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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 1/2.1977
Seite: 165
(PDF, 42 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-01-02/0167
„großen psychischen Belastungen" verursacht waren. Als Ursachen dieser reaktiven
Depression findet Berthold „. . . im wesentlichen Arbeitsüberlastung, mangelnde
Gesundheit und — so seltsam dies klingt — unüberwindliches und unerfüllbares
Heimweh". Berthold bewegt sich also in seiner Diagnose in durchaus moderner
Weise auf den Pfaden der Psychosomatik, wenn er existentiell und personell verursachte
emotionale Spannungen für krankheitsverursachend hält; es bliebe einer
weiteren Perlustrierung von Hebels Leben und Lebensumständen vorbehalten,
durch Fixierung besonderer Ereignisse oder Lebensprozesse eine Parallelität —
vielleicht auch einen psychosomatischen Kausalzusammenhang mit Hebels Krankheiten
herzustellen.

Schließlich wird auch Hebels Lebensende und die ihm voraufgegangenen Beschwerden
besprochen. Der Sektionsbericht des behandelnden Arztes Griesselich ist
dazu erstmals vollständig abgedruckt. Das Ergebnis ist: Die Folgen einer chronischen
Diverculitis und davon unabhängig ein circulär wachsendes Rextumkarzinom
führten zum Ileus; „daraus entwickelte sich eine diffuse Durchwanderungsperito-
nitis", an deren Folgen Hebel an Herz- und Kreislauf versagen gestorben ist. Man
muß diesem medizinisch-pathologischen Krankheitsbild gegenüberhalten, welche
Fülle an Arbeit Hebel trotz zunehmender Beschwerden in seinem letzten Lebensjahrzehnt
bewältigt und wie er die letzten Schmerzenstage geduldig und in gewohnter
gelassener Haltung überstanden hat, — und man wird auch von dieser
menschlichen Seite her eine erneute Hochachtung vor Hebels Persönlichkeit und
Haltung gewinnen.

Zuguterletzt noch ein paar Beobachtungen zum Nachleben von Hebels Werk
und Andenken. Hier möge am Anfang stehen die Erinnerung an Martin
Heideggers Schrift „Hebel — der Hausfreund", 2. Aufl. 1958. Sie ist nach dem
Urteil von Peter Katz in der Theologischen Zeitschrift 1959 „ein Aufruf zurück
zur Tiefe und Quellenverbundenheit, die sich in der . . . Dichtung und ihrem
Werkzeug, der Sprache, gerade bei Hebel Ausdruck schafft, und eine Warnung
vor unserer Roboterzeit, die diese Welt zerbläst. . . Sie stellt die Gesundheit und
Heilkraft von Hebels Wesen und Werk in helles Licht".

Zum Nachleben Hebels hat uns der Berichtszeitraum eine Kostbarkeit ohnegleichen
geschenkt: Die zweibändige Gesamtausgabe der Briefe Hebels, 1957 in
Karlsruhe erschienen, herausgegeben und erläutert von Wilhelm Zentner, dem verdienten
Hebelforscher unserer Tage. Zentner hat diese Briefausgabe gestaltet auf
Grund seiner früheren Editionen von 1939, zerstreuter Veröffentlichungen und
noch ungedruckten Materials, hat sie durch mehrere Register erschlossen und mit
Anmerkungen und Einleitungen versehen, die über Briefempfänger, erwähnte
Personen und Fakten solide Auskunft geben; so reiht sich dieses Brief werk würdig
der großen dreibändigen Ausgabe von Hebels literarischem Gesamtwerk an, das
der gleiche Wilhelm Zentner 1923/24 schon herausgegeben hatte. (Hier verdient
auch der Verlag C. F. Müller ein Dankeswort, der als der eigentliche Hebelverlag
das Werk unseres Dichters betreut.) Der Bedeutung nach — biographisch wie
literarisch gesehen — sind die Briefe Hebels zum Werk nicht allein subsidär,
sondern ebenso wichtig. Hebel ist zeitlebens ein Meister im Brief schreiben gewesen;
gelassen, aber beteiligt berichtend, ausgleichend und beruhigend, heiter ironisch
die Schwächen der Zeit wie auch die eigenen glossierend, klarsichtig und doch
verständnisvoll, haben seine Briefe seinen Freunden Kenntnis gegeben von seinem
Denken, Dichten und Leben — und tun es heute noch: eine unschätzbare Quelle,
aber auch Kunstwerke ihres Genres.

Des weiteren wäre auch eine Fülle von Editionen und Übersetzungen in verschiedene
Kultursprachen anzuzeigen. Es seien nur die folgenden genannt: Die
dreibändige Ausgabe, die der Altmeister der Hebelforschung, Wilhelm Altwegg,
1942 in Zürich herausgegeben hatte; eine zweite Auflage erschien 1958 in Freiburg.
Dann die 1958 in Berlin erschienene zweibändige Ausgabe gesammelter Werke
Hebels, die Eberhard Meckel vortrefflich zusammengestellt und meisterlich eingeleitet
hat. Weiter die dreibändige Ausgabe des Basler Verlags Birkhäuser, die

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