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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 1/2.1977
Seite: 87
(PDF, 42 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-01-02/0089
Immer und überall trug die Baronin ihre Klagen gleicherweise vor und zeigte
die Schäden und Verluste auf, welche das Gut in den 25 letztvergangenen Jahren
erlitten hat:

1. den Verlust der grundherrlichen Zins- und Zehntansprüche von den Gütern
über dem Rhein und eines weiteren großen Teils anderer Revenüen (Einkünfte
).

2. Die Kosten und Schäden bei der Einquartierung von Offizieren und Mannschaften
, seit dem 20. XL 1813, öfters auf einmal 100—392 Mann, die im
Schloß aufgenommen und verpflegt werden mußten.

3. Durch verschiedene Kriegsmaßnahmen an ihren Gütern entstandene Schäden:
Am rechten Ufer der Bau einer neuen Verbindungsstraße durch ihren Weingarten
, Matten und Äcker, vom Schloßhang bis zum Weg nach Bamlach; auch
die Dorfstraße wurde hinter dem Ökonomiegebäude „gefährlich" erweitert.
Durch die erste Schiffbrücke und die nun im Bau befindliche Hochbrücke,
welche die beiden Ufer verbindet, wurde die Schiffplätte (?: wohl die Anlagestelle
für die Waidlinge) unbrauchbar.

Der bei Klein-Landau auf den Rotberg-Gütern errichtete Brückenkopf hatte
ebenfalls Schäden verursacht. Die Inseln, auf denen gebaut wurde, waren
ganz von Holz entblößt, zu Faschinen abgehauen worden. Am linken Ufer
verliefen die Gräben und Schanzen über ihre Matten und Äcker.
Von der 1802 erbauten neuen Schiffs-Mühle mit 2 Mahlgängen wurde das
große Eichenschiff — 72 frzs. Schuh lang — und ein kleineres Schiff weggeführt
; Verlust 3928 fl.

Aus der Pächterwohnung des Försters Nußbaumer, in der Au-Mühle bei
Klein-Landau, hatten die K.K.-,Pioniere beim Brückenschlag und Übergang
der Alliierten den Dachstuhl zerstört; so mußte sie das erforderliche Bauholz
um 300 fl wieder beschaffen und die Wohnung herstellen lassen.
Die amtliche Berechnung für die Kriegsschäden lautete insgesamt: 56 913 fl,
allein vom September 1813 bis Juni 1814: 37 017 fl.

Der Schwiegersohn Rapp hatte nun genaue Kenntnis über die wirtschaftlichen
Nöte des Gutes und seiner neuen Familie. Sein „gutes Herz" konnte nicht
anders, als sich — nach dem famosen Wort von Lefebre — mit „wahrhaft brüderlicher
Zuneigung zum bedrängten Hause seiner Frau" einzusetzen. Das Unglück
, das Mdme. von Rotberg nach dem Tod ihres Gatten und des Vaters der
z. Tl. noch unmündigen und unversorgten Kinder, von denen das jüngste erst
3 Jahre alt war, stellte ihn vor neue, ungewohnte Aufgaben. So improvisierte er
eben als „Clan der Familie" die erforderlichen Maßnahmen, auch in der Fürsorge
für seine kleinen Schwägerinnen, denen er im Bekanntenkreis eine standesgemäße
Erziehung vermittelte. Er regelte zunächst die finanziellen Nöte, wobei
er vor allem an die Erhaltung des 400 Jahre alten Stammsitzes der Herren von
Rotberg dachte, das auf keinen Fall „in die Hände der Basler Juden" fallen
durfte.

Das Nächstliegende bot sich an. Er übernahm die Schulden und alle Lasten,
welche auf dem Gut hafteten, um den Anschlagswert von 53 851 fl — nach frzs.
Währung um 121 165 frcs. — als Eigentum. Der Kaufvertrag vom 9. August 1817
lautet:

„Nachdem durch den Tod des Freiherrn Friedrich August von Rotberg, Senior
der Familie der lutherischen und katholischen Branchen, Grundherr zu Rheinweiler
und Bamlach, dessen hinterbliebene Frau Wittib, Freifrau Pauline, geb. Waldner
von Freundstein-Sandersleben-Coligny, nach vorheriger Verzichtleistung ihrer
Kinder vom 10. II. 1814 in den eigentümlichen Besitz des sämtlichen in Rheinweiler
-, Bamlacher- und Blansinger Bann befindlichen, beweglichen und unbeweglichen
Allodial-Vermögens gesetzt worden, sah sich die Freifrau von Rotberg
veranlaßt, mit Beistand des H.Amtmannes Biry von Müllheim, besagtes Allod-

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