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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 1/2.1977
Seite: 190
(PDF, 42 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-01-02/0192
Georg Friedrich Ros(s)kopf kaufte — so berichtet die Schrift „Roskopf-Verband
1939—1949", La Chaux-de-Fonds, 1949 — nach seiner Verheiratung das Gebäude
Nr. 18 der Leopold-Robert-Straße in La Chaux-de-Fonds. Dort wurde
1943 auf Veranlassung des „Roskopf-Verbandes" eine Erinnerungstafel angebracht
. Sie lautet:

„La premiere montre Roskopf a ete fabriquee dans cette maison en 1867 par
son inventeur G.-F. Roskopf"

In der Schrift des Roskopf-Verbandes steht ferner (S. 14 f.):

„. . . Roskopf, der mehr Uhrmacher als Kaufmann war, kam dabei nicht immer
auf seine Rechnung. Plötzlich gab er deshalb die Fabrikation auf und verkaufte
1850 seinen Betrieb an die Herren Engler und Hoch. Im darauffolgenden Jahr
wurde er Mitarbeiter eines Comptoir in Chaux-de-Fonds der Firma Gebr. B. J.
Guttmann aus Würzburg, wobei er Gelegenheit fand, seine kaufmännischen
Kenntnisse zu vervollständigen. Fünf Jahre später kehrte er in die Uhrenbranche
zurück. Zusammen mit seinem Sohne und einem ausgezeichneten Uhrmacher,
Henri-Edouard Gindraux, gründete er die Firma Roskopf, Gindraux & Co, die
indessen nur 2 Jahre bestand, da sein Partner als Leiter an die Uhrmacherschule
nach Neuenburg berufen wurde und sein Sohn in Genf ein eigenes Unternehmen
eröffnete."

In „Technique and History of the Swiss Watch" London/New York/Sydney/
Toronto, 1970, wird Roskopfs an Besessenheit grenzender Wille, eine für breite
Massen erschwingliche, genau gehende Uhr zu erfinden, geschildert. Es gelang ihm
schließlich, eine Uhr zum Verkaufspreis von Fr. 20,— auf den Markt zu bringen.
Gegen alle skeptischen Voraussagen wurde ihm an der Weltausstellung 1868 in
Paris für diese Erfindung die Bronzemedaille zuerkannt. Das „Historisch-biographische
Lexikon der Schweiz" a. a. O. vermerkt, Georg Fr. Ros(s)kopf sei am
14. 4. 1889 in Bern gestorben. Der Name dieses Familiengliedes lebt fort im 1939
gegründeten Verband der Schweizerischen Roskopfuhren-Industrieller (Sitz des
Sekretariates in Biel).

Frau Gudrun Welsch-Weis, Lörrach, berichtete mir lustig und anmutig über
einen Roßkopf, den Urgroßvater des Kunstmalers Hermann Daur, einen echten
Bauern. Wir erfahren dabei auch noch Umstände, die früher alltäglich waren,
heute aber ungewöhnlich anmuten: Es geht um Michel Roßkopf (siehe dazu Ortssippenbuch
Fischingen * 6. 10. 1773 in Efringen als Sohn Friedlin R. und der
Magdalena geb. Burtschin; er heiratete am 31. 5. 1795 die Fischingerin Anna
Maria Müller; der Ehe entsprossen zwei Töchter und ein Sohn; die älteste Tochter
Maria Magdalena heiratete den Teilungskommisär und Steueräquator Daur und
hatte 10 Kinder). Frau Welsch entnahm dem Censurbuch Fischingen und anderen
Quellen:

„Im Roßchopf Michel si Frau het wüsse welle, ihre Maa heig's mit em ledige
Hagischt Meidli und d Frau Roßchopf het däm ledige Meidli alli Erdeschand
gsait, und das öffentlich.

Magdalena Hagistin ließ sich dies nicht gefallen und meldete die Sache dem
Censurgericht. In jener Zeit waren noch für die Dorfhändel aller Art die Dorf-
und Censurgerichte zuständig, welchen der Pfarrer vorstand, wobei der Vogt,
Waisenrichter, Geschworene und zwei, drei ehrenhafte Männer der Gemeinde
noch mit im Gericht saßen. Sie untersuchten an Ort und Stelle, hörten Zeugen
und sprachen sofort Urteil.

So wurden auch die angeblichen Seitensprünge des Roßkopf und der Lebenswandel
der Klägerin Hagist untersucht. Man konnte nichts Ehrenrühriges feststellen
, Frau Roßkopf mußte sich bei der Hagistin entschuldigen. Vorausblickend
urteilte das Gericht zusätzlich: die Hagistin habe künftighin das Zusammentreffen
mit dem Roßkopf in Basel, auf der Straße, im Dorf und auf dem Felde zu meiden
, um keinen Schein zu erwecken. Michel Roßkopf kam ungschoren davon, er
mußte lediglich vor dem Gericht seiner Ehehälfe Frieden geloben und nach alter
Tradition ,e Schmutz ge\ Das war im Jahre 1800, im März.

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