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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 1/2.1977
Seite: 142
(PDF, 42 MB)
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nicht Aufständischen aus andern Gebieten in die Hände falle. Dort richteten sie,
wie darauf in Sankt Trudpert, großen Schaden an. Schlimm erging es dem
Frauenklösterchen Gutnau südlich von Neuenburg. Dessen beide einzigen Insassen
waren nach Neuenburg geflüchtet; die Bauern machten ganze Arbeit, und durch sie
fand das Klösterchen seinen Untergang 15).

Kloster und Klostergut 30 Jahre lang im Besitz der Habsperger

Im Jahre 1538 schrieb der Abt von Lützel, „daß solch Klösterlein (Rheintal)
unserem Kloster zu weit und ungelegen, daß wir nit wohl mögen erkennen und
merken, wie man uns allda huß haltet". Deshalb wohl hat Abt Niklas von
Lützel sechs Jahre später das Kloster an den Amtmann Ludwig Wolf von
Habsperg zu Badenweiler verkauft, „uff die Ewigkeit in Pfand und Satz übergeben
mit allen seinen begriffenen Häusern, Zinsen, Gülten, Hölzern, Weiden
(Wäldern), Wonnen, Wayden, Acker, Matten, Würden, Rechten, Eigenschaften,
Einkommen, Nutzungen und Gefällen, Kleines und Großes, ob auch unter der
Erde, samt allen und jeden In- und Zugehörigen, ganz nichts ausgeschlossen, abgesondert
und vorbehalten".

Dieser Ludwig Wolf von Habsperg blieb noch lange nach seinem Tod „im
Ausland" eine legendäre Gestalt. Von ihm wird erzählt, er habe mit großer
Willkür über Leib und Leben seiner Untertanen geschaltet. Als leidenschaftlicher
Jäger habe er selbst am Sonntag die Treiber aus dem Gottesdienst geholt, wenn
es ihm zu jagen gelüstet habe, und seine Hunde hätten bei Tisch mit ihm aus
einem Teller gefressen. Oft habe ihn seine Frau wegen seiner Hartherzigkeit verwünscht
. „Wenn du nur einmal ewig gehen müßtest!" Das habe sich erfüllt. Noch
lange nach seinem Tode habe er müssen in den Lüften und in den Wäldern jagen
und gehen, und allen, denen er begegnet sei, habe er zugerufen: „Habt ihr meine
Hunde niene gesehn mit lampige Ohre, hinte geschore? Hu! Da, da, da!" 16).

Im Jahre 1556 führte Markgraf Karl II. die Reformation und eine neue
Kirchenordnung ein. In seinem Land wurden die Klöster aufgehoben, und für
die Klostergüter wurden weltliche Schaffner eingesetzt. Aus zwei Akten aus den
Jahren 1574 und 1668, die zufällig von Herrn Karl Fritz in Fahrnau erworben
werden konnten, ist von dem Verkauf des Klosters Rheintal an L. W. Habsperg
mehr zu erfahren; auch auf welche Weise das Kloster wieder an Lützel gefallen ist.

Der verschuldete Statthalter Ludwig Wolf von Habsperg
ist „ins Ausland" geflüchtet

In der Urkunde von 1574 wird auf Pergament und auf 74 Seiten genau beschrieben
, wie der Statthalter von Karlsburg (Durlach), Ludwig Wolf von Habsperg
, zu dem Kloster mit dem Klostergut gekommen war, das er 30 Jahre lang in
seinem Besitz hatte, und wie dessen Sohn Hans Hartmann, der es schon fünf
Jahre zuvor übernommen hatte, das Kloster wieder an die Abtei Lützel im Oberelsaß
abtreten mußte. Im ausführlichen Amtsdeutsch ist festgehalten, daß von
Habsperg für das Kloster und das ansehnliche Klostergut 1500 Gulden bezahlt
hatte. Weil Ludwig Wolff von Habsperg geflüchtet war und Schulden hinterlassen
hatte, kämpften die Erben mit der Herrschaft und anderen Gläubigern
hartnäckig um seinen Nachlaß und um den Klosterbesitz: Abt Rudolf von Lützel
forderte das Kloster wieder zurück. Die Urkunde beginnt: „Wir, Karl von Gottes
Gnaden, Markgraf zu Baden und Hachberg, Landgraf zu Susemberg, Herr zu
Röteln und Badenweiler etc. bekennen und tun öffentlich kund mit diesem
Gerichts-Libell, daß unser gewesener Statthalter Ludwig Wolff von Habsperg
im September des Jahres 1572 sich aus unserer Stadt Durlach hinweggetan — und
sich bisher nit wieder eingestellt noch finden lassen hat". Der Statthalter habe sich

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