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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 1/2.1977
Seite: 150
(PDF, 42 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-01-02/0152
absichten der Deutschen Bundesbahn. All das und noch vieles andere bewegt die
Gemüter mehr oder weniger, je nach dem Standpunkt des Betrachters.

Ein Problem gibt es aber, das sehr viele Menschen bewegt und auch die meisten
von uns ganz unmittelbar betrifft: das ist die Situation unserer Wirtschaft,
speziell der Wirtschaft in diesem Dreiländereck, und die Lage auf dem Arbeitsmarkt
. Die Zahl der Arbeitslosen lag im Dezember 1976 bei 3,8 Prozent und
damit erneut über dem Durchschnitt des Landes Baden-Württemberg (3,2 Prozent).
Diese Arbeitslosenquote ist zu hoch, und es muß alles versucht werden, um sie
abzubauen. Dabei scheint mir vor allem bemerkenswert, daß sich in dieser Zahl
nicht nur der Rückgang der Konjunktur niederschlägt, daß es sich — zumindest,
teilweise — auch um strukturell bedingte Arbeitslosigkeit handelt, die auch bei
einer Konjunkturbelebung allenfalls überspielt, aber nicht grundlegend behoben
werden kann. Ich schließe dies aus mehreren Tatsachen:

1. Aus einer kürzlichen Veröffentlichung der Industrie- und Handelskammer Hoch-
rhein-Bodensee ist zu entnehmen, daß die Zahl der Beschäftigten vom September
1973 bis September 1976 um insgesamt 13 Prozent zurückgegangen ist. Dabei
hat nur die Hälfte der befragten Betriebe die rückläufige Konjunktur als Grund
für den Beschäftigungsrückgang angegeben.

2. Ich schließe dies auch aus einer Reihe von Untersuchungen, die das Land im
vergangenen Jahr in Auftrag gegeben hat und in denen Aussagen über die
längerfristige wirtschaftliche Entwicklung — insbesondere über die Arbeitsplätze

— gemacht worden sind. Es handelt sich um Prognosen, bei denen versucht
wurde, aus einem breiten Spektrum von Annahmen einige wahrscheinliche herauszugreifen
und in eine Hochrechnung aufzunehmen. Diese Prognosen können
zwar keinen Anspruch auf Genauigkeit erheben, insbesondere sind Arbeitsplatzprognosen
stets mit einer verhältnismäßig hohen Fehlermarge behaftet.
Trotz dieser Unsicherheit lassen diese Untersuchungen aber einen Trend erkennen
, den wir in den kommenden Jahren zu erwarten haben.

Und dieser Trend ist gerade für unsere Region Hochrhein-Bodensee wenig erfreulich
. Während in vielen anderen Regionen des Landes die Arbeitsplatzbilanzen
noch einigermaßen ausgeglichen sind, weist unsere Region ein besonders
negatives Ergebnis auf. So wird die Zahl der erwerbsfähigen Personen
in den Jahren 1985/90 die Zahl der Arbeitsplätze ganz beachtlich übersteigen.

— Wir haben dies für den Landkreis Lörrach ausgerechnet. — Trotz allgemein
jetzt rückläufiger Bevölkerungszahlen werden wir erst Mitte der 80er Jahre
infolge der Altersstruktur den Kulminationspunkt erreicht haben, weil immer
stärkere Jahrgänge in das Berufsleben eintreten. So werden bis dahin altersbedingt
lediglich ca. 16 000 Personen aus dem Erwerbsleben ausscheiden, demgegenüber
aber rund 36 000 hineinwachsen. Dem Arbeitsmarkt werden demzufolge
rund 20 000 Arbeitskräfte mehr zur Verfügung stehen als heute. Das
ist ein Problem, das uns in den nächsten Jahren außerordentlich stark beschäftigen
wird. So werden besondere wirtschaftspolitische Anstrengungen
gemacht werden müssen, wenn wir in unserer Region nicht in eine ausgesprochen
negative Entwicklung hineinkommen wollen. Negativ, weil wir sonst
entweder mit einer permanenten überdurchschnittlich hohen Arbeitslosenquote
rechnen müssen oder weil wir große Bevölkerungsteile zur Abwanderung in
Gebiete zwingen, die noch Arbeitsplätze anzubieten haben.

Eine solche Wanderungsbewegung würde aber nicht zur Entflechtung der Verdichtungsräume
im Lande führen, hätte also auch siedlungs- und strukturpolitisch
absolut unerwünschte Konsequenzen.

3. Solche Befürchtungen sind leider nicht von der Hand zu weisen. Symptomatisch
ist sicher die Tatsache, daß wir im Landkreis Lörrach in den beiden letzten Jahren
einen Bevölkerungsrückgang von rund 4 000 Einwohnern zu verzeichnen

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