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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 1/2.1977
Seite: 78
(PDF, 42 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-01-02/0080
Anmerkungen zu den Bildern
Zu A 6)

Die Ansicht von Müllheim ist die Wiedergabe eines Aquarells, das der Emigrant
Jerome-Marie d'Eon de la Baronnie comte de Cely (1734—1817) gemalt hat. Graf von
Cely war 1791 emigriert. Er schloß sich am 6. November 1795 dem Prinzen de Conde
in Müllheim an und wurde zum Chef der 9. Kompanie der Chasseurs nobles ernannt.
Das Bild kommt uns heute etwas fremd vor. Die einzige im Bild von Müllheim dargestellte
Kirche kann nichts anderes als die Martinskirche sein, doch wissen wir nichts
darüber, daß der Turmhelm einmal die Form einer Zwiebel gehabt haben könnte, wie
dies das Bild zeigt. Zu dem Weg im Vordergrund des Aquarells, der in der französischen
Bildunterschrift als Verbindungsweg zwischen Müllheim und Steinenstadt beschrieben
wird, meint Vicomte Grouvel, dem die sämtlichen französischen Dokumente zu danken
sind, in einem Brief an K. W. Beidek, daß es wohl ein strategischer Weg gewesen
sei, auf dem Wagenkolonnen, Meldgänger und ein ständiges Hin- und Her die Verbindung
von Hauptquartier und Lager hergestellt hätten. Befremdend erscheinen uns
auch die beiden Ruinen von Badenweiler. Doch ist uns bekannt, daß bei der Anlage des
Kurparks in Badenweiler in den Jahren 1870—1880 aus der Burgruine viel Trümmerschutt
entfernt worden ist; es entstanden Aufschüttungen die das Bild verändert haben
mögen. Vielleicht hat Graf de Cely mit dem kleinen Hügel und seinen Gebäuderesten
die römische Badruine und die dicht dabei befindlichen Reste einer römischen Töpferei
wiedergeben wollen, die am Burgberg sozusagen auf einer kleinen Terrasse lagen, ehe
die Auffüllungen vorgenommen wurden. (Brief von K. W. Beidek an Vicomte Grouvel
vom 13. 1. 1957). In einer Reiseschilderung der Friederika Sophie Christina Brun, geb.
Münter (1765—1835) beschreibt die Verfasserin eine Fahrt von Freiburg nach Müllheim
und Badenweiler am 6. September 1801. „Wir wollten die Ruinen des großen römischen
Bades in Badwyler sehen und gingen deswegen nicht nach Müllheim, sondern blieben
eine Viertelstunde vor der Stadt im Posthause, welches eine reizende Lage hat und wo
man wohl bewirtet wird . . . Nach Tisch fuhren wir nach Badwyler . . . Wir bogen gleich
bergein und kamen durch prächtige große Dörfer, welche zwischen wohlgepflegten Wiesen
und unter herrlichen Obstbäumen lagen; und waren also wieder im Markgraf tum Baden.
Das Berggelände, welches wir hinauffuhren, ist entzückend! . . . Vor uns ragen hoch auf
phantastische Bergpipfel und die romantische Ruine des festen Bergschlosses Badwyler
erscheint auf ihrem grünen Berge. — Am Bergabhang, unter dem Flecken Badwyler,
hängt sozusagen das römische Bad. Die Quelle dieses wohltätigen Badewassers ist oben
im Orte aufgefaßt, wo man nun badet. Ein Schutthügel, grün mit Rasen überwachsen,
deckte das Bad wie einst die Maison Quarree zu Nimes. Der Markgraf hat es ganz
herausgraben und mit einem Dach decken lassen. — Ich ritt den Schloßberg hinan und
wir kletterten dann in der trauernden Ruine und bis auf die äußersten morschen Gemäuer
nicht ohne viel Mühe und eigene Gefahr umher ... Es war auch der Mühe wert!
Der Anblick, die ganze Lokalität dieser Burgruine, belohnt sie hinlänglich. Auf einem
einzeln stehenden Felsen liegen die Uberreste wild umher; man windet sich durch Schutthaufen
einzelner Mauerfragmente und wildes Gebüsch hinauf, bis wo der Turm einsam
und schauerlich den Abgrund überhängt . . ."

Zu A 5)

Die Ansicht des Hauptquartiers des Prinzen Conde in Müllheim, ebenfalls nach einem
Aquarell des Grafen von Cely, gibt uns Rätsel auf. K. W. Beidek meinte in einem
Schreiben an Vicomte Grouvel vom 4. Okt. 1956, daß es das Haus Ecke Hauptstraße
und Wehrgasse, das heute der Stadt gehört, sein könnte. Das Haus hatte bis in jüngere
Zeit hinein eine Freitreppe; im Zweiten Weltkriege wurde es durch eine Fliegerbombe
schwer beschädigt, die Ökonomiegebäude brannten am 5. November 1957 ab. Was
K. W. Beideks Annahme bestätigen könnte, ist ein Rückgriff in die Geschichte. Jener
Bereich in Unter-Müllheim gehörte nach der Sievertschen Chronik in früherer Zeit
(15./17. Jahrh.) zum Niedermüllheimer Besitz der Freiherren von Rotberg, „die Häuser
Sehringer, Müllheim, Nr. 76, Sehringer, Hügelheim, Nr. 74 nebst dem jenseits der
Wehrgasse liegenden Haus und Hof, Lenz Nr. 75 und Rieser Nr. 77. Offenbar lag hier
in der Vorzeit einer der größten Niedermüllheimer Edelhöfe, durch welchen sich wie an
anderen Orten die Dorfstraße zog. Im Berain von 1771 wird der Hauptlehenzins auf 20
Sester Roggen und 4 Sester Haber angegeben."

Vicomte Grouvel erwähnt in seinem Brief an K. W. Beidek vom 17. 9. 1956, daß das
im Bild wiedergegebene Haus „das Hauptquartier des Prinzen de Conde vom 22. Mai
1795 bis zum 3. Dezember desselben Jahres, am 3. Juni 1796 vor dem Rheinübergang der

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