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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 1/2.1977
Seite: 91
(PDF, 42 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-01-02/0093
Einem Oberst, der bei einer Begegnung mit Rapp im Salon des Marschalls
Couvion-Saint-Cyr nach der Verbannung Napoleons auf Helena, den Kaiser
angegriffen hatte, entgegnete er umgehend: „Ich finde es höchst befremdend,
daß man es wagt, eine derartige Sprache im Salon eines Mannes zu führen, der
seinen Marschallstab dem Kaiser zu verdanken hat!"

Rapp verbarg auch nicht seine Rührung im Arbeitszimmer des Königs Ludwigs
XVIII., als er dort die Nachricht vom Tode Napoleons erfuhr. Gleicherweise
zollte er aber auch dem König die Hochachtung, wie sie ihm von dessen Seite
bestätigt wurde. So schrieb er: „Sie werden sich erinnern, daß ich dem König
immer Gerechtigkeit widerfahren ließ; er überragt bei weitem seine ganze Umgebung
, die ihn — mit wenigen Ausnahmen — in geradezu schuldhafter Weise
hintergangen hat . . .* Und in einem Brief von 1817: „Wenn je die Kanonen
wieder donnern sollten, werde ich den König bitten, mich auf den schwierigsten
Posten zu stellen, um zu zeigen, daß ich niemals anspruchsvoll oder ein Verräter
war. Er liebte die Offiziere und seine Soldaten, die ihren Rang und ihre
Ehrungen allein ihrer Tapferkeit und ihrer Rechtschaffenheit verdankten, lud
seine ehemaligen Kameraden, Generale, Offiziere wie seinen einstigen Ausbilder
und Unteroffizier Bottmer von Meistratzheim häufig als Tischgäste nach Rheinweiler
ein und besuchte diese selbst in Kasernen.

(Auszug aus: Louis Spach: Biographie über den General Rapp;

sh. Literaturverzeichnis!)

Rapps Leiden verschlimmerten sich, trotz Kuren und Gesundbrunnen und der
täglichen Lust mit Frau und Kindern in der freien Luft des Landlebens: die
Kopfschmerzen steigerten sich bis zur Unerträglichkeit, seine alten Wunden öffneten
sich und „liefen", die rheumatische Arthrose fesselte ihn immer mehr ans
Haus. Er versuchte Besserung bei den Brunnen in Vichy, die ihn aber nur noch
kränker machten und heftige Krisen auslösten. Er unterbrach die Kur vorzeitig,
reiste über Paris, wo er — ein letztes Mal — seine alte Wohnung in der „Rue de
Plumot" aufsuchte, heim zu seinen Lieben, um sich zum letzten großen Abschied
vorzubereiten.

Er starb und ging ein in den „großen Heldensaal" der Geschichte Frankreichs,
am 8. November 1821, im gleichen Jahre wie sein Herr und Meister Napoleon
in der Verbannung auf St. Helena, vielgeliebt von seinen Freunden und Kameraden
, am meisten aber von seiner jungen Frau und den Kindern 9). Nach seinem
Wunsche wurde seine Leiche auf einem Rheinschiff hinab nach Colmar überführt
und dort mit großem Gefolge und Pomp unter dem Geläute aller Glocken der
Stadt zu Grabe geleitet. Der Sarg wurde von Unteroffizieren eines Jäger-Regimentes
getragen und die Enden des Bahrtuches von den Generalen Kessel, den
beiden Waldner von Freundstein, seinen alten Waffenbrüdern von Danzig,
Colonell de Göll, u. a. gehalten 10).

Hinter dem Sarge folgten seine aufrichtig trauernde 24 Jahre junge Witwe,
welche sich nun künftig mit „bewundernswerter Ergebenheit und mütterlicher Fürsorge
für die vier Kinder" einsetzte. Zuerst mußte sie sich um den rechtlichen
Nachlaß des Verstorbenen kümmern, vor allem um den Stand der seit 1817 getätigten
Zahlungen der seinerzeit aufgenommenen Hypothekenschuld, von der
nun noch eine hohe Restschuld von 41 680 fl zu Lasten stand Fürwahr zu den
Sorgen um die Zukunft der Kinder eine schwere Last! Sie rechnete mit den
Gläubigern ab und bevollmächtigte am 29. VI. 1823 ihren Beistand, die Pfandgüter
zum Verkauf öffentlich anzubieten, um die Gläubiger zu befriedigen. Aber
es blieben auf dem Besitz noch lange Zeit Schulden stehen, welche ihre Stieftochter
, Adele von Rapp-Boettcher und ihr Gemahl Eduard Anselm von Rotberg
'Bruder der Witwe), weiter mit zu tragen hatten. So wurden auch mit Einwilligung
des Vormunds der minderjährigen Kinder und Erben Rapps das Schäferhaus
mit dem Schaf stall zu Rhein weiler um 700 fl und weitere 16 Güterstücke um

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