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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 1/2.1977
Seite: 76
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-01-02/0078
Schulvisitation kam, und mich mit ihm über österreichische und badische Schulverhältnisse
unterhalten. Dann ließ er sich in seiner Chaise den schrecklichen Berg hinaufziehen. Ich
hatte das Vergnügen, vor seinem Wagen zu reiten". Über die Uhr auf Bürgeln schreibt
Sander: „Im oberen Stock des Gebäudes ist eine simple Uhr, die doch an sieben Orten
sieben Scheiben regiert, nämlich in den vier Eckzimmern, auf der Treppe, im Saal usw.
Ferner läutet die Uhr ohne aufgezogen zu sein, gleich einem Wecker, um sieben, um
acht und um zwölf. Ein Franzose namens Masson fing die Uhr an, endigte sie aber
nicht. Ein geschickter Schlosser in Kandern vollendete sie. Der letzte Künstler sitzt aber
gegenwärtig im Pforzheimer Zuchthaus, weil er seine Kunst mißbrauchte und falsches
Geld münzte, was aber bald entdeckt wurde." —

Heinrich Sander war ein Sohn des Köndringers Pfarrers Kirchenrats und Superintendenten
Christian Sander. Heinrichs Bruder Nikolaus, Kirchenrat und Professor
in Karlsruhe, war der Freund J. P. Hebels, der „Sander Niggi".

Schon zeitig scheint die Uhr auf Bürgeln ihren Geist aufgegeben zu haben, denn
Pfarrer J. J. Schneider von Feldberg schreibt in seinem 1840 im Verlag C. R. Gutsch,
Lörrach, erschienenen Buch „Das Badische Oberland" u. a.: „Schade, daß die künstliche
Uhr im Schloß, die auf vielen Zifferblättern, in Zimmern, Sälen und Gängen die Stunde
anzeigt, wegen der Kostspieligkeit nicht wieder eingerichtet wird. Ihr Glockenschlag ist
herrlich."

22) Steinenstadt spielte in damaliger Zeit eine bedeutende Rolle für Übergänge über
den Rhein. Schon im Jahre 1792 waren an dieser Stelle Anstalten für einen Übergang
getroffen worden. Unter dem 18. September 1792 vermerkt Pfarrer Herbst in seinem
Tagebuch u. a.: „Draußen am Rhein geht es sehr unruhig und kriegerisch zu. Viele Schiffe
werden auf der Achse nach Steinenstadt geführt und sehr viele Schiffsleute sind dort
zusammengebracht. In Müllheim, Auggen, Schliengen liegt eine große Menge Kaiserlicher,
in Hertingen, Tannenkirch und am Rhein das Korps der Aristokraten. Wie man sagt, soll
ein Einfall ins Elsaß versucht werden." — Aber das Wagnis erfolgte nicht. Am 25. September
1792 schreibt Herbst: „Unvermutet erhalten sämtliche Kaiserliche Befehl, zurück
und rheinabwärts zu marschieren. Die Nachen werden von Steinenstadt v/eggeführt, die
Schiffsleute heimgeschickt."

23) Flora = altitalienische Göttin des blühenden Getreides;
Pomona = altitalienische Gottheit der Baumfrüchte.

24) Hofrat Emanuel Gross war von 1777—1790 Vorstand des Müllheimer Amtsbezirks.
In dem Tagebuch des Abtes von St. Peter, Ignaz Speckle (I. Teil 1795—1802) finden wir
folgende Notiz: „Am 22. August 1798 machte ich Geheimrat Gross (wird auch Hof rat
und Oberamtmann in Müllheim bezeichnet) in Müllheim Visite. Speisete mittags bei
Herrn Gross. Bei Herrn Gross wohnt dessen Nepot, Rat Wild, vorher Professor der
Physik zu Colmar, welcher einen schönen physikalischen und mathematischen Apparat
besitzt, und die Gefälligkeit hatte, uns einige Experimente besonders mit den verschiedenen
Luftgattungen zu machen. Gestern abend hatte ich noch einen Spaziergang auf den
Zielberg bei Müllheim gemacht und gerade bei Sonnenuntergang die prächtige Aussicht
gegen den Rhein von Neuenburg bis Breisach genossen. Müllheim ist einer der
reichsten und fruchtbarsten Orte in der Markgrafschaft."

Michael Friedrich Wild, 1747 in Durlach geboren, kam nach seiner Ausweisung aus
Colmar im Jahr 1792 nach Müllheim. Er schuf im Auftrag des Markgrafen Carl Friedrich
eine einheitliche Maß- und Gewichtsordnung für Baden. Für seine Mitbürger in Müllheim
ließ er in der ehemaligen Gemeindestube eine Gedenktafel mit der Darstellung der
verschiedenen badischen Maße anbringen. Bei der Gemeindestube, dem ersten Rathaus
das über dem Klemmbach am Marktplatz erbaut ist, befand sich im gleichen Gebäude das
Schlachthaus, woran heute noch der Name „Schol" erinnert. Das Gebäude hat in neuerer
Zeit schon den verschiedensten Zwecken gedient. Wilds Gedenktafel wurde 1975 in der
Müllheimer Grundschule angebracht, nachdem diese zur Ehrung des berühmten Bürgers
von Müllheim den Namen „Michael-Wild-Schule" erhalten hat. Wild war mit J. P. Hebel
befreundet und hat dessen alemannisches Gedicht „Der Morgenstern" vertont; er starb 1832
in Müllheim, sein Grabstein befindet sich an der Außenwand des alten Margaretenkirchleins
.

25) Insel der Frau Pfarrer Frommelin: Die später unter dem Namen Schusterinsel bekannte
Rheininsel gegenüber Hüningen. Zuvor in badischem Staatseigentum, wurde sie
1778 an den Pfarrer Joh. Christof Frommel in Weil verkauft. Nach seinem Tod verblieb
die Insel im Besitz seiner Witwe und deren Erben bis zum Jahr 1807.

26) Einem andern Emigranten hat das Leben im Markgräflerland wohl gefallen. Pfarrer
Herbst von Steinen erwähnt in seinem Tagebuch unter dem Jahr 1792 „das leichtfertige

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