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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 1/2.1977
Seite: 194
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-01-02/0196
ist das Land am Ufer des Flusses, wo der fleißige Bewohner Getraide und Gartengewächse
im Überflusse baut. Die Fläche wird durch mäßige Hügel zerschnitten,
auf denen jener Wein wächst, der in hiesigen Gegenden so sehr für den gewöhnlichen
Tafelwein gesucht wird. Große Dörfer liegen in Menge umher, und die
Landleute sind wohlhabend und genießen einen Grad von Aufklärung, welchen
sie der guten Einrichtung ihrer Schulen zu danken haben. Von ihrer feinen Bildung
hab ich Ihnen schon ein andermal, bey Gelegenheit des Schlosses Rötelen,
geschrieben. Mich dünkt, die Landmädchen halten hier ein gewisses Mittel zwischen
den Städtern und dem Rohen des Landvolks. Auch ihre Tracht ist ihnen
eigen, und äußerst vortheilhaft, eine gute Figur sichtbar werden zu lassen. —
Sonderbar ists, daß das Geschlecht auf der andern Seite des Rheins, im Elsas und
auf dem Lande im Canton Basel, in jeder Rücksicht von den Markgräflern unterschieden
ist. Ich sehe da nicht drey gute Figuren für zehne, die ich hier sehe.
Auch weiß man das zu Basel, wo ein großer Theil der Dienstmädchen Mark-
gräflerinnen sind. Vorzüglich sagen Witwer und alte Junggesellen, daß diese
Mädchen vortreflich eine gute Wirthschaft zu führen wissen, und ein wahrer
Schatz im Hause sind.

Ich hielt mich zu Auggen und Mühlheim auf, zwey Dörfer, auf deren benachbarten
Hügeln man Aussichten findet, die wahrhaft verdienen, daß man darnach
reist. Man sieht einen Theil des Schwarzwaldes, dessen hohe Gebirge sich hinter
diesen Dörfern allmälig erheben; die Schweizerberge, die Vogesen und weit den
Rhein hinab bis Breisach und Colmar.

Auch ist nicht weit von hier ein Bad, Badenweiler, das ein paar Monate des
Sommers besucht wird, und in dessen Nachbarschaft ein zerstörtes mit Epheu verwachsenes
Schloß ist, das eben so sehr ehrwürdig wegen der romantischen Trümmer
, als wegen der Aussicht die gewährt, sehenswürdig ist." [Die römische Badruine
wurde erst 1784 wieder entdeckt!]

S. 240—243: „Montag den 16. May 1779. Ich suche jede Gelegenheit auf,
aus der Stadt [Basel] zu kommen, und eine Zeit zu genießen, für die wir mit
jedem Jahre gefühlloser werden; denn das reine kindliche Gefühl für einen Frühlingstag
, für eine lachende Aussicht, für eine grüne Wiese, für einen Baum — der
volle, innige Genuß, in dem man sich so ganz hingiebt, auflebt, und mit der
neugebornen Natur jung wird — ach! Lieber, ich fühls, daß das mit jedem Jahre
abnimmt.

Gestern ging ich mit einer Gesellschaft von Mannspersonen früh, sehr früh aus,
um einen Berg zu ersteigen, der in der Nachbarschaft von Basel liegt; von dessen
Aussicht ich mir viel versprach, auch seit drey Jahren hinauf verlangt hatte, ohne
je zum Zweck gekommen zu seyn. Ich war nun oben, und besähe die von der
Morgensonne beleuchtete Stadt mit der ganzen schönen Fläche, den Bergen umher
und der Ferne, die sich in der Luft verbläst. Sie können sich nicht vorstellen, was
es ist, den Rhein einige Stunden lang zu sehen, wie er sich durch das schöne Land
schlängelt [!], und die Länder so vieler Herren anspült! Die Städte und Dörfer
alle liegen daran herum, so ruhig, so stille! Aller der Lärm und das Umhertreiben,
Zank, Neid, Verdruß — alles schwindet in der Ferne und zeigt Ihnen nichts als
das Bild der Ruhe und des Friedens.

Das Außerordentliche auf diesem nicht eben hohen Berge ist, daß man ganze
Reihen von Schneebergen sieht, die doch immer über vierzig Stunden, vielleicht
weiter entfernt sind. Ich sähe sie, wie lichte Wolken hinter den übrigen Wolken;
ein großes Fernglas zeigte sie so deutlich, daß ich Umriß, Licht, Schatten und
Nüancen erkennen konnte. Es ist etwas sehr majestätisches, diese Körper in
solcher Ferne zu sehen, und der Gedanke daran gewesen zu seyn, auf ihnen und
unter ihnen gewandelt zu haben, hat so etwas liebes und angenehmes, das einen
(wie man zu Basel sagt) anheimelt. Gern hätt' ich gewußt, was das wohl für
Schneeberge seyn müssen; einer darunter kündigt sich durch Form und Höhe für
das Wetterhorn an, und viele halten ihn dafür, wenn ich aber die Lage bedenke,
so ist mirs nicht wahrscheinlich, daß das die Schneeberge seyn können, die Bern und

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