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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 1/2.1977
Seite: 140
(PDF, 42 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-01-02/0142
Über einen Brunner in Rheintal wurde 1671 geklagt, weil er „immer allerlei
landfahrend Gesindel annimmt", und 1720 wurden die Pfarrer angewiesen in
solchen Fällen dem Oberamt oder Spezialat davon „fidele Anzeige" zu machen.
Um 1740 lieferten die drei Pächter auf Martini dem Schaffner zu Neuenburg oder
Auggen den Erblehenszins ab: 10 Pfund Stäbler und 3 Viertel gereinigter Hafer.
Die Vertragsbestimmungen wurden nicht sonderlich beachtet, man verkaufte und
teilte nach Belieben und erst, wenn die Unordnung zu groß wurde, griff der Abt
von Lützel oder das Domstift Arlesheim ein. 1733 schreibt Landvogt Leutrum, es
seien seit 80 Jahren laut den Feldbergischen Gerichtsprotokollen vielerlei Veräußerungen
geschehen, es hätten die Gotteshausschaffner in diesem Stück nicht
sonderlich auf ihres Herrn Rechte aufgemerkt. Im Jahre 1721 hatte Jakob Waldkirch
mit Jakob Greßlin den mittleren Hof von dem Eisenhändler Iselin in Basel
samt allem Zubehör für 1531 Pfund 5 Schilling gekauft12).

Weitere Streitigkeiten um Zinsen und Zehnten ")

Die Einwohner von Rheintal waren seit Einführung der Reformation evangelisch
und gingen in die Kirche in Feldberg ohne dem Pfarrer zehnten zu müssen.
Als aber der in Sulzburg geborene Pfarrer Chr. Fr. Wenkenbach von 1726 bis
1759 in Feldberg war, wollte er sich nicht damit abfinden, daß er „zwar Pfarrer
von Rheintal sein solle, aber nicht einen Heller Nutzen davon habe". Darum griff
er zu und Landvogt Wallbrunn stand zuerst auf seiner Seite, weil der damalige
Schaffner Metzger in Mauchen nicht gleich Beweisstücke für das Recht Lützels
hatte, obwohl das Stift Arlesheim dem Markgrafen das Beginnen Wenkenbachs als
ein „ohngegründetes Anmaßen" bezeichnete. Bevor aber Wenkenbach sich den
Heuzehnten in Rheintal holen konnte, kam ihm der Schaffner zuvor „und ließ
das Heugras ungedörrt und nächtlicherweise hinweg und vermutlich nach Mauchen
führen". Dafür hielt sich Wenkenbach schadlos und nahm das Heu in Vögisheim
weg. Als aber Arlesheim sein Recht mit einem Dokument von 1428 nachwies,
befahl das Oberamt dem Pfarrer 1753 „das Hochwürdige Domkapitel zu Arlesheim
nicht nur in dem heurigen Bezug des Rheintaler Zehnten unangefochten zu
lassen, sondern daß er auch das Entzogene restituieren solle". Doch Kraut, Erdäpfel
, Bohnen, Hanf, Nüsse und Rüben waren verbraucht. Dafür verlangte der
Schaffner mindestens 15 Gulden, Wenkenbach ließ ihm durch den Vogt Riegger
10 Reichsgulden anbieten, hatte ihm aber im Juli 1758 noch nichts bezahlt
und nahm sich den Zehnten in Rheintal, wo er ihn bekam. Das alte Kloster in
Rheintal mit seiner Kapelle verfiel nach und nach, und heute sagen nur noch
bisweilen hervorkommende Mauerreste und ein Teil eines Fenstersturzes im
Garten von Wilhelm Raupp, wo einst das Kloster gestanden hat. Der mittlere
Hof steht heute noch und ist geteilt. Am Pfosten im Schopf steht HGW, AMK
1749 (Hans Georg Waldkirch, Anna Maria Klucker). Über der Eingangstüre im
zweiten Stockwerk, einer Doppeltüre, sind die Namenszeichen HWK, UE 1761
(Hans Waldkirch (Waidgeselle), Ursula Eckerlin (von Muggard)). Es sind wahrscheinlich
die Daten der Übernahme, denn das Haus ist viel älter. Hans Jakob
Waldkirch (die Familie wohnt heute noch in Rheintal) und Hans Jakob Brunner
sind dort 1758 genannt, letzterer auf dem dritten Hof, auf dem schon 1671
Brunner waren. Um 1775 erscheinen Weiskopf, Erler und andere in Rheintal.
Ortsübliche Berechnungen um die Klosterhöfe werden heute noch gebraucht, wie
Hüehnerrai, Weid, Garten, Vögelimatt, Wiimetz, Marmorbuck (Reben) u. a. 1694
verheiratete sich der Waidgeselle Jakob Cramer von Kandern mit der Vogtstochter
Schumacher in Rheintal. Dessen Enkelin heiratete 1770 den Bauern Bartholomäus
Hollenweger dort. An diese Familien und an andere Feldberger Bauern kamen
nach der Säkularisation die Klosterhöfe und -güter; 30 Juchart Wald am Rhein-
talbuck, sowie der Obere und Untere Acker (Wald) kamen an die Stadt Müllheim
. Doch noch heute wird, wie vor 1200 Jahren, von „Rindel" gesprochen.

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