübseligkeit des Lagers gleicht
der gegenwärtigen Jahreszeit. Zitternd vor Kälte, auf der Stelle tretend und die
Front des Lagers entlanggehend, weiß ich nicht, wohin ich gehen soll. Mein Dasein
bedrückt mich über alle Maßen, und die Tage dünken mich von einer Länge, von
einer Länge . . . Der Abend kommt, ich besuche für einen Augenblick einige Zelte
und ich verlasse sie wieder, um mich schlafen zu legen; das ist dann ein Augenblick,
den ich immer fürchte, vor allem bei dem strengen Frost, der seit einigen Tagen
herrscht. Die Kälte dringt in die Zelte ein, und es gibt nichts dagegen, in der Nacht
nicht mehrere Male durch den Frost aufgeweckt zu werden. Man hört jeden in
seinem Zelt zittern; das ist gegenwärtig unsere beständige Pein, die unser Stand
mit sich bringt. Ich leide darunter beispiellos, weil ich mir keine Art von Beschäftigung
schaffen kann.

Heute, so will es mir scheinen, wird es weniger Frost als gestern geben. Die Erde
ist mit Reif bedeckt, die Bäume, die Pflanzen, alles hat den gleichen Grundton;
die Sonne hat den Reif auf den Zelten schon weggeschmolzen, von welchen ein
leichter Dampf sich erhebt.

Mittwoch, 30. November 1795: Im Lager. Seit der Rückkehr hierher (von Staufen
kommend) am Sonntag ist dem Frost Schnee gefolgt, der die ganze Nacht
hindurch gefallen ist; die ganze Erde ist zugedeckt. Wieder macht die Natur einen
trüben Eindruck, den sie zuvor nicht gehabt hat. Ich höre nur noch die Stimme der
einsamen Meise, die um unser Zelt herum pickt. Alles um mich herum ist tot.
Welch eine Zeit zum Kampieren!

Montag, 30. November 1795: Das unvermeidliche Schicksal, das uns verfolgt,
hält uns höchstens an Mühsal dieser Jahreszeit noch einen Winterfeldzug bereit.

Hier schließt das Tagebuch des Grafen de Signier.

Krieger sind zu Gärtnern geworden

Der Colonel d'artillerie de Romain, artilleur Noble (Colonel der Artillerie
de Romain, adliger Artillerist) berichtet kurz von dem Lager der Gentilhommes
(Edelleute), das eigenartig anzusehen sei. „Die Messieurs haben ihm ein besonderes
Aussehen gegeben, indem sie Englische Gärten vor ihren Zelten inmitten der
Wälder und an den Böschungen des Hanges, der den Rhein in dieser Gegend
säumt, anlegten." Dann erwähnt der Colonel, daß bei einem der Besuche, „die
Prinz de Conde" ziemlich oft bei seinen tapferen Soldaten machte, einer von
ihnen ihm ein Gedicht überreicht habe. Der Verfasser dieser Verse war der
Chasseur noble Lafitte de Pelleport. In schier überschwenglicher Weise gibt er einen
Eindruck von dem Lager wieder, in dem „Kunst und Natur diese grüne Anlage
geformt haben." „Ist dies einer der Gärten des mitfühlenden Gottes, der den
Edlen Frankreichs einen solch angenehmen Zufluchtsort geben wollte?" fragt er.
„Nein!" gibt er als Antwort: „Es sind sieggewohnte Krieger, die man plötzlich
zu Gärtnern umgewandelt sieht. Sie lassen auf das Toben Bellonas (Kriegsgöttin)
die reine Kunst und die Süße Floras und Pomonas 23) folgen."

In weiteren Versen wird an den großen Conde erinnert, der als Gefangener in
Vincennes einst in stiller Sorge und ohne Klage die Bürde seiner Leiden zu tragen

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