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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 1/2.1977
Seite: 81
(PDF, 42 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-01-02/0083
besorgte auch die Sammlung und Ordnung des reichen Aktenmaterials, der
Schriften und Urkundennachweise, und legte damit den Grund für das reichhaltige
Familienarchiv, das heute im GLA deponiert und verwahrt wird.

Dieser Name bietet nun auch den Schlüssel zur Deutung des merkwürdigen
Sinnspruches auf der Ostseite des Steins:
„Ich denck mirs, ist der Ort genannt.
Was sein Herr dacht, bleibt unbekannt.
Doch war es wohl der Mühe wert,
Zu wissen, daß man es begehrt."

Eine kurze Notiz in einer Schrift gibt nun Auskunft über die Zusammenhänge
des Begriffes „Ich denk mir". Um 1717 wurde lt. urkundlicher Aussage
der „Bau eines Hauses" auf dem Platz „Ich denk mir's" und die „Aufstellung einer
Gedächtnistafel wegen dieser Anlage" geplant1).

An was dachte wohl der Stifter des Gedächtnissteins, wenn er die kommenden
Geschlechter zum Besinnen herausfordert? — An Erinnerung und Mahnung im
Nacherleben der Schrecken und Nöte der Kriege! — An Herausforderung und
Pflicht, das Wiedergebaute in Treue zu erhalten und zu pflegen! —

Der nächste Spruch auf der Gegenseite gibt weitere Auskunft: „Ich hab für
mich gebaut, auf Tadel nicht geschaut. Drum tadle wer da will, es nützt und
schadt nicht viel". Auf der Rückseite des Steins sind in einem runden Wappenschild
,dessen Inhalt sehr beschädigt ist, barock gestaltete Pflanzen und in der
Mitte eine aufrecht stehende Taube zu erkennen (die Friedenstaube mit den
Lorbeern zur Erinnerung an den Frieden von Utrecht, 1713;?). Die lateinische
Inschrift am Schildrand entlang lautet: HABITAT MENS GAUTA RECESSUS
(Bewohnt vom Geist der Freude in der Stille).

Am meisten zwingt aber aus naheliegenden Gründen das überlieferte Zeichen,
das Ordensschild der Treue, dessen Träger ebenfalls der berühmte General und
Graf von Rapp war, zur Betrachtung und zum Darstellen der Beziehungen des
elsässischen Landsmannes aus Colmar zu der seit 400 Jahren in Rheinweiler und
Bamlach altehrwürdigen Herrenfamilie von Rotberg.

Im Rheinweiler Herrenhaus der Barone von Rotberg erlebte der aus bürgerlich
bescheidenen Verhältnissen stammende, auf seiner ruhelosen, steil nach oben geführten
Lebensbahn gereifte, mit Ruhm und Ehren, Orden und Würden ausgezeichnete
Mann einen kurzen, aber erhabenen Abschnitt seines Daseins, in der
Erfüllung seiner Sehnsucht, in der Stille der häuslichen Familie und im Frieden
seiner Heimat. Um dieses Verlangen eines Mannes nach 20 Jahren höchsten
Einsatzes auf allen Kriegsschauplätzen an der Seite Napoleons, von den Pyramiden
in Ägypten bis Austerlitz, Danzig, Moskau und an der Beresina, nach
einem häuslichen Herd, nach einem festen Punkt unter einem eigenen Dach, begreifen
zu können, mögen zuvorderst seine soldatischen Einsätze und Erfolge aus
dem „Französischen Heldensaal" zitiert werden:

„Bei seiner entschiedenen Liebe zum Soldatenstande zeichnete sich Rapp gleich
in dem ersten Revolutionskriege durch Tapferkeit und Klugheit aus. Als Adjutant
des Generals Desaix machte er mit demselben die Feldzüge in Deutschland und
Aegypten mit und befand sich an seiner Seite während der Schlacht von Marengo,
als derselbe die Todeswunde erhielt. Im Jahre 1802 wurde er an die Schweizer-
Cantone mit dem Auftrage abgeschickt, daß Frankreich ihre bürgerlichen Unruhen
vermitteln wolle und forderte demnach die Insurgenten von Bern auf, die Feindseligkeiten
einzustellen. Wenige Tage darauf ließ er Freyburg räumen, welches er
kurz zuvor besetzt hatte, nöthigte den Landtag zu Schwyz der Vermittlung beizutreten
, begab sich darauf nach Chur und löste daselbst den Rath auf. Nach
Paris zurückgekehrt, begleitete er Buonaparte nach Belgien, so wie 1805 nach
Deutschland. Bei der Schlacht von Austerlitz warf er mit zwei Escadrons der
Garde-Chasseurs die russisch-kaiserliche Garde über den Haufen und nahm den
Fürsten Repnin gefangen. Der Kaiser verlieh ihm hierauf den Rang eines Divisionsgenerals
. In den Feldzügen von 1806 und 1807 zeichnete er sich mehrmals

Sl


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